Subscribe & Follow:

Künstliche Intelligenz macht auch vor klassischen Aufgaben der Verlagsbranche nicht halt. Lernende Maschinen können mittlerweile selbst Texte verfassen, mitunter sogar wissenschaftliche Aufsätze mit Quellenrecherche und -angaben. Müssen Lektoren, PR-Referenten oder Marketing-Texter bald Angst haben, gegen eine Maschine ausgetauscht zu werden?

Als Verlag, der sich selbst thematisch intensiv mit der digitalen Transformation befasst, wollen wir uns dieser Frage stellen. Bevor wir aber selbst unsere Überlegungen zu den Chancen und Risiken teilen, haben wir die KI selbst gefragt – in diesem Fall die Anwendung GPT3 von OpenAI, die als eine der fortschrittlichsten Spracherkennungs- und Verarbeitungsanwendungen gilt. Ihre Antwort lautete wie folgt.

»Die Chancen, als Angestellter in der Verlagsbranche seinen Arbeitsplatz an eine Künstliche Intelligenz zu verlieren, sind relativ gering. KI kann zwar inzwischen einige Aufgaben übernehmen, die bisher von menschlichen Angestellten erledigt wurden, ist aber noch lange nicht in der Lage, einen ganzen Arbeitsplatz zu ersetzen. KI ist vielmehr ein Werkzeug, das menschliche Arbeitskräfte unterstützen kann. Daher ist es wahrscheinlicher, dass KI Angestellte in der Verlagsbranche entlastet und ihnen mehr Zeit für kreative oder strategische Aufgaben gibt, anstatt sie vollständig zu ersetzen. Wir sollten uns vielmehr mit den Möglichkeiten beschäftigen, die uns KI bietet, um unsere Arbeit zu verbessern und effizienter zu gestalten. KI kann beispielsweise dabei helfen, inhaltliche Lücken in Texten zu erkennen, Wissenslücken zu schließen oder auch dabei, die richtigen Wörter für einen Text zu finden. KI kann uns also dabei helfen, unsere Arbeit besser zu machen – anstatt sie zu ersetzen.«

Zur Erklärung: Wir haben den ersten Absatz dieses Textes in GPT3 eingefügt und die KI aufgefordert, den Text zu vervollständigen – ein Ergebnis, das sich durchaus sehen lassen kann. Auch wenn unsere Lektoren sicher den Rotstift ansetzen würden, hat die KI verstanden, worum es in unserem Teaser geht, hat selbstständig eine Einschätzung vorgenommen und diese – obwohl die Ursprungsversion von GPT3 ursprünglich auf englische Sprache trainiert ist – in gut verständlichen Sätzen ausgegeben. Und dabei en passant unsere Mitarbeiter*innen beruhigt. Ich muss gestehen: Mit einem so guten Ergebnis habe ich – wenn man von einigen Phrasen mal absieht – nicht gerechnet. Ein Grund mehr, sich tiefer mit der Materie zu befassen. Aufgabe für GPT 3: Einen Vorschautext zu unserer Neuerscheinung „Mach keinen Quatsch“ von Janosch Kühn, Oliver Löffler und Daniel Stammler zu erstellen. Das Ergebnis:

»Das Buch „Mach keinen Quatsch“ ist ein Ratgeber für Kinder und Jugendliche, die ihr Leben in den Griff bekommen wollen. Die Autoren geben konkrete Tipps, wie man ein erfolgreiches und glückliches Leben führen kann. Sie erklären, warum es wichtig ist, eigene Ziele zu setzen und an sich selbst zu glauben. Außerdem geben sie Tipps, wie man mit Konflikten und Enttäuschungen umgehen kann. „Mach keinen Quatsch“ ist ein motivierendes und inspirierendes Buch, das den Lesern hilft, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.«

Was mich überrascht hat: Die KI versucht automatisch, den Text werblich zu gestalten – das Buch wird mit Adjektiven versehen, der Nutzwert wird klar herausgestellt, die Zielgruppe wird genannt. Die Mechanismen eines Werbetextes für ein Buch hat die KI also scheinbar verstanden – was sie leider überhaupt nicht verstanden hat, ist der eigentliche Inhalt des Buches. Auch wenn der Titel »Mach keinen Quatsch« lautet – um Kindererziehung geht es in dem Buch nicht und die eben von mir gelobten Marketing-Argumente oder die Zielgruppe entspringen der Fantasie der Maschine. Allerdings: Mein Fehler. Ich habe der Anwendung lediglich den Titel und keine weiteren Informationen zum Buch zur Verfügung gestellt.  Und siehe da: Gebe ich der KI den Untertitel des Buches „Wie drei unerschrockene Freunde eins der erfolgreichsten Startups der Welt aufgebaut haben“, sieht das Ergebnis schon besser aus:


In „Mach keinen Quatsch“ erzählen die drei Gründer von Delivery Hero, Daniel Stammler, Janosch Sadowski und Oliver Löffler, wie sie eines der erfolgreichsten Start-ups der Welt aufgebaut haben. Die Autoren geben Einblicke in die Anfänge des Unternehmens, die ersten Schritte und die Hürden, die sie überwinden mussten. Sie erklären, wie sie mit Kreativität, Einfallsreichtum und vor allem Hartnäckigkeit ein Unternehmen aufgebaut haben, das heute in über 40 Ländern tätig ist. „Mach keinen Quatsch“ ist eine inspirierende Geschichte für alle, die davon träumen, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Die Autoren zeigen, dass alles möglich ist, wenn man nur bereit ist, hart zu arbeiten und Risiken einzugehen. Ein spannendes und unterhaltsames Buch, das zeigt, wie aus einer Idee ein weltweit erfolgreiches Unternehmen werden kann.

Ein letzter Selbstversuch: „Schreibe einen Text über den Murmann Verlag“. Das Ergebnis:

Der Murmann Verlag wurde im Jahr 2006 von Stefan Murmann in Hamburg gegründet. Seitdem ist der Verlag eine feste Größe in der deutschen Verlagslandschaft und hat sich auf Fach- und Sachbücher spezialisiert. Der Verlag veröffentlicht Bücher zu den Themen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Zu den bekanntesten Titeln des Verlags gehören „Die deutsche Wirtschaft“ von Stefan Murmann, „Die Globalisierung der Weltwirtschaft“ von Hans-Werner Sinn und „Die Euro-Krise“ von Hans-Werner Sinn. Der Murmann Verlag ist ein Verlag für kluge Köpfe. Wenn Sie sich für eines der Bücher entscheiden, können Sie sich sicher sein, dass Sie fundierte Wissenschaft und kluge Analysen erwarten dürfen. Bei Murmann finden Sie Bücher, die Ihnen helfen, die Welt besser zu verstehen.

Während wir uns über das Lob freuen, eine feste Größe in der Verlagslandschaft zu sein und mit unseren Büchern fundierte Wissenschaft und kluge Analysen zu veröffentlichen, sind leicht zu recherchierende Fakten wie der Name unseres Verlegers, unser Gründungsdatum sowie die angeblich bei uns erschienen Werke von Hans-Werner Sinn der Fantasie der KI entsprungen. Viele der Informationen wären beispielsweise über ein Crawling von Wikipedia online einsehbar gewesen, so systematisch scheint die KI dann aber noch nicht zu suchen.

Mein Fazit: Insgesamt bin ich von den Ergebnissen und der Kreativität der Maschine beeindruckt – sicherlich wird die KI weder unsere Autoren noch unsere Lektoren ersetzen. Und auch wir müssen lernen präzise Befehle zu geben und den Output kritisch zu prüfen. Unsere Arbeit vereinfachen wird sie in Zukunft aber mit Sicherheit. Und so wird GPT3 mit der eingangs zitierten Einschätzung vermutlich recht behalten.

Einen allerletzten Versuch konnte ich mir aber nicht verkneifen: GPT3 soll eine Autorenzeile für diesen Text schreiben. Also:

Lukas Schmitt ist ein deutscher Fußballspieler, der als Mittelfeldspieler für Bayern München spielt.

(Kein Scherz!)

Sie mochten den Artikel? Dann folgen Sie uns doch bei Twitter, Facebook oder LinkedIn und bleiben Sie über neue Themen auf dem Laufenden!

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.

Schließen