Anja Förster und Peter Kreuz brennen dafür, ihren Zuhörern und Lesern „den Staub von den Gehirnwindungen zu blasen“, wie sie das gerne nennen. Also motivationstechnisch oft etwas erschlafften Angestellten und Führungskräften Mut zu machen und sie aus ihren teils selbstgewählten, teils antrainierten Denkschablonen zu befreien. Etwa von der Überzeugung, dass es in erster Linie Ordnung und Sicherheit braucht und Klappe halten heißt, um so einen Firmenladen am Laufen zu halten.
Falsch, sagen Förster und Kreuz, für Fortschritt und Innovationen braucht es Menschen, die Neues und Ungewöhnliches ausprobieren, experimentieren. Menschen, die lieben, was sie tun und machen, was sie lieben. Recht gibt ihnen das meist begeisterte Echo ihrer Adressaten: „Sie haben genau das so eingängig in Worte gefasst, was ich meinen Leuten schon lange nahelegen will.“ Oder, aus dem Mund eines strengen, zahlenorientierten, Controllers: „Jetzt habe ich echt Bock, etwas Neues anzufangen.“
Querdenken statt Heftpflasteraktionen
Echt Bock, etwas Neues und anderes anzufangen, hatten Anja Förster und Peter Kreuz vor 15 Jahren auch. Wie es gewöhnlich zugeht in der nicht selten kafkaesken Arbeitswelt kennen die beiden Zündstoff-Experten für Gedankenexplosionen aus eigener, manchmal auch leidvoller Erfahrung. Beide, Jahrgang 1966 und studierte Wirtschaftswissenschaftler, lernten sich Anfang der 1990er-Jahre als Trainees beim Handelskonzern Rewe in Berlin kennen. Nach MBA-Studium in den USA und Tätigkeiten für Unternehmensberatungsfirmen stellten beide fest: Das ist auf Dauer nichts für uns, Hiwi-Dienste für ergraute Professoren und Heftpflasteraktionen für veränderungsunwillige Firmenvorstände zu übernehmen. Wo, bitte, bleibt unsere Freiheit? Als sie Nicolas Hayek, den Schweizer Unternehmer („Swatch“) und den von seinen innovativen Ideen ebenso besessenen britischen Unternehmer Richard Branson („Virgin Group“) kennenlernten, war ihnen klar: „Das sind Menschen, die leben, was sie lieben. Querdenker, die begeistert sind von ihren Ideen, wie sie die Welt besser machen können.“
Diese Begegnungen waren das Streichholz, das in Anja Förster und Peter Kreuz das Feuer entzündet hat, das sie bis heute hüten und in die Arbeits- und Berufswelt weitertragen. In ihrem neuesten Buch „Zündstoff für Andersdenker“ sprühen die Funken nur so, entflammen in den Leserinnen und Lesern die Denklust und dann die Freude, etwas bewegen und gestalten zu können – im Beruf und natürlich auch darüber hinaus.
Freiheit statt Zäune
Andersdenken? „Wirtschaft heißt Andersdenken. Und Andersdenken ist kein einmaliges Projekt. Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Es ist eine Kultur, eine Haltung, ein grundlegender und allumfassender Wunsch, die Art zu verbessern, wie wir unsere Produkte, unser Geschäft und uns selbst weiterentwickeln.“ Und wer wollte, sollte, müsste sich denn nicht weiterentwickeln? Unternehmen im Wettbewerb sowieso. Aber dazu brauchen sie engagierte, selbstverantwortliche Menschen, die sich jeden Tag in diesen Unternehmen mit frischen Ideen einsetzen. Andersdenker eben, die sich weigern, weiter im gleichmacherischen Trott der Herde mitzulatschen. Oder, wie es Förster und Kreuz immer wieder gerne bildlich vor Augen führen: Wer Führungs-Hütehunde einsetzt und Freiheit beschneidende Zäune errichtet, bekommt zielsicher denkfaule Schafe.
Anja Förster und Peter Kreuz, die beiden Bestsellerautoren und Managementvordenker, wissen nur zu gut, wovon sie reden und schreiben. Sind die beiden doch selbst der lebendige Beweis für ihre Erkenntnisse aus nun bald zwei Jahrzehnten in selbstgewählter Freiberuflichkeit. Beide leben ihr oberste Maxime „Freiheit und Selbstverantwortung“ so konsequent, dass sie sich strikt an ihre selbstgewählte „40 – 40 – 20“-Lebenszeit-Einteilungsregel halten: „40 Prozent unserer Zeit verwenden wir für kreative Arbeit, Forschung und Entwicklung. 40 Prozent für Beratung, Reden und Workshops. 20 Prozent für Reisen und all die anderen Dinge, die wir im Geschäft noch so zu tun haben. Drei Kategorien – das ist alles.“ Kurz: Weniger ist mehr.
Denklust statt Kröten schlucken
Nicht zuletzt so beginnt „Andersdenken“. Sich vom scheinbar unentrinnbaren Mainstream verabschieden, aufhören, vermeintlich unverzichtbare Kröten zu schlucken. Schluss damit, sich von den üblichen Zeit-Dieben und Energieräubern die Denkkanäle verstopfen zu lassen! Aber dazu braucht es erstens Selbstreflexion, zweitens Selbstvertrauen und drittens natürlich: Selbstdisziplin.
Kurz, so Anja Förster und Peter Kreuz: „Das Hinterfragen, Überprüfen und Nachdenken über uns selbst sollte nie aufhören! Der Treibstoff für die Suche ist die ungezügelte Denklust, die uns mit uns selbst bekannt macht. Und die uns daran erinnert, worum es im Leben eigentlich geht: Zu sein, wer wir sind, und zu werden, wozu wir fähig sind.“ Treibstoff? Für den braucht es aber erst einen Zündfunken, bevor er seine Wirkung entfaltet. Zündhölzer gibt es in Anja Försters und Peter Kreuz‘ Buch reichlich.
Titelbild: Sebastian Weindel