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Die Kulturtipps im April zeigen, wie fragil Demokratie ist, lässt die Augsburger Puppenkiste hochleben und feiert österreichisches „Baba Bussi“.

Ein Weckruf

Ein Fischdampfer kehrt heim. Drei Monate war die Besatzung auf See – ohne Nachrichten, ohne Vorahnung. Als sie Ende März 1933 in Hamburg anlegt, ist Deutschland nicht mehr das Land, das sie verließ. Hitler regiert, statt Recht herrscht Willkür, Gewalt liegt in der Luft.

Heinz Liepmanns Das Vaterland , 1933 im Exil erschienen, gilt als eines der ersten Werke der deutschsprachigen Exilliteratur, geschrieben in den Niederlanden, wohin der Autor, selbst Jude und Journalist, kurz nach der Machtergreifung der Nazis floh. Und es liest sich heute wie ein Warnruf von erschreckender Aktualität. In einzelnen, starken Episoden zeigt Liepmann, wie sich die neun Männer – Kommunisten, Sozialdemokraten, Juden, Kaisertreue – in einer neuen Realität wiederfinden, in der Menschen lieber in den Tod gehen, als sich retten zu lassen, wenn Rettung die Verhaftung bedeutet. Und statt auf der Reeperbahn fröhlich die Heimkehr zu feiern, stolpern die Männer erst verständnis- dann fassungslos in eine veränderte Gesellschaft. Der Maschinist findet sich in einer SA-Kneipe wieder, der Kapitän wird Zeuge eines brutalen SS-Übergriffs – und zum Schweigen gebracht. Der Jude Arthur trifft seine Jugendliebe – verstoßen und obdachlos, verjagt von ihrem Nazi-Ehemann.

Heinz Liepmann beschreibt das rasante Abgleiten eines Rechtsstaats in den rechten Terror mit einem prägnanten Stil und dicht erzählten Geschehnissen. Mit journalistischem Scharfsinn und literarischer Wucht schildert er, wie schnell ein Staat ins Dunkel kippt. Das Vaterland ist mehr als ein Roman – es ist eine Warnung und Mahnung, dass Freiheit nie selbstverständlich ist.

Heinz Liepmann
Das Vaterland
Pendragon Verlag, Bielefeld 2025

 

Kabarett mit Kasperl und Kalauer

Wer sagt, dass Marionetten nicht auch messerscharf sein können? Die Augsburger Puppenkiste, bekannt als Garant für Kindheitsglück und leuchtende Augen, hat auch ein anderes Gesicht – und zwar eines mit Biss, wenn Kasperl & Co. die Keule der Satire schwingen.

In der aktuellen Inszenierung nehmen die Marionetten die vergangene Ampel-Koalition aufs Korn – mal feinsinnig, mal grob geschnitzt. Besonders Karl Lauterbachs Doppelgänger ist ein kleines Meisterwerk aus Holz und Pointe: optisch und stimmlich durchaus gelungen. Was man zwar nicht immer von allen Politiker-Figuren behaupten kann, aber der Spaß kommt trotzdem nicht zu kurz.

Zu diesem Spaß gehören auch: Kalauer vom Band, Mini-Reitshows, ein tanzendes Kuh-Orchester. Alles liebevoll in Szene gesetzt, alles mit dem typisch skurrilen Humor der Augsburger Puppenkiste. Und wenn dann noch Bodo Wartkes Rhabarber-Barbara durch die Luft tänzelt, bleibt kein Fuß ruhig und kein Lachmuskel unbeansprucht.

Augsburger Puppenkiste / Die Kiste
Spitalgasse 15
D-86150 Augsburg

 

Walzerseligkeit für Harfe und Klavier

Walzer, Polkas, Ländler – und das alles mit Harfe und Klavier? Das Duo Praxedis überrascht mit ihrer neuen Doppel-CD „Baba Bussi“, die klanglich ebenso elegant wie charmant ist. Die beiden Musikerinnen – Mutter Praxedis Hug-Rütti an der Harfe und Tochter Praxedis Geneviève Hug am Klavier – verwandeln Klassiker von Johann Strauss, Prokofjew, Gershwin & Co. in musikalische Miniaturen voller Leichtigkeit und Esprit.

Auf CD 1 regieren die Strauss-Dynastie und ihr „Wiener Blut“, CD 2 bietet eine Reise durch internationale Walzerspuren – von der Pizzicato-Polka bis zum jazzigen Gershwin. Das Besondere: Viele Arrangements stammen vom Duo selbst. Mit feinem Gespür und großer Virtuosität holen sie aus der seltenen Kombination Harfe und Klavier das Maximum heraus.

Duo Praxedis
Baba Bussi
Ars Produktion 2025

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