Die Corona-Krise trifft viele Unternehmen hart, doch in ihr liegt auch eine Chance, glauben Michael Pachmajer und Carsten Hentrich. Sie begleiten und unterstützen Führungspersönlichkeiten in Wirtschaft und Gesellschaft bei den anstehenden Veränderungen und sehen für viele Entscheidungsträger jetzt die Chance, die unternehmerische Zukunft nachhaltig zu verbessern – und etwa die digitale Transformation voranzutreiben.
Gegenwärtig schreiben Sie an einem zunächst kapitelweise erscheinenden Business-Ratgeber, der Ende Juli als vollständiges E-Book erscheint. Thema: die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen nach der Krise erhöhen.
Im Interview erklären die Transformations-Experten Michael Pachmajer und Carsten Hentrich, welche Verantwortung Chefs nun zukommt und was das für die digitale Transformation bedeutet.
Herr Pachmajer, Herr Hentrich, Sie unterstützen als Sparringspartner Unternehmen rund um Transformationsthemen. Mit welchen Fragen kommen die Manager derzeit auf Sie zu?
Carsten Hentrich: Mit unterschiedlichen, aber es geht am Ende immer um die Zukunft, um Innovation, Kulturwandel und die IT. Mal ist es die Frage: Wie werden wir innovativer und agiler? Aber auch: Mit welchem Geschäftsmodell bin ich in einer vernetzten Welt weiterhin erfolgreich oder welche IT-Voraussetzungen brauchen wir? Und auch, wie ich die Veränderungsbereitschaft innerhalb meiner Führungsmannschaft erhöhe, wird gefragt. Dabei steht immer die Frage im Raum, wie wir eine erfolgreiche Veränderung in unserem Unternehmen schaffen.
Michael Pachmajer: Schließlich haben wir hinsichtlich der Bedeutung von Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft kein Erkenntnisdefizit mehr, aber sehr wohl ein Umsetzungsproblem. Hierbei sind wir zu langsam, wenig kreativ und teilweise auch zu träge. Deswegen sind unsere Projekte immer davon geprägt direkt mit den Führungskräften zusammenzuarbeiten. Veränderungen folgen bestimmten Mustern. Diese kennen wir. Wir zeigen, wie Transformation geht.
In Ihrem E-Book ermuntern Sie Unternehmen, neue Kompetenzen zu gewinnen, etwa rund um Netzwerke oder Innovation. Muss jeder im Unternehmen solches Know-how aufbauen oder ist es primär für das leitende Management wichtig?
Carsten Hentrich: Die Verantwortung für die digitale Transformation liegt ganz klar bei den Geschäftsführern, Vorständen und Eigentümern und kann von denen auch nicht delegiert werden. Wichtig ist, die Veränderungswilligen im Unternehmen zu identifizieren, ganz gleich ob es Führungskräfte oder Mitarbeiter ohne Führungsaufgabe sind. Diese müssen lernen, wie die Werkzeuge für Transformation anzuwenden sind. Sie brauchen als erstes das Know-how, weil sie die Veränderungen im Unternehmen anstoßen, vorantreiben und andere überzeugen müssen mit zu machen. Auf diese Gruppe konzentrieren wir uns, wenn wir neue Fähigkeiten im Unternehmen aufbauen.
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Mit der Entwicklung neuer Kompetenzen und einem neuen Zukunftsbild wollen Sie die Resilienz – also Widerstandsfähigkeit – von Unternehmen erhöhen helfen. Wie lässt sich dies intern anstoßen?
Michael Pachmajer: Über einen Lernprozess. Oder auch Retrospektive genannt. Was lernen wir aus der Krise? Welche Schwächen treten zu Tage? Welche irrsinnigen Fehlentwicklungen müssen wir sofort stoppen? Welche Führungskräfte haben in der Krise Verantwortung übernommen und Orientierung gegeben? Indem wir diese Fragen beantworten, schaffen wir in unserer Organisation ein Bewusstsein für die Dringlichkeit und Notwendigkeit von Veränderungen, schaffen wir einen Case for Change.
Können auch Mitarbeiter ohne Führungsaufgaben die Resilienz des Unternehmens erhöhen?
Carsten Hentrich: Selbstverständlich! Als Teil der Veränderungswilligen tragen sie dazu bei, dass sich das Unternehmen erfolgreich transformiert, zukunftsfähig bleibt und immun wird gegenüber ungeplanten, krisenartigen Ereignissen. Sie sind im Team ZUKUNFT. In der Krise müssen sie jetzt ein Bild von der Zukunft zeichnen, eine Vorstellung entwickeln, wie das Unternehmen in fünf bis zehn Jahren aussieht. Mit ihnen starten wir die Digitale Transformation.
Sie schreiben: „Homeoffice, Homeschooling, Videokonferenzen, Social Distancing und Konjunkturprogramme reichen als Zukunftsbilder alleine nicht aus. Wir brauchen mehr Mut und Experimentierfreudigkeit. Wir brauchen kreative, agile Problemlösungen.“ Welche Gedanken sollten sich Mitarbeiter und Führungskräfte in Unternehmen jetzt machen?
Michael Pachmajer: Sie müssen die zentrale Zukunftsfrage beantworten: Mit welchem Geschäftsmodell werden wir in einer vernetzten, digitalen Welt genauso erfolgreich sein wie in der Vergangenheit? Leider können die wenigsten Unternehmenslenker darauf eine klare, eindeutige Antwort geben. Das liegt daran, dass wir bislang die Digitalisierung primär für die Optimierung bestehender Prozesse und Geschäftsmodelle genutzt haben. Das reicht aber nicht mehr aus, um in der digitalen Welt zu überleben. Spätestens wenn wir ein Produkt oder ein Geschäftsmodell am Markt erfolgreich etabliert haben, müssen wir anfangen uns neu zu erfinden. So erreichen wir den Aufbau komplementärer Geschäftsmodelle, die uns widerstandsfähiger machen, wenn in der Krise ein Geschäftsmodell unter Druck gerät. Wir brauchen die Institutionalisierung von Geschäftsmodell-Innovation durch ein dediziertes Innovationsteam, das ständig an neuen Ideen arbeitet. Das ist aber ein Fulltime-Job für das Innovationsteam und kann nicht so nebenbei gemacht werden.
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Titelbild: pexels.com; Foto Carsten Hentrich und Michael Pachmajer: d.quarks