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Corona hat uns noch immer im Griff. Und so greifen wir auch im Juni auf Kultur aus der Konserve zurück: M. Claude hält uns augenzwinkernd Multi-Kulti-Probleme vor, die Novelle „Der Freund“ beunruhigt und The Twiolins ehren Astor Piazzolla sowie Antonio Vivaldi gleichermaßen.

Augenzwinkernd

Eigentlich ist ja alles perfekt im Leben des wohlhabenden Notars M. Claude. Mit großem Haus an der Loire und vier zauberhaften – inzwischen erwachsenen – Töchtern scheint das Glück perfekt, als die junge Damen im fernen Paris verkünden, jede für sich den Mann fürs Leben gefunden zu haben. Doch, oh weh, Ségolènes Auserwählter ist Chinese, Fréderique ehelicht den Muslim Rachid und Odile heiratet den Juden David. Nur Laure, die jüngste Tochter, entscheidet sich für einen französischen Katholiken. Der ist allerdings schwarz… Eine harte Probe für die bürgerlichen Eltern.

Und es kommt noch schlimmer: Im zweiten Teil der erfolgreichen französischen Komödie entschließen sich die vier Paare, das ach so fremdenfeindliche Frankreich zu verlassen. Höchste Zeit für M. Claude, aktiv zu werden. Es gilt, den vier jungen Männern die Schönheit des Landes zu zeigen. „M. Claude und seine Töchter“ zeigt in beiden Teilen die schönsten Seiten französischer Komödien. Spielfreudige Hauptdarsteller machen aus kleinen zwischenmenschlichen Holprigkeiten großartigen Humor und nehmen dabei mit viel Augenzwinkern die Stolperfallen unserer Vorurteile aufs Korn.

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Beunruhigend

Was tun, wenn die Gleichförmigkeit und Harmonie des Tages, das ritualisierte Frühstück und die anstehenden Tagesverrichtungen aus dem Gleichgewicht geraten? Wenn man mitten in der Alltagsruhe eine beunruhigende E-Mail bekommt? Abgeschickt von einem Freund, der nur ein Wort schreibt? Hin- und Hergerissen ist der Protagonist in „Der Freund. Eine Nachmittagsnovelle“ von Peter Werner Maria Löw. Des Rätsels Lösung verpackt der Autor in seinem belletristischem Debüt in maximale Ruhe, die Sprache ausdrücken kann. Gleichzeitig schleichen sich Unruhe und Mysterium durch die digitale Hintertür. Heraus kommt eine knapp 80 Seiten lange packende Novelle vollendeter Sprachschönheit.

Peter Werner Maria Löw
Der Freund. Eine Nachmittagsnovelle
Osburg Verlag, Hamburg 2020

Abenteuerlustig

The Twiolins sind nicht nur Geschwister, sondern auch ein äußerst erfolgreiches Violin-Duo aus Mannheim, das immer wieder neue Wege sucht. Das zeigt sich nicht nur in ihrer Musik, sondern auch darin, dass sie schon im Jahr 2009 den Progressive Classical Music Award initiiert haben, der sich neuem Repertoire für zwei Violinen widmet. Nicht nur hierfür ausgezeichnet, sind die beiden sowohl gern gesehene Gäste in Konzerthäusern als auch im Rundfunk und Fernsehen.

Auf ihrer aktuellen CD erfreuen sie uns mit einer ganz besonderen Hommage an Astor Piazzolla, Begründer des Tango Nuevo, der dieses Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. „Eight Seasons. Evolution“ heißt sie und stellt jeden Satz von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ einem Piazzolla-Tango gegenüber. Eine neue, ungewöhnliche Art, dem Spiel zweier Geigen zu lauschen, das den Bogen vom frühen 18. Jahrhundert ins 20. Jahrhundert schlägt. Mit einem kleinen 15-Minuten-Konzert hier machen sie Appetit auf mehr.

The Twiolins
Eight Seasons. Evolution
Vivaldi – Die vier Jahreszeiten
Piazzolla – Tangos
Solo Musica, 2021

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