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Trinkflaschen, Plastiktüten und Einweggeschirr – riesige Mengen an Plastikmüll überschwemmen heutzutage die Weltmeere und verschmutzen nicht nur Urlaubsparadiese, sondern gefährden auch Natur und Tierwelt. Ungeachtet dieser Zahlen greifen noch immer zahlreiche Menschen zum Einwegplastik, etwa beim Eisessen. Denn da landen die kleinen bunten Plastiklöffel – allen Nachhaltigkeitsvorsätzen zum Trotz – schon nach wenigen Minuten wieder im Müll. Dies zu ändern, ist das Ziel des Stuttgarter Startups Spoontainable. Deshalb hat das 2018 gegründete Unternehmen einen Eislöffel entwickelt, der nach dem Eisgenuss einfach gegessen werden kann. Seit April sind die nachhaltigen Spoonies (vom englischen spoon, also Löffel) nun auf dem Markt und sie kommen an: Nach eigenen Angaben hat das junge Startup beinahe schon eine halbe Million seiner Löffel verkauft.

Im Interview erklärt uns die 24-jährige Spoontainable-Gründerin Julia Piechotta, was ihren Eislöffel ohne Plastik ausmacht und warum Eisdielen trotz höherer Kosten davon profitieren könnten.

Frau Piechotta, die wichtigste Frage zuerst: Woraus besteht Ihr nachhaltiger Eislöffel?

Die Basis ist ein Keksteig. Wir nehmen unterschiedliche Mehlsorten und Kakaofasern als Ergänzung, damit die Stabilität gewährleistet wird. Ansonsten kommt nur noch Süßstoff dazu, weil der Löffel ja vegan und ohne Zuckerzusatz ist. Das war‘s eigentlich schon – ganz einfach.

Wie ist Ihnen die Idee gekommen, einen essbaren Eislöffel zu entwickeln?

Einen ganz konkreten Moment gab es nicht, es war eher ein Entwicklungsprozess. Wir haben uns im Rahmen von Enactus – einem Verein, der die Gründung nachhaltiger Startups fördert – die grundsätzlichen Plastikmüllzahlen in Deutschland angesehen. Es sind fast 12 Millionen Tonnen Plastikmüll, die hier jedes Jahr weggeworfen werden. Da unser Gründerteam aus Eisliebhaberinnen besteht und wir gerne mal ein Eis zusammen essen gehen, haben wir uns auch mit dem Plastikverbrauch in diesem Bereich auseinandergesetzt: Allein in Deutschland werden unseren Recherchen zufolge 360 Millionen Plastik-Eislöffel im Jahr weggeschmissen. Das hat uns wirklich erschrocken. Aber die Idee lag dann nah: Man kann die Waffel essen, wieso sollte man nicht auch den Löffel mitessen können?

Wie lange hat es gedauert bis Sie den ersten Prototypen hatten?

Etwa ein halbes Jahr lang haben wir immer wieder in der WG-Küche experimentiert. Anfangs haben wir das Ganze nur mit normalem Mehl probiert – da sind natürlich alle Versuche gescheitert, die Löffel sind immer wieder abgebrochen. Das hat schon demotiviert. Als wir dann auf die Pflanzenfasern gekommen sind, hat es aber ganz gut funktioniert.

Plastik-Eislöffel bekommt man online sehr günstig, auch für Endkunden gibt es 1000 Stück für unter 10 Euro. Wo liegen Sie preislich?

Wir haben momentan Staffelpreise, die dann je nach Abnahmemenge variieren. Der Preis befindet sich in einem Bereich zwischen 5 und 8 Cent pro Stück.

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Welchen Anreiz haben Eisdielen dann für einen Wechsel auf die Spoonies, wenn die Kosten doch höher sind als für die normalen Plastik-Eislöffel?

Unser Produkt ist einfach nachhaltig und plastikfrei – das ist unser großer Unique Selling Point. Wenn die Eisdielen auf unsere Löffel umsteigen, dann haben sie einen weiteren Werbefaktor. Auch die Endkunden, die jetzt viel mehr auf Nachhaltigkeit achten, finden das Ganze attraktiv und entscheiden sich dann vielleicht eher für die Eisdiele, die die Spoonies anbietet. Außerdem sehen die EU-Gesetze bis 2021 vor, dass Einwegplastik komplett verboten wird. Sprich: Es muss Alternativen geben, auch beim Plastikbesteck. Und da ist momentan, zumindest in der Eisbranche, nur der Spoonie die bestmögliche Alternative, weil auch Bioplastik nicht nachhaltig ist und langfristig verbannt werden soll.

Welche Expertisen kommen in Ihrem Team zusammen, um ein Startup auf diesem Gebiet zu ermöglichen?

Grundsätzlich sind wir ein bunt gemischtes Team, Gründerinnen sind Amelie Vermeer, Anja Wildermuth und ich. Amelie und ich sind enge Freundinnen, als BWLerinnen kümmern wir uns um den Vertrieb, Marketing, Controlling und alle betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten. Anja dagegen ist Ernährungsmanagement-Studentin und eher für den Produktentwicklungsbereich zuständig. Zusätzlich wird unser Team noch ehrenamtlich von drei Mädels unterstützt, die wir auch alle bei Enactus kennengelernt haben.

Wenn Sie sagen, dass Sie untereinander auch befreundet sind: Ist es überhaupt möglich, Freundschaft und Arbeit im Alltag zu kombinieren?

(lacht) Das ist eine sehr gute Frage. Es ist tatsächlich manchmal schwierig. Dadurch, dass wir auch in der Freizeit viel zusammen unternehmen, ist Spoonie ein sehr großer Bestandteil unserer Gespräche. Aber wir haben in den vergangenen Monaten auch versucht, uns ein bisschen Freizeit zu genehmigen und einfach mal ein paar Stunden nichts für die Arbeit zu machen und das Handy beiseite zu legen. Das funktioniert ganz gut. Trotzdem ist Spoonie natürlich dominant. Da es aber unsere Herzensangelegenheit ist, wirkt es nicht so wie Arbeit.

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Und was sind Ihre nächsten Ziele bei Spoontainable?

Es gibt natürlich immer noch Optimierungsmöglichkeiten. Wir haben besonders in der Logistik noch mit ein paar Problemen zu kämpfen und wollen langfristig auch die Verpackung plastikfrei gestalten. Außerdem wünschen sich viele unserer Kunden noch weitere Produkte oder hellere, neutralere Varianten, die im Geschmack variieren. Dafür brauchen wir aber hellere Fasern, deshalb testen wir gerade aus, welche sich am besten eignen würden und die gleiche Stabilität haben wie die Kakaofasern. Generell möchten wir Spoonie als das Produkt und als die Marke in der Gastronomie etablieren, die für Qualität und plastikfreie Produkte steht. Wenn wir dann unsere Marktanteile erhöhen können, hoffen wir, dass wir den Plastik-Eislöffel verbannen und das grundsätzliche Plastikproblem reduzieren können.

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