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Haben Sie heute vermehrt Frauen (und Männer) mit roten Handtaschen gesehen? Roten Rucksäcken oder Jutebeuteln? Dann sind Sie Zeuge eines Protests geworden. Denn die rote Tasche ist ein Sinnbild für den heutigen Equal Pay Day. Sie soll die roten Zahlen im Portemonnaie der Frauen symbolisieren. Dieses Sinnbild wird schon seit der 1988 in Amerika gestarteten Red Purse Campaign verwendet und ist bis heute ein klares Statement für den Kampf gegen Lohnungerechtigkeit.

Gehalt und Frauen – weiterhin ein ungleiches Thema

Eine, die das gesamte Jahr über rote Businesstasche oder ihre kleine rote Freizeittasche trägt, ist Sandra Nix, erste Vorsitzende der Business and Professional Women – Hamburg e.V. (kurz: BPW Hamburg). Der BPW Germany hat den Equal Pay Day initiiert und organisiert ihn bis heute. Sie weiß: „Über Gehalt zu sprechen, ist in Deutschland weiterhin ein Tabu.“

Lohngerechtigkeit und Gehaltstransparenz – das sind die zentralen Aspekte beim Equal Pay Day. Denn bis heute, den 18. März 2018, haben Frauen in diesem Jahr umsonst gearbeitet – zumindest rein statistisch gesehen. Wie es zu dem Datum kommt? Ganz einfach: Die 77 Tage vom Jahresanfang bis heute entsprechen 21% des Jahres. Und laut Statistischem Bundesamt sind es eben diese 21 Prozent mehr, die Männer an Durchschnittsbruttolohn erhalten als Frauen. Über 1000 Aktionen in ganz Deutschland begleiten den Aktionstag, der dieses Jahr unter dem Motto „Transparenz gewinnt“ steht. Denn Transparenz wird als zentrales Element für die Lohngerechtigkeit angesehen.

Equal Pay Day: Wie Lohngleichheit geschaffen werden soll

Ein erster Schritt in Richtung Lohngerechtigkeit ist laut Sandra Nix das Entgelttransparenzgesetz, welches durch die Kampagne des letztjährigen Equal Pay Day Kongresses in die Wege geleitet wurde. Ausreichend ist dieses Gesetz aber noch lange nicht, finden viele Gleichheitsbefürworter, da es erst ab einer Unternehmensgröße von 200 Mitarbeitern greift und zudem Frauen aktiv nach der Offenlegung der firmeninternen Durchschnittsgehälter fragen müssen.

Doch ein Aktionstag ist den engagierten Befürwortern nicht genug: Die BPW Clubs bieten ein Mentoring-Programm an, von Frauen für Frauen – zur Hilfe auf dem Weg in die Selbstständigkeit oder der Übernahme einer Führungsrolle. Hier stehen erfahrene Mentorinnen mit informellem Wissen, Praxiseinblicken und Kontakten für ihre Mentees zur Verfügung, damit diese sich durch deren Know-How leichter tun. Im besten Falle erlangen sie so Transparenz über die Gehaltsstrukturen ihrer Branche und können pointiert in Gehaltsverhandlungen gehen. Auch branchenspezifische Angebote gibt es: etwa durch die Bücherfrauen für die Buchbranche, in der es trotz der hohen Anzahl an Arbeitnehmerinnen immer noch eine Überzahl von männlich besetzten Chefsesseln gibt.

Gründe für die ungleiche Bezahlung von Männer und Frauen

Aber woher kommt sie überhaupt, die Ungleichheit in der Bezahlung zwischen den Geschlechtern? Laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) (Wochenbericht als PDF) sind es vor allem höher bezahlte Berufe, die hauptsächlich von Männern ausgeübt werden. Aber: Auch innerhalb einzelner Berufe gibt es die Gender Pay Gap. Gleichzeitig beeinflussen Rollenstereotype nach wie vor die Berufswahl von Frauen, findet die BPW Hamburg-Vorsitzende Sandra Nix und fordert: „Die Berufswahl im sozialen, wie im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich muss frei von Rollenstereotypen oder Barrieren bei der Vereinbarkeit von Familie und Karriere erfolgen.“ Außerdem befinden Katharina Wrohlich und Aline Zucco im DIW-Wochenbericht, eine Lockerung der Arbeitskultur – also weg von festen Orten und starren Karriereplänen – könnte „zu mehr Chancengleichheit für Männer und Frauen auf dem Arbeitsmarkt führen und dadurch ebenfalls den Gender Pay Gap verringern“. Bis es jedoch soweit ist, werden wohl noch einige rote Taschen getragen werden.

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