Wer sich heute für die Umwelt einsetzen möchte, kann aus diversen Maßnahmen wählen: Veganern etwa geht es oft nicht nur um das Tierwohl, wenn sie auf tierische Produkte verzichten, sondern auch um die Vermeidung von Rodung für Nutztiere und deren Futteranbau. Wer auf Klimakompensation setzt, gönnt sich zwar die ein oder andere Flugreise, sorgt aber durch seine Unterstützung für Klimaprojekte dafür, dass der entstandene Schaden kompensiert wird. Und natürlich gibt es die Zero-Waste-Bewegung, die sich unter anderem an Plastikverpackungen stört. Doch auf Kunststoff zu verzichten ist nicht immer automatisch gut für die Umwelt.
Lieber Plastik als gusseiserne Box zum Transport
„Kunststoff ist einer der größten Siegeszüge der letzten 100 Jahre“, sagt Malte Biss, Gründer und Geschäftsführer von Flustix. Das Unternehmen zeichnet mit seinen Plastikfrei-Siegeln Produkte aus, die – bei der Verpackung, im Produkt oder komplett – auf Plastik verzichten. Zumindest dort, wo es Sinn macht. Denn durch seine Leichtigkeit kann Plastik für das Klima durchaus weniger schädlich sein als Alternativen: „Wenn zur Wahl steht, ob die Tomaten in einer gusseisernen Kiste oder in einer Plastikkiste transportiert werden sollen, ziehen wir die wiederverwendbare Plastikkiste vor“, so Biss. Sein Credo daher: „Wir wollen Kunststoff nicht stigmatisieren, denn Kunststoff ist ein genialer Werkstoff, nur unser Umgang damit ist ausgeufert und derzeit nicht der richtige.“
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220 Kilogramm Verpackungsmüll im Jahr – pro Kopf
Wie falsch der Umgang mit Verpackungen in Deutschland ist, zeigen die Zahlen des Bundesumweltamtes. 2016 fielen in Deutschland insgesamt 18,16 Millionen Tonnen Verpackungsabfall an, das entspricht über 220 Kilogramm pro Kopf. Das wiederum bedeutet: Jeder von uns schmeißt jeden Tag mehr als 0,6 Kilogramm Verpackungen in den Müll.
Dabei gibt es durchaus Alternativen zu Plastikverpackungen, etwa aus Stärke oder Seegras, sogar Pilze als Schaumstoff gehören zu den bisher entdeckten ökologischen Gegenvorschlägen. Bisher dominiert jedoch weiterhin Plastik bei Verpackungen. Denn mit Plastik lassen sich heute viele Produkte leicht verpacken und transportieren, auch zum entlegensten Endkunden – und das für einen oft sehr günstigen Preis. „Kunststoff hat den Konsum demokratisiert,“ sagt Malte Biss daher. Er sieht es als seine Mission, die Plastikflut einzudämmen – jedoch ohne dabei dogmatisch zu sein: „Wir möchten Kunststoff dort vermeiden, wo es wirklich sinnvoll ist, nämlich als Wegwerfware im täglichen Leben“, sagt der ehemalige Journalist.
Unternehmen in der Verantwortung
Auch wenn es die Verbraucher sind, die viel Plastik entweder direkt kaufen oder aber die Verpackungen wegschmeißen, sind es doch die Unternehmen, die diese produzieren und in den Handel bringen. Beispiel Buchbranche: Hier haben die Verlage ihre Bücher meistens eingeschweißt ausgeliefert. Ende 2018 meldeten immer mehr Verlage, die Folierung zukünftig zu unterlassen. Dass solche Maßnahmen nicht für alle Branchen gleichermaßen geeignet sind – etwa im Medizinbereich, in dem Hygiene gewährt werden muss – ist auch Malte Biss klar. Bei alltäglichen Produkten, die problemlos auf Plastik verzichten oder es reduzieren könnten, zeigt er sich jedoch vom Öko-Bewusstsein der Kunden überzeugt: „Wenn der Kunde zwischen zwei Produkten auswählen kann, die die gleiche Leistung anbieten und der Verbraucher einen Unterschied sieht, dann wird er mit Sicherheit das Produkt nehmen, welches nachhaltiger eingepackt ist. Es geht nicht mehr nur um Ware beim Einkauf, es geht auch um ein Gefühl beim Konsumenten danach und beim Konsum.“
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Titelbild: pexels.com