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Da war doch was, damals in der Sesamstraße: „Wieso, weshalb, warum – wer nicht fragt bleibt dumm.“ Was in einem Kinderlied so locker-leicht daherkommt und das Prinzip kindlicher Neugier zusammenfasst, kommt uns als Erwachsenem gar nicht mehr so leicht über die Lippen.

Warum fragen wir so wenig nach dem Warum?

Mit zunehmendem Alter sind wir es gewohnt, vieles als bekannt oder übertragbar hinzunehmen: Wir wissen etwa, dass die Schwerkraft einen Apfel vom Baum fallen lässt und dies auch einer Banane oder einer Orange so gehen würde. Aber wann haben Sie zuletzt gefragt, warum das so ist? Wahrscheinlich in der Schulzeit, bevor Sie im Physikunterricht über das Prinzip der Schwerkraft aufgeklärt wurden und ihre Mechanik gelernt haben. Und seitdem? Ich wage zu behaupten, dass Sie die genauen Formeln der Mechanik – genauso wenig wie ich – noch kennen und ein Hinterfragen (mal wieder) angemessen wäre.

Das Matrjoschka-Prinzip

Aber die Warum-Frage – und das ist nach dem Gefühl, die Hintergründe doch irgendwie bereits zu kennen, das zweite Warum-Frage-Hindernis – ist zeitintensiv. Nehmen wir eine einfache Aussage und starten eine Warum-Fragekette:

„Ich habe gute Laune.“

„Warum?“

„Das Wetter ist heute gut.“

„Warum?“

„Weil die Sonne scheint.“

„Warum?“

„Weil keine Wolken am Himmel sind.“

„Warum?“

Und plötzlich finden Sie sich also in der Debatte um naturwissenschaftliche Vorgängen wieder – dabei ging es doch eigentlich nur um die gute Laune. Das bedeutet: Mit Warum-Fragen kann man durchaus vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen. Aber oft heißt es auch: Stellen Sie die Warum-Frage, nähern Sie sich dem Kern eines Sachverhalts ­­­­–  ganz so, als würden Sie Matrjoschkas auspacken. Es wird also kleinteilig, vielleicht sogar komplex. Und das kostet Zeit. Zeit, die trotz eines Mehr an Reizen auf 24 Stunden pro Tag beschränkt bleibt.

Dumme Fragen gibt es nicht

„Ich hab da mal ne dumme Frage“ ist so eine Floskel, mit der Warum-Fragen oft eingeleitet werden. Dabei ist eine Warum-Frage alles andere als dumm oder gar peinlich – und doch wird sie oft so wahrgenommen. Weil sie eben einen kindlichen Charme hat und durch den hinterfragenden Charakter mehr als ein Wie oder Was zum Ausdruck bringt, dass man etwas nicht weiß oder zumindest nicht überzeugt ist. Autor und Speaker Dietmar Dahmen fasst das in seinem Buch „Transformation. BAMM!“ so zusammen: „WARUM hinterfragt das Bestehende, NEIN lehnt es ab und eröffnet so die Suche nach dem Besseren, WARUM NICHT gibt uns dann die Lockerheit, das Bessere einfach mal auszuprobieren und ohne viel Heckmeck locker-lockig umzusetzen.“

Was Dahmen im „Warum nicht“ mitschwingen hört, sollte aber auch für das Solo-Warum gelten: Warum haben wir eine Stechuhr (und keine Vertrauensarbeitszeit)? Warum fliegen wir eigentlich (und fahren nicht sehr schnell durch Röhren?). Ein Warum im richtigen Moment kann also a) Bestehendes hinterfragen und b) gleich Neues anregen. Und das mit nur einem Wort. Es wird also Zeit, das Warum wieder aktiv in unseren Wortschatz aufzunehmen. Falls Sie das jetzt mit einem Warum hinterfragen, sind Sie schon auf dem richtigen Weg (oder haben den Text nicht richtig gelesen).

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