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Da stehen die Kollegen wieder mal eine Viertelstunde schwatzend in der Kaffeeküche, während eine andere Kollegin einer ihrer unzähligen Raucherpausen frönt. Und die eigene To-do-Liste? Quillt über, weil von jenen Kollegen die Aufgaben mit der eleganten Ausrede „Du kannst das doch besser!“ weitergegeben werden. Nicht selten fragt man sich da als Arbeitnehmer: Was kann ich gegen faule Kollegen tun? Oder als Chef: Was mache ich mit faulen Mitarbeitern?

„Low Performer“: Was Kollegen tun können

Weil wir viel Zeit am Arbeitsplatz verbringen, können Animositäten besonders unangenehm sein – und uns auch längerfristig beschäftigen. Gerade dann, wenn man das Gefühl hat, ein Kollege arbeite nicht so hart wie man selbst oder – noch viel schlimmer – sei schlicht faul.

„Low Performer“ nennt Michael Felser, Rechtsanwalt mit dem Schwerpunkt Arbeitsrecht aus Brühl, diejenigen, die können, aber nicht wollen. „Sie halten ihre Arbeitsleistung bewusst zurück nach dem Motto ‚Wer Arbeit kennt und sich nicht drückt, der ist verrückt‘. Dass die Kollegen dafür mehr arbeiten müssen, ist ihnen oft egal.“ Doch wenn dieser Fall eintrete, gebe es für die Kollegen nicht viele Optionen – vor allem auf dem juristischen Weg seien ihnen die Hände gebunden, so Felser: „Arbeitskollegen haben keine Möglichkeit, rechtlich gegen Müßiggänger vorzugehen. Das ist immer Chefsache. Sie können sich lediglich beim Vorgesetzten oder Betriebsrat beschweren.“ Der Anwalt empfiehlt jedoch, zuerst das Gespräch mit dem Kollegen zu suchen und auf „Besserung des faulen Kollegen durch Einsicht“ zu hoffen. „Eine gemeinsame Lösung ist oft besser als die Ausgrenzung oder das Anschwärzen. Führt das kollegiale Gespräch aber nicht zu einer Lösung, sollte ein gemeinsames Gespräch mit allen Kollegen und dem Chef stattfinden.“ Idealerweise erkenne die Führungsmannschaft angespannte Situationen und sich anbahnende Konflikte bereits im Vorfeld und greife regulierend vor, um eine gütliche Einigung herbeizuführen.

Faule Kollegen: Die Verantwortung liegt beim Chef

Zu dem Schluss, dass Führungskräfte Animositäten aufgrund unterschiedlicher Arbeitsintensitäten bereits im Vorfeld ausgleichen sollten, kommt auch Renate Henning, Unternehmensberaterin und Autorin von „Die Ego-Falle. 7 Möglichkeiten ihr Geschäft zu ruinieren“. Ganz wichtig, so die Expertin, sei, proaktiv Arbeitsaufgaben zu schaffen, die alle Mitarbeiter motivieren. „Ein Unternehmen muss Schwung haben und ein packendes gemeinsames Ziel.“ Eine solche Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in der die Leute Lust an sinnvollen Aufgaben haben, obliege der Führungsmannschaft. Damit, so Henning, würde es gar nicht erst zu faulen Kollegen kommen.

Wenn all das aber nicht helfe und ein Mitarbeiter immer noch durch gekonntes Nichtstun auffalle, könne schlussendlich juristisch vorgegangen werden – aber nur durch das Management, erklärt Rechtsanwalt Michael Felser: „Lässt sich nachweisen, dass das Verhalten eine bewusste Zurückhaltung der Leistung zu Lasten der Kollegen darstellt, hilft oft eine gut begründete Ermahnung oder Abmahnung (‚gelbe Karte‘). Wenn sich danach auch keine Besserung einstellt, kommt schlussendlich auch die rote Karte, also eine Kündigung, in Betracht.“

Faule Kollegen, so findet Unternehmensberaterin Renate Henning, seien in unserer aktuellen Leistungsgesellschaft jedoch sowieso eine Ausnahme: „Faule Mitarbeiter sind eine Randgruppe in modernen Unternehmen, im Gegenteil beuten sich vor allem junge Mitarbeiter oft eher selbst aus. Dieses Phänomen macht mir viel mehr Angst als mögliche Low Performer.“

 

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