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Über Leistung wird in diesen Wochen sehr kontrovers diskutiert. Und diese Debatten durchziehen die verschiedensten gesellschaftlichen Felder. Angefangen bei der Wirtschaftsleistung und der Rolle Deutschlands im globalen Machtgefüge bis hin zum Sport. 

Deutschland fällt in den einschlägigen ökonomischen Rankings zurück. Die Gründe hierfür sind vielschichtig, die Debatten hierüber dominieren nervös den öffentlichen Diskurs, dabei bilden sie doch nur die vorhersehbaren Positionen der jeweiligen politischen Lager und Interessenvertretungen ab.

Müssen wir uns nicht von neuem fragen, welche Leistungen wir erbringen wollen und erbringen können?

Ich kann vielen Forderungen nach Veränderung zustimmen, was mich aber stört, ist der weitgehend unreflektierte öffentliche Umgang mit dem Begriff der Leistung selbst. Müssen wir uns nicht von neuem fragen, welche Leistungen wir erbringen wollen und erbringen können? Und wenn wir uns das fragen, sollten wir die Kontexte mit einbeziehen, die von enormen Verschiebungen geprägt sind: die psychosozialen Wirkungen der Corona-Pandemie, die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des russischen Angriffskrieges und die neuen Bedingungen, die in der Folge des Klimawandels unser wirtschaftliches und politisches Handeln bestimmen.

High-Performer versus gesellschaftliches Sein

Meine These: Die selbst gesteckte Erwartung an den ehemaligen Exportweltmeister Deutschland, wirtschaftlich dauerhaft ein High-Performer zu sein, trifft auf eine gesellschaftliche Befindlichkeit, die ein Unwohlsein und Hadern mit der Forderung nach dauernder, unablässiger Leistungsbereitschaft an sich zum Ausdruck bringt. Wir leben eben nicht durchgängig in einer High-Performance-Welt, sondern in einem brüchigeren Gebilde, in dem Leistung immer nur ein relativer Bezugspunkt des eigenen Lebens und seines gesellschaftlichen Umfelds sein kann. Leistung, die gut für unsere Entwicklung ist, unseren Erfahrungsschatz und unsere Selbstwirksamkeit erhöht, kann nicht in der reinen datenbasierten Entsprechung von vorgegebenen Statistiken und Standards liegen. Ihr Ort ist ein anderer. 

Wo mag er liegen?

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Antworten auf diese Frage finden Sie in unserem dieser Tage erscheinenden Buch von Magdalena Neuner, Christopher Spall und Christian Grams: »Peak Performer. Von Spitzenleistern lernen, das echte Leben zu meistern«. Im Sport, genauer im Leistungs- und Profisport, ist Leistung ein gesetztes Ziel, das zu hinterfragen sinnlos erscheint. Das System, der Verband, die Sponsoren und das Publikum: Alle Stakeholder des professionellen Sports setzen den unbedingten Leistungswillen der Athletinnen und Athleten voraus. Leistungsbrüche in Form von Niederlagen oder Formschwäche treffen meist auf Unverständnis. Und dann liest man irgendwann den Bericht über einen Burnout und kommt ins Grübeln. Auch sich selbst gegenüber.

Welcher Leistungsbegriff ist der angemessene für mich?

Olympiasiegerin Magdalena Neuner spricht in ihrem Buchbeitrag offen über Erfolge und Misserfolge, Triumphe und Krisen. Zehn Jahre nach ihrem Ausscheiden aus dem Profi-Zirkus kommt sie zu der Erkenntnis: „Bei Peak Performance geht es nicht um Olympiasiege. Es geht darum, gemäß seinem eigenen Potenzial die schönste Version seines Lebens zu erleben und leben zu dürfen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger“.

Wo ist mein Ort der Mitte?

Zwischen mehr und nicht weniger liegt also ein Ort der Mitte, nach dem sich unser aller Leistungsstreben richten sollte. Es ist der uns angemessene Ort, den man nicht ohne Fleiß und Disziplin, aber auch nicht ohne günstige Umstände erreichen kann. Nichts spricht dagegen, an diesem Ort Weltmeister*in zu sein, im Export oder im Sport. Und wenn es dieses Jahr nicht klappt, der nächste Wettbewerb wartet auf uns.

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