Stauverstopfte Straßen, überstrapazierte Infrastrukturen und hoher CO2-Ausstoß – in vielen Großstädten ist das Alltag. Mehr noch: Die Bevölkerung in den Metropolen wächst, der Druck auf die Infrastruktur nimmt immer weiter zu. Welche Maßnahmen aber können helfen, um immer mehr Menschen in Großstädten sicher an ihr Ziel zu bringen – und das umweltschonend? Experten erklären, was dafür nötig ist und warum eine Maßnahme allein für die Mobilität der Zukunft nicht ausreicht.
Die Mobilität der Zukunft ist elektrisch
Sprechen wir von der Mobilität der Zukunft, ist auch der Kraftstoff der Zukunft ein Thema. Und der wiederum ist für viele elektrisch. Auf deutschen Straßen ist davon jedoch noch wenig zu sehen, der Elektroauto-Bestand in der Bundesrepublik ist gegenwärtig vergleichsweise gering: Von insgesamt 47.095.784 PKW in Deutschland, so das Kraftfahrt-Bundesamt, sind nur 83.175 elektrisch angetrieben. Michael Walther sieht in E-Autos dennoch einen Teil der Antwort auf die Zukunft unserer Mobilität. Walther ist Initiator des Projekts zeroemissions und paddelte schon auf dem Stand Up Paddling Board um Grönland, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Er hält Elektroautos für eine gute Lösung, und das aus mehreren Gründen: „Zum einen sagen viele Studien, dass sie umweltfreundlicher sind als normale PKW. Zum anderen führt die durch den Batterieantrieb begrenzte Reichweite dazu, dass man mit der Energie vorsichtig umgeht. Man kriegt ein neues Gefühl dafür, weil man nicht mal eben schnell nachtanken kann.“
Ein bewussterer Umgang mit den vorhandenen Ressourcen ist die positive Folge, die sich auch auf andere Nutzungsbereiche auswirken könnte. Allerdings ist nicht nur der Wechsel vom Verbrennungsmotor zum Elektroauto eine wünschenswerte Entwicklung für Walther: „Ich bin auch der Meinung, dass es nicht so weitergehen kann, dass jeder ein eigenes Auto hat“, so der Klimaaktivist und Autor.
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Die Zukunft verzichtet auch mal aufs Auto
Hat das Statussymbol schlechthin, das eigene Auto, also eine düstere Zukunft vor sich? Zumindest, wenn wir ernsthaft Klimaziele verfolgen wollen, ist die Antwort „ja“. Denn auch Claudia Kemfert, die Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Institut für Wirtschaftsforschung, ist der Meinung, der motorisierte Individualverkehr müsse insgesamt abnehmen. In ihrem Buch „Das fossile Imperium schlägt zurück“ erklärt sie, man könne nicht einfach „Teslas statt Benzinern oder Dieselfahrzeugen nutzen und in Energiesparhäusern leben”, sondern man müsse die Energienutzung radikal umstellen. „Eine Verkehrswende, so sehr das die Verfechter der Einzelmobilität schmerzen mag, wird nicht ohne Carsharing und ÖPNV auskommen.“ Daher sollten Verbraucher das eigene Auto stehen lassen oder abschaffen, Carsharing, öffentliche Verkehrsmittel und Fahrräder nutzen oder sich beim nächsten Autokauf für ein Elektroauto entscheiden. Die Politik müsse mitziehen und für eine nachhaltige Verkehrswende und Elektromobilität kämpfen, schreibt Kemfert in ihrem Buch.
Aber nicht nur die Umwelt würde vom Carsharing profitieren, schreibt das Umwelt-Bundesamt auf seiner Website: „Im Durchschnitt werden durch ein Car-Sharing-Auto 15 private Pkw ersetzt.“ Viel Platz also, der zukünftig in deutschen Städten frei werden könnte – und Straßen und Umwelt entlastet.
Die Zukunft der Städte ist smart
Ein weiterer Hoffnungsträger, wenn es um die Zukunft der Mobilität von Großstädten geht: Vernetzung in Form von intelligenten Verkehrssystemen, die auch zentraler Bestandteil von Smart-City-Projekten weltweit sind. Smart Cities sind Städtekonzepte, die durch intelligente Vernetzung und nachhaltige Ansätze Energie und Kosten einsparen. Dies geschieht durch die Nutzung von digitalen Technologien. Als absolutes Vorzeigeprojekt gilt dabei die Stadt Songdo in Südkorea, doch auch in Europa sind viele Städte fleißig dabei, ihr Smart-City-Image aufzupolieren. Dafür gibt es auch Förderprogramme der EU, die smarte Lösungsansätze unterstützen. Im Förderprojekt mySmartLife gehen Hamburg, Helsinki und Nantes beispielsweise gemeinsam mit gutem Beispiel voran. Hamburgs Smart-City-Beiträge zu diesem Projekt sind vor allem die städteplanerischen Modellprojekte „Schleusengraben“ und „Bergedorf Süd“. Die vielfältigen geplanten Maßnahmen in Hamburgs Südosten machen dabei klar, dass es nicht nur eine Antwort oder eine Maßnahme für die komplexen Mobilitätsherausforderungen gibt – sondern es vielmehr um die Kombination verschiedener Bausteine geht.
Viele dieser Bausteine werden auch unabhängig von dem Förderprojekt durchgeführt: Das WLAN-Angebot in öffentlichen Verkehrsmitteln wird immer weiter ausgebaut und trägt so zur smarten Vernetzung der Stadt bei. Außerdem stehen alternative Transportmittel wie Citybikes oder elektrisch betriebene Motorroller bereit. Öffentliche Verkehrsmittel und Individualverkehr mit umweltschonendem Antrieb werden dadurch attraktiver und zugänglicher. Denn egal ob E-Auto, Carsharing oder Smart Cities – für sich alleine genommen wird wohl keine der Maßnahmen allein die Infrastruktur und Umwelt gleichermaßen verbessern, aber klug kombiniert ergeben sich Potenziale für die Zukunft der deutschen Metropolen.
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Titelbild: pexels.com