Fröhlichen internationalen Tag der biologischen Vielfalt wünschen wir! Ja, genau, der ist heute und das schon seit ein paar Jahren. Denn Vielfalt ist nicht nur ein gesellschaftliches Thema, sondern betrifft auch unsere Umwelt.
Denn alle Pflanzen, Tiere und Organismen sind wichtig für das Gleichgewicht der Natur, da hier weiterhin gilt: fressen und gefressen werden. Wenn nämlich ein Element aus dieser Kette wegbricht – beispielsweise ein Insekt verschwindet, das die Hauptnahrung eines Vogels ist, der wiederum auch Fressfeinde hat, die dann nichts mehr zu fressen haben – gerät das Gleichgewicht durcheinander.
Ein Verursacher dieser Balancestörungen sind wir Menschen, die doch ziemlich oft rücksichtlos mit der Natur umgehen. Kein Wunder also, dass es Tiere gibt, die vom Aussterben bedroht sind und eine lange Liste mit solchen, die bereits ausgestorben sind.
Falls diese Argumente für einen besseren Umgang mit der Natur und der biologischen Vielfalt noch nicht reichen, kommen hier Expertenantworten.
Wir haben bei der Schutzstation Wattenmeer, dem WWF Deutschland, dem Zoo Landau in der Pfalz, dem BUND Hessen und beim österreichischen Startup Paradizer nachgefragt: Warum ist biologische Vielfalt wichtig?
Artenvielfalt ist Lebensqualität
„Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, ist Artenvielfalt auch Lebensqualität. Für mich ist es faszinierend, die Vielfalt der verschiedenen Muscheln am Strand zu erkunden, häufige und seltene Arten zu unterscheiden und immer wieder etwas Neues zu finden. Ein Muschelspülsaum ist authentisch und einmalig, und er enthält eine Vielfalt von Arten, die schon lange vor uns da waren.“
Dipl.-Biol. Rainer Borcherding, Schutzstation Wattenmeer, Autor von u. a. „Wattenmeer erleben“ und „Küstenpflanzen an Nord- und Ostsee“ (Wachholtz Verlag).
Ohne biologische Vielfalt wird’s teuer
„Die biologische Vielfalt, also der Reichtum der Natur, ist das vielleicht wichtigste Gut unseres Planeten. Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen reinigen Wasser und Luft, dienen als Nahrung und Arzneimittel und sorgen für fruchtbare Böden sowie angenehmes Klima. Allein in Europa würde es uns jährlich 50 Milliarden Euro kosten, das zu ersetzen, was die biologische Vielfalt einer intakten Natur uns kostenfrei bietet. Verlieren wir biologische Vielfalt, so leiden stets die wirtschaftlich Schwachen besonders stark. Wir können es uns schlicht nicht leisten, unsere Naturlandschaften, Ökosysteme und natürlichen Lebensgemeinschaften weiter herunterzuwirtschaften.“
Jörg- Andreas Krüger, Leiter Fachbereich Biodiversität beim WWF Deutschland
Biodiversität ist überlebenswichtig
„Es ist sehr gut, den Tag der biologischen Vielfalt umfänglich zu nutzen, um möglichst viele Menschen über die überlebenswichtige Bedeutung der „Biodiversität“ aufzuklären. Leider ist festzustellen, dass trotz anderer Verlautbarungen vieler Entscheidungsträger, aber im Grunde durch die Menschheit insgesamt, der Schutz der Vielfalt an genetischem Material, von Arten und von Lebensräumen als ‚Nebensache‘ behandelt wird. Hoffnung verbinde ich persönlich im Wesentlichen mit einer intensiven, nicht nachlassenden Bildung für nachhaltige Entwicklung, insbesondere für Kinder und Jugendliche. Daran arbeitet z. B. die Zooschule Landau Tag für Tag.“
Dr. Jens-Ove Heckel Zoodirektor, Zoo Landau in der Pfalz
Kreislauf des Lebens am Laufen halten
„Biologische Vielfalt bedeutet Lebensfreude und Erholung. Man stelle sich nur vor, es gäbe in unseren Hausgärten keine Amseln und Kohlmeisen mehr! Biologische Vielfalt ist auch die Voraussetzung für unser Leben und Überleben. Wälder liefern uns sauberes Trinkwasser, Bienen sichern durch die Bestäubung der Nutzpflanzen unsere Nahrungsgrundlagen. Im Boden sorgen zigtausend Bodenorganismen für den reibungslosen Ablauf natürlicher Stoffkreisläufe, ohne die der Kreislauf des Lebens nicht möglich wäre.“
Susanne Schneider, Managerin Naturschutzprojekte, BUND Landesverband Hessen e.V.
Leben, Stabilität und Vorsorge
„Vielfalt heißt Leben: Wir sind als Menschen unmittelbar von biologischer Vielfalt abhängig. Vielfalt heißt Stabilität: vielfältige Lebensräume sind stabiler und anpassungsfähiger als Monokulturen. Vielfalt heißt Vorsorge: Nur mit biologischer Vielfalt ist Evolution unter sich ändernden Bedingungen möglich.
Streuobstwiesen haben als Lebensraum für über 5.000 Tier- und Pflanzenarten eine höhere Biodiversität als europäische Wälder und sind eine lebendige Genbank mit über 3.000 Obstsorten alleine in Österreich. Diese Vielfalt ist die beste Versicherung für die Herausforderungen der Zukunft. Wir arbeiten mit unserem effizienten und erschwinglichen Erntegerät „Obstraupe“ daran, diese bedrohten Schätze nachhaltig zu erhalten.“
David Brunmayr, Gründer von Paradizer, Gewinner von innovate4nature
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Titelbild: pexels.com