Eine Reise in die Belle Époque auf arte, ein Roman aus den Frühzeiten der Polit-Thriller und Theaterkultur auf eine neue Art am Wiener Burgtheater sind kleine, aber feine Kulturentdeckungen im November.
So schön war das!
Noch bis zum 19. November sollte man in die Mediathek des deutsch-französischen Kultursenders arte schauen. Mit einem Ausflug ins Paris der Belle Époque, also in die Zeit um 1900, feiert der Sender Paris unter de Motto „So schön war das!“. Wer jetzt sofort an Bohème und Bourgeoisie denkt, an Salons, Opern und Cabaret und an alles, was weitläufig mit der romantischen Vorstellung des Fin de Siècle zusammenhängt, wird sich die Augen reiben: Statt Décadence und Sorglosigkeit hat Regisseur Bernd Boehm eine Sammlung historischer Fotografien zum Leben erweckt, die vor allem den Alltag der kleinen Leute zeigt. Ob Milchmädchen, Metzger oder Schneider: Ihr Stolz und auch ihre Freude, durch das Foto Aufmerksamkeit zu erhalten, ist immer sichtbar und eine faszinierende Zeitreise.
So neu war das!
Das Genre des Polit-Thrillers ist spätestens seit John le Carré und Frederick Forsythe aus der Kriminalliteratur nicht mehr wegzudenken. In den sechziger und siebziger Jahren hatte das Genre seine Blütezeit. Aber bereits vor rund 100 Jahren wagten sich die ersten Autoren mit Agentenabenteuer – und Weltverschwörungsgeschichten in die Öffentlichkeit. John Mair, Brite und Pilot der Royal Air Force, der 1942 bei einem Übungsflug mit nur 29 Jahren starb, gehört zu ihnen. Mit „Es gibt keine Wiederkehr“ schreibt er einen bisweilen aberwitzigen Roman über einen mittelmäßigen Journalisten, der eher aus Versehen seine Geliebte tötet und plötzlich von üblen Gestalten gejagt wird, die keinen Spaß verstehen. Sein Desmond Thane ist kein sympathischer Mensch, aber ein gewitzter Typ, der immer tiefer im Morast der Schattenwelt versinkt. Als Leser fragt man sich bisweilen, wie ernst John Mair seine eigene Geschichte eigentlich genommen hat. Aber das macht er äußerst unterhaltsam.
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So unglaublich ist das!
Eigentlich braucht man gar nicht mehr viel dazu sagen: In Österreich musste ein Bundeskanzler zurücktreten, der in Verdacht steht, tief in eine Korruptionsaffäre verstrickt zu sein. Die besten Geschichten schreibt bekanntlich das Leben. In diesem Fall könnte sich einen solchen Plot kaum ein Schriftsteller ausdenken, der nicht Gefahr laufen will, mangels Unglaubwürdigkeit belächelt zu werden. Doch das wunderbare Ensemble des Burgtheaters in Wien liest nun die Chat-Protokolle der Beteiligten in der „Causa Kurz“ und man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Kriminelle Energie gepaart mit Machtstreben, Verachtung und Respektlosigkeit gegenüber dem Amt treten hier hervor. Wäre es nicht Wirklichkeit, wäre es ein richtig gutes Buch. So bleibt man nur sprachlos zurück.
Foto von Tima Miroshnichenko von Pexels