Mörderisch geht es in den August: Britisch-skurril in „Mord im Pfarrhaus“, exzentrisch in der Komödie am Kurfürstendamm und knallhart während der weißen Nächte in Sank Petersburg.
Nur dem Namen nach Agatha Christie
In den letzten Kulturtipps waren wir bei vier großartigen britischen Schauspielerinnen zu Gast. Unter ihnen die wunderbare Maggie Smith. Ihre Aura hat per se etwas Aristokratisches, hinter der sich bisweilen wunderbar schwarzer Humor verbirgt. So auch in der britischen Filmkomödie „Mord im Pfarrhaus“, die zwar schon 16 Jahre auf dem Buckel hat, aber auf ihre Art herrlich zeitlos ist. Nichts hat hier mit Agatha Christies gleichnamigen Krimi zu tun, alles aber mit Maggie Smith als konsequent durchgreifende Grace, die den leicht chaotischen Haushalt der Pfarrersfamilie um Rowan Atkinson (Pfarrer) und Kristin Scott Thomas (als Ehefrau) wieder gerade biegt. Nicht zufällig heißt der Film „MORD im Pfarrhaus“… Hier hat man seine wahre Freude an bester britischer bitterböser Filmkunst mit gut aufgelegten Schauspielern.
Mord im Pfarrhaus
Hier zu sehen
Dieses Mal wirklich Agatha Christie
„Bei der Wahl des Hercule Poirot habe ich ein bisschen meiner männlichen Seite gelauscht und fühlte mich diesem fast asexuellen Monsieur sehr zugewandt“, erklärt Katharina Thalbach über ihre Verkörperung des kleinen, etwas exzentrischen Meisterdetektivs. Dank der großartigen Schauspielerin hat es der Krimiklassiker „Mord im Orient-Express“ von Agatha Christie nun auch auf die Berliner Bühne gebracht. In der Komödie am Kurfürstendamm ist das Stück noch in seinem Übergangsquartier am Schiller-Theater zu sehen. An der Seite der Thalbach, die auch Regie führte: die Geschwister Pfister. Mit viel Glamour übernehmen sie die Rollen des Eisenbahndirektors Bouc, der divenhaften Amerikanerin Mrs. Hubbard und der alten Prinzessin Dragomiroff. Mit Musik, Tanz, Kostümen von Guido Maria Kretschmer und echten Orientexpress-Porzellantassen ist für Prunk, Spaß und Spannung gesorgt. Falls es in diesem Jahr mit einer Theaterkarte nicht mehr klappen sollte – keine Sorge! Im nächsten Frühjahr geht es weiter.
Mord im Orientexpress
Noch bis 19. August 2021
Wieder ab 12. März 2022
Komödie am Kurfürstendamm
im Schiller-Theater
Bismarckstr. 110
10625 Berlin
Gar nicht mehr Agatha Christie – aber genauso spannend
Ein Krimi von heute. Ein Krimi aus Sankt Petersburg. Es sind die weißen Nächte, die Zeit zwischen Ende Mai und Mitte Juli, in der es in der Millionenstadt nie richtig dunkel wird. Die schwedische Studentin Zena feiert ausgelassen – und verschwindet plötzlich. Als man ihre Handtasche neben einer vollständig verkohlten Leiche findet, scheint der Fall geklärt. Auch Verdächtige hat man schnell gefunden. Doch Hauptmann Natalja Iwanowa glaubt nicht an einfache Lösungen. Im Dschungel von Machismo, Wodkaseligkeit und Korruption ermittelt sie weiter. Schließlich ist Zenas Vater ein erfolgreicher schwedischer Geschäftsmann, der in Russland gut Geld verdient. Der Autor G.D. Abson wuchs auf Militärbasen auf, studierte Politikwissenschaften mit Schwerpunkt Russland und hatte beim Schreiben einen ehemaligen russischen Polizisten als Berater für Polizeiinterna an seiner Seite. Herausgekommen ist ein knallharter Krimi gepaart mit einem authentischen Porträt Russlands. Da fragt man sich, was erschreckender ist: Der Fall oder das, was er an russischer Wirklichkeit literarisch abbildet.
G.D. Abson
Tod in weißen Nächten
Rowohlt Verlag, Hamburg 2021
Photo by Liana Mikah on Unsplash