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Verleger bin ich zufällig geworden. Mein Cousin wies mich darauf hin, dass sein damaliger Chef seinen Wirtschaftsbuchverlag verkaufen wollte. Er erfuhr dies im Rahmen eines Treffens mit ihm und seinem Management – zufällig – und rief direkt nach der Sitzung an. Mein Cousin zeigte sich mit diesem Anruf als Serendipitätsmeister. Serendipität ist ein im deutschen eher selten vorkommender Begriff, der sich am besten definieren lässt „als unerwartetes Glück, das sich aus ungeplanten Ereignissen ergibt, in denen unsere Entscheidungen, unser Handeln zu positiven Ereignissen führt“, so unser Autor und Serendipitätsforscher Christian Busch von der New York University in seinem dieser Tage erscheinenden Buch »Erfolgsfaktor Zufall«.

Serendipität im eigenen Umfeld erkennen

Serendipität ist nicht mit „purem Glück“ oder „reinem glücklichen Zufall“ zu verwechseln. Bei der Serendipität haben wir als denkende und handelnde Subjekte gewisse Einflussmöglichkeiten, zum Beispiel in dem wir unsere Vorurteile und Voreinstellungen aufgeben, um „die Welt mit offenen Augen zu betrachten und die Punkte zu verbinden.“ Mein Cousin hat die Punkte Verlagsopportunität in seinem Umfeld und mein Interesse für Texte und ihre Vermittlung verbunden und rief mich an. Ich wusste bis zu diesem Anruf nicht, dass ich den aufregenden und erfüllenden Beruf des Verlegers ergreifen wollte. Das war die Geburtsstunde von Murmann Publishers.

Augenöffner Christian Busch

Fast zwanzig Jahre später öffnet mir das Buch von Christian Busch die Augen. Nach der Lektüre denke ich: rückblickend steht nun vieles von dem, was mir gelungen ist, unter Serendipitätsverdacht. Das meine ich im positiven Sinne. Wenn ich nach vorne blicke, stelle ich mir nunmehr die Frage, was ich dafür tun kann, dass Zufälle zu positiven Weggefährten werden?

Unser Autor hat dazu eine Menge zu sagen. Es beginnt mit dem Aufgeschlossensein und dem Abbauen von Vorurteilen, geht über zum aktiven Erkennen und Ermöglichen von Serendipitätsauslösern, um schließlich Bedingungen in unserem Leben zu fördern, die glückliche Zufälle ermöglichen. Gemein haben alle Ansätze unseres Autors: Sie erlauben dem Individuum, das Heft des Handelns wieder selbst in die Hand zu nehmen – was insbesondere im Management von (wirtschaftlichen und politischen) Organisationen in Zeiten hoher Komplexität und Unsicherheit von immenser Bedeutung ist.

Serendipität geht einen Schritt weiter

Die Managementliteratur dieser Tage beschäftigt sich intensiv mit dem richtigen Handeln und Entscheiden in der VUCA-Welt. Dabei werden zumindest theoretisch viele alte Zöpfe abgeschnitten, wie etwa das rationale Planen und die dauernde hierarchisch organisierte Kontrolle. Manager*innen heute benötigen Fähigkeiten und Ressourcen, die den unsicheren, komplexen und widersprüchlichen Dynamiken unserer Gegenwart gerecht werden. In diesem Zusammenhang wird viel von Resilienz gesprochen, Resilienz als eine Fähigkeit, sich permanent einer im Wandel befindlichen politisch, wirtschaftlichen und sozialen Gemengelange anzupassen und aus Belastungssituationen und Krisen gestärkt hervorzugehen.

Serendipität geht einen Schritt weiter. Sie hat das Resilienzprinzip verinnerlicht und eröffnet uns neue Potentiale beim Erkennen und Ermöglichen von Zufällen, die unser Leben besser machen können.
Nach den von Unsicherheiten geprägten letzten drei Jahren hat mir allein die Einsicht geholfen, dass wir nicht ausgeliefert sind – sondern dem Zufall durch geschicktes Nudging auf die Sprünge helfen können und damit wieder selbstgesteuerter und wirksamer durchs Leben gehen können.

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