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Stand Up Paddling an der grönländischen Küste? Michael Walther hat’s gemacht – und das für einen guten Zweck! Als Initiator des Projekts zeroemissions wirbt der gebürtige Norderneyer mit spektakulären Wassersportaktionen für klimafreundliche Fortbewegung. So paddelte er im vergangenen Jahr zehn Tage lang vor Grönland, um auf den Klimawandel vor Ort aufmerksam zu machen. Jetzt ist er auch Buchautor, denn gerade erschien sein Stand-Up-Paddling-Buch: „SUP. Faszination – Abenteuer – Lifestyle“ (Wachholtz Verlag) mit dem er mehr Menschen für den ungewöhnlichen Sport begeistern will.

Im Interview erklärt uns Michael Walther, wie er sich auf die Belastungen seiner Touren vorbereitet und wie er mit Stand Up Paddling die Welt besser machen möchte.

Herr Walther, wie fühlt es sich an, allein und mitten in der Natur auf einem Brett zu paddeln?

Das kommt ganz drauf an. Manchmal ist es sehr beruhigend, wenn man nachts allein unter sternenklarem Himmel paddelt – da breitet sich eine große Ruhe aus. Wenn die Bedingungen rough sind, kann es aber ebenso gut etwas Aufwühlendes haben. Stand Up Paddling ist einfach sehr facettenreich – facettenreicher als die Sportart für einen Laien aussehen mag.

Welche Facetten gefallen Ihnen da besonders?

Die Alltagstauglichkeit. Man kann mit dem SUP, also dem Stand Up Paddleboard, jederzeit kurz aufs Wasser gehen – egal, wo man gerade ist. Das Gefühl danach, dass man etwas gemacht hat, an der frischen Luft war und jeden Muskel des Körpers genutzt hat – das ist es, was richtig Spaß macht.

Sie haben ursprünglich Rechtswissenschaften in Kiel studiert, heute sind Sie Herausgeber einer Segel-Zeitschrift, Extremsportler und Umweltschützer. Wie kam es zu diesem Richtungswechsel?

Das Studium hat mich irgendwann nicht mehr so interessiert, weil es um sehr viele trockene und prozessuale Dinge ging. Ich hatte damals parallel zum Studium schon viel mit Wassersportprojekten zu tun und habe professionell gesegelt. Da habe ich irgendwann die Chance ergriffen, etwas anderes zu machen. Trotzdem finde ich die Juristerei noch immer sehr spannend, vor allem den Gedanken der Gerechtigkeit und wie man sie am besten herstellt. Das treibt mich, ehrlich gesagt, auch bei vielen Projekten an. Im Grunde geht es bei meiner Arbeit ja auch darum, für die kommenden Generationen Partei zu ergreifen, für unsere Natur, die sich sonst nicht wehren kann.

 

„An Gletschern vorbei zu paddeln, die entstanden sind, als dieser Planet noch frei von Menschen war, das ist wirklich beeindruckend.“

 

Sie haben mit Ihrem Projekt zeroemissions schon zahlreiche spektakuläre SUP-Touren unternommen. Welche Tour ist Ihnen am positivsten in Erinnerung geblieben?

Auf jeden Fall die Grönland-Tour. An Gletschern vorbei zu paddeln, die entstanden sind, als dieser Planet noch frei von Menschen war, das ist wirklich beeindruckend. Die Natur dort ist wunderschön und extrem ruhegeprägt, zum Teil aber auch bedrohlich, weil man nie weiß, wann so ein Gletscher abbricht. Das hat mich nachhaltig beeindruckt.

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In Grönland sind Sie zehn Tage lang je 30 Kilometer gepaddelt. Wie haben Sie sich auf so eine körperliche und psychische Belastung vorbereitet?

Durch sehr viele kleinere Touren. Ich habe professionell gesegelt, habe Segelyachten überführt und relativ extreme Regatten gesegelt. Man lernt dabei seine Grenzen kennen und ich würde mittlerweile behaupten, dass ich mich ganz gut einschätzen kann. Außerdem arbeitet man dabei an seiner Einstellung – man darf gar nicht daran denken, irgendwie zu scheitern.

Sie sind aber vor allem nach Grönland, um auf die Umwelt und den Klimawandel aufmerksam zu machen. Weshalb?

Es gibt Umweltprobleme, die sind sichtbar und greifbar – zum Beispiel das Plastik, das im Meer schwimmt. Beim Klimawandel ist das etwas anderes.

Inwiefern?

Der Klimawandel ist abstrakt. Mit meiner Tour in Grönland wollte ich dem ein Gesicht geben, wollte auch selbst sehen, wie es wirklich ist. Und die Wirklichkeit bedeutet: Mein Team und ich konnten vor Grönland nicht mal schnell lospaddeln, weil überall Eisschollen waren. Diese kleinen Eisschollen, das haben uns später die Einheimischen erklärt, sollten zu dieser Jahreszeit gar nicht da sein – eigentlich hätte die Eisdecke noch geschlossen sein müssen. Der Übergang zwischen einer geschlossenen Eisdecke und schon wieder offener See, die wird immer länger. Somit gibt es immer längere Zeiträume in denen nicht mehr mit dem Hundeschlitten gejagt werden kann und noch nicht mit Booten. Das ist für die Einheimischen vor Ort sehr schwierig, das war auch für uns sehr schwierig und das ist, zu guter Letzt, auch das gleiche Problem mit dem die Eisbären zu kämpfen haben.

 

„Die Jugendlichen, die bei ‚Fridays for Future‘ sagen es sei allerhöchste Zeit, die haben sowas von recht.“

 

Wie hat Ihnen der Kontakt mit Einheimischen auf Ihrer Tour geholfen?

Einen Wandel kann man natürlich nur verstehen oder dokumentieren, wenn man zwei oder mehr Stichpunkte hat. Danke der Einheimischen konnte ich Informationen und Erfahrungen sammeln, die vor 20 oder 30 Jahren entstanden sind. Das war sehr eindrucksvoll und hat mein Bild nachhaltig geprägt. Es hat aber, ehrlich gesagt, auch dazu geführt, dass ich hier heutzutage ein wenig frustriert bin. Die Jugendlichen, die bei „Fridays for Future“ sagen es sei allerhöchste Zeit, die haben sowas von recht. Wir müssen dringend was tun.

Stand Up Paddling mit Sonnenuntergang
So schön kann Stand Up Paddling auch sein! Foto: Tom Körber

Mit Ihrem Projekt bewerben Sie ja vor allem nachhaltige Mobilität – nach Grönland sind Sie aber geflogen. Wieso?

Das hat mich sehr lange beschäftigt und ich bin damit absolut nicht zufrieden. Ich habe die Flüge so gut es ging über Atmosfair neutralisiert – ein Unternehmen, das als Kompensation für die CO2-Emmissionen der Flüge Klimaschutzprojekte umsetzt. Das ist aber immer noch weit entfernt von einer optimalen Lösung und für eine Urlaubsreise würde ich es auch nicht gelten lassen. Ich hätte dem Planeten nun mal rund zwei Tonnen CO2 erspart, wenn ich die Reise gelassen hätte. In diesem Fall war es für mich dennoch wichtiger zu fliegen, weil ich mehr Menschen über den Klimawandel aufklären wollte.

Mit welchem Ziel haben Sie nun Ihr Buch über Stand Up Paddling veröffentlicht?

Ich bin der Meinung, dass wir nur Interesse für die Natur haben, wenn wir uns selbst in ihr bewegen. Ich, zum Beispiel, bin auf Norderney aufgewachsen. Für mich hat die Natur früher schon eine große Rolle gespielt und sie spielt es auch heute noch. Aus diesem Grund möchte ich mich für die Natur engagieren. Ich hoffe, mit jedem Stand-Up-Paddler, der Lust hat eine Runde Paddeln zu gehen, mehr Menschen für die Natur begeistern zu können und sie damit gleichzeitig dazu zu bringen, eine größere Verantwortung zu übernehmen. Das müssen wir alle jedoch, unabhängig vom Stand Up Paddling, generell. Das fängt schon beim Fleischkonsum an, schließlich ist dieser verantwortlich für einen großen Teil der Abholzung des Regenwaldes und viele andere Umweltprobleme. Genauso müssen wir auch drüber nachdenken, ob es wirklich das Recht jedes Einzelnen ist mit dem Auto in die Stadt zu fahren, damit aber anderen Menschen ihre Umwelt vor der Nase kaputt zu machen. Unsere nachfolgende Generation wird jetzt schon ernsthafte Probleme bekommen, deswegen ist es eine Menschenpflicht zu sagen: Wir müssen uns verändern, sonst leben wir zu Lasten der kommenden Generationen – und das ist alles andere als fair.

Der Wachholtz Verlag, in dem das Buch von Michael Walther erschienen ist, ist eine Beteiligung der Mediengruppe Murmann Publishers.

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