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2020 hat holprig begonnen. Klimakrise, Coronavirus und globales Säbelrasseln sorgten für einen zittrigen Einstieg ins neue Jahrzehnt. Weltweit protestieren noch immer Aktivisten gegen Korruption, Polizeigewalt und zermürbende Lebenserhaltungskosten. Krieg, Hunger, Naturkatastrophen – die Welt kommt derzeit selten zur Ruhe. Die Gegenwart bietet also eigentlich genügend Herausforderungen, können wir dann überhaupt guten Gewissens an die Zukunft denken? Wir sollten sogar, so das Roman Herzog Institut, ein Think Tank mit Sitz in München. Zwölf Monate lang hat es in Workshops, Fachsymposien und Salonstreitgesprächen die zentralen Fragen der Zukunft diskutiert und nach Antworten gesucht. Unter Herausgeberschaft des Instituts erschien das Ergebnis unter dem Titel „2020. Der Zukunftsnavigator“. Zukunftsexperten aus Wissenschaft, Politik und Kultur kommen darin zu Wort und präsentieren ihre Visionen der Zukunft – und liefern im Murmann Magazin Einblicke in das, was kommen könnte.

Keine Zeit für Utopien?

Ob in der Diskussionsrunde oder im Kino, vielerorts herrscht Endzeitstimmung. Doch wie kommt es, dass die Zukunftsvorstellungen häufig so finster ausfallen? „Zum einen verhindert der Blick zurück den Blick nach vorne. Zum anderen haben wir verlernt, den Möglichkeitsraum zu erkennen, sondern konzentrieren uns auf dem Wahrscheinlichkeitsraum oder den Machbarkeitsraum, der Utopien naturgemäß einengt“, erklärt der Zukunftsforscher Bernd Flessner.

Auch neue Technologien und ihre Auswirkungen auf den Lebensalltag und die Privatsphäre von einem Großteil der Menschheit sind Ursprung und Thema vieler dystopischer Visionen. Ob es nun das Skynet-Netzwerk der Terminator-Filme oder Siri wird, früher oder später übernimmt uns eine Künstliche Super-Intelligenz, so lautet eine häufig vorgetragene Sorge. Zunächst einmal könnte sie einigen den Job streitig machen. All das kann verunsichern, obwohl der Fortschritt auch positive Effekte bringen kann. Science-Fiction-Autor Andreas Brandhorst („Das Erwachen“, „Das Netz der Sterne“) führt aus:Viele Menschen haben das Gefühl, die Kontrolle verloren zu haben. Wenn es uns gelingt, die technologische Revolution, die gerade erst begonnen hat, in die richtige Richtung zu lenken, könnten wir eine bessere Welt bekommen.“

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Mutig, mitfühlend und entschlossen

In so unsicheren Zeiten erfordert es jede Menge Arbeit, sich auf die Zukunft vorzubereiten, räumt der Vorstandsvorsitzende des Roman Herzog Instituts Randolf Rodenstock ein: „Als Gesellschaft brauchen wir mehr Mut, um Gedankenexperimente zu wagen und uns die Zukunft auszumalen. Dadurch können wir leichter entscheiden, was wir eigentlich wollen. Schließlich sollte jeder Einzelne auch eine gewisse Vorfreude und Veränderungsbereitschaft mitbringen. Wir brauchen verlässliche politische Rahmenbedingungen, die den Menschen und Unternehmen Bewegung ermöglichen.“

Wie kann sich unsere Gesellschaft am besten auf die Zukunft vorbereiten? „Indem sie die Zeichen der Zeit erkennt, lernt und sich konstruktiv den Herausforderungen der Gegenwart stellt. Indem sie die Interessen einzelner Gruppen (Stichwort: Lobbyismus) dem Gemeinwohl unterordnet“, sagt Sci-Fi-Autor Andreas Brandhorst. „Indem Sie Autokratie, Populismus und Egoismus überwindet.“

Vision 2100?

80 Jahre sind es noch bis ins Jahr 2100. Was für heute Erwachsene weit entfernt wirkt, ist für Neugeborene realistisch zu erleben – zumindest mit der gegenwärtigen Lebenserwartung. Doch in welcher Welt wir leben werden – bei welchen Temperaturen, mit wie vielen Weltbürgern, mit welchen Ressourcen – das ist alles offen und unklar. Oder, in den Worten von Andreas Brandhorst: „In hundert Jahren sind wir entweder reifer und klüger oder aber vom Klimawandel dezimiert und von Künstlicher Intelligenz überflügelt.“

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