2019 war für mich ein Buchjahr des großen Palavers und der kleinen Dialoge. Einerseits das große Ganze – Politik, Digitalisierung, Religion –, andererseits die feinen Sandstrände unter dem Pflaster. Alltag, Alternative, Aktion. Vierzehn Sachbücher sind es gewesen, die mich bereichert haben. Im Großen und Ganzen. Und im Kleinen und Feinen. Ein stabiler Jahrgang.
Für alle, die noch Revolte in sich spüren, Gleichgesinnte suchen und morgen die Ärmel hochkrempeln wollen. Ein bisschen Strand ist überall.
Marko Martin: Dissidentisches Denken (Die Andere Bibliothek)
Spuren und Pfade, Krümel und Brocken, Dunkel und Licht. Die wunderbare Entdeckungsreise in Lebens- und Künstlerwelten jenseits des Dissidentenrubikons.
Rebecca Strickson, Margarete Stokowski: We are feminists! (Prestel Verlag)
Infografische Weltordnung der Frauenrechte. Auf den Punkt, präzise, teils beschämend. Ein Gute-Gründe-Buch für Frauenpower aller Art.
Thomas Beschorner: In schwindelerregender Gesellschaft (Murmann Verlag)
Wie Schwindler eine Gesellschaft ins Schwindeln und Beschwindelt werden bringen. Ein entlarvender Blick in die Bocksgesänge und das Sirenengeheul moderner Gesellschaften.
Armin Nassehi: Muster (C. H. Beck)
Messerscharf seziert der Meistersoziologe die digitale Transformation als kleinteiligen Blick in die verborgenen Verbindungslinien gesellschaftlicher Realitäten. Ein Musterwerk!
Adrian Lobe: Speichern und Strafen (C. H. Beck)
Die Digitalisierung frisst ihre Kinder. Der unbestechliche Blick in den Datenstoffwechsel digitaler Unternehmen. Brodelnde Geräusche aus dem KI-Verdauungstrakt.
Ian McEwan: Maschinen wie ich (Diogenes)
Sex mit Roboter. Dialog mit Androiden. Eine kleine Geschichte digitaler Einsamkeiten. Bizarr und trotzdem ganz realitätsnah. Am Ende sind wir alle nur Maschinen, in denen bisweilen Menschen sitzen.
Julian Barnes: Kunst sehen (Kiepenheuer & Witsch)
Eine Lebensreise mit vorbeidefilierenden Kunstwerken. Aufrichtige Interpretation, persönliche Assoziation und minutiöser Indie-Ausstellungsführer. Ein intellektuelles Kleinod.
Ai Weiwei: Manifest ohne Grenzen (kursbuch.edition)
Die Essenz im Denken des chinesischen Weltkünstlers. Reduziert auf das Maximum an Ausdruckskraft. Grenzen verschwinden, Humanität bordet über. Weit wegweisend.
David Sinclair: Das Ende des Alterns (DuMont)
Auf die Gene kommt es an. Einerseits. Andererseits die Lust am Leben nicht verlieren. Kontroverses Wissenschaftswerk übers ganz Altwerden mit Prägestempel.
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Tim Crane: Die Bedeutung des Glaubens (Suhrkamp)
Ein Atheist entwickelt ein Toleranzgebäude für die Religion. Und fordert gegenseitige Übersetzungsleistungen als narrativen Nährboden gegenseitigen Verstehens.
Katharina Hacker: Darf ich dir das Sie anbieten? (Berenberg Verlag)
Leichtfüßige Essays im Minutentakt. Ideal in überfüllten S-Bahnen, aufbrausendem Straßenlärm oder in unendlichen Warteschlangen. Auch zum Selber reinkritzeln.
Klaus Erfort: Drei Sterne. Zu Hause. (Tre Torri Verlag)
Ein kulinarisches Wendebuch für Dick und Doof. Einerseits aufwändige, unbezähmbare Rezeptkolosse aus dem Drei-Sterne-Restaurant. Andererseits Nachkochen leicht gemacht. Amateure, freut euch!
Oliver Sacks: Die feine New Yorker Farngesellschaft (Liebeskind)
Mein Sachbuch des Jahres. Lebenskluger Reisebericht des viel zu früh verstorbenen Neurologen nach Mexiko. Skurrile Nebenpfade, botanischer Nachhilfeunterricht und Lebenshilfe. Alles auf einmal, kein erzählerisches Gramm zu viel.
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Titelbild: pexels.com