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Wenn mittags der Magen knurrt, stellt sich deutschlandweit die Frage: Was gibt´s zum Mittag? Viel seltener wird wohl die Frage gestellt: Wer zahlt mein Mittagessen? Die App Lunchit gibt darauf eine arbeitnehmerfreundliche Antwort – nämlich kurzum: der Chef zahlt. Denn Unternehmen können ihre Mitarbeiter mit einem steuerfreien Betrag bezuschussen. Genau hier setzt die Mittagessen-App Lunchit von Florian Gottschaller und Ralph Meyer an, die 2014 mit der SPENDIT AG in München an den Start gingen.

In unserem Interview erklärt Vorstand und Co-Founder Florian Gottschaller, wie die Digitalisierung des Mittagessen-Zuschusses funktioniert und wie die Wertschätzung der Mitarbeiter mit unternehmerischem Profit zusammenhängt.

Herr Gottschaller, mit Lunchit lässt sich der Zuschuss des Mittagsessens durch den Arbeitgeber per App abwickeln. Dafür braucht es aber auch eine rechtliche Basis. Wie sieht diese aus?

Die Idee dahinter ist eine sozialpolitische, die noch aus der Zeit von Konrad Adenauer stammt und sagt: Jemand der arbeitet, soll sich auch vernünftig ernähren können – eben auch durch einen Zuschuss des Arbeitsgebers. Damals gab es noch mehr körperliche Arbeit, aber das Grundprinzip gilt heute noch. Um das umzusetzen, kann der Arbeitsgeber entweder eine Kantine anbieten oder die großen Gutscheinanbieter für Mittagessen nutzen. Wir haben dieses Produkt mit Lunchit weiterentwickelt und digital gemacht, weil sich dadurch ganz neue Möglichkeiten ergeben.

Das Prinzip der Mittagessen-App klingt simpel: Die Mitarbeiter bekommen Ihre App aufs Handy, diese fotografiert dann den Kassenbon des Mittagessens ab und der geht dann digital an die Buchhaltung. Aber warum ist es gerade dieser Bereich geworden, den Sie digitalisiert haben?

In der Wissensgesellschaft liegt das größte Potenzial für Wachstum in der Beziehung Arbeitgeber-Arbeitnehmer. Sie bekommen heute nicht mehr Umsatz, wenn Sie schnellere Computer kaufen oder größere Maschinen, sondern Sie müssen schauen, dass Sie das Potenzial Ihrer Mitarbeiter aktivieren, sie begeistern und mitnehmen. Dafür haben wir die SpenditCard noch vor Lunchit entwickelt…

… eine Art Kreditkarte…

… für den steuerfreien Sachbezug, genau. Wir haben dort mittlerweile eine mittlere fünfstellige Anzahl an Kreditkarten im Markt, wir arbeiten mit über dreitausend Arbeitgebern. Die Karten sind komplett im Design des Arbeitgebers und als Mitarbeiter wissen Sie somit immer, wer Ihnen das – also z.B. €708 steuerfreies Guthaben – ermöglicht hat. Wir haben also in die funktionale, steuerliche Grundlage eine Emotion gebracht, denn es geht um Wertschätzung – und das eben in einer gebrandeten hochwertigen Verpackung als Mastercard.

Die Köpfe hinter der Mittagessen-App Lunchit: Florian Gottschaller (links) und Ralph Meyer. Foto: SPENDIT AG

Und wie kam dann das Mittagsessen ins Spiel?

Am Anfang, als wir in das Thema reingekommen sind, haben wir schnell gemerkt, dass das Mittagessen sehr spannend ist – aus zwei Gründen: Erstens muss jeder jeden Tag essen und zweitens ist das Thema hochwertige Ernährung in der Masse angekommen, es gab da einen ziemlich starken Wandel in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren. Und als wir uns den Markt angesehen haben, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die vorherrschende Gutscheinlösung heute einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Mit unserer App entfällt das zum Teil als unangenehm empfundene Bezahlen mit Gutscheinen, gleichzeitig reduziert der digitale Abrechnungsprozess den Aufwand in der Personalabteilung. Und das bedeutet auch einen Kostenvorteil: Nur, wenn ein Mitarbeiter wirklich konsumiert hat, erstattet der Arbeitgeber.

Pro Mitarbeiter und Monat sind es bei kleineren Firmen rund 10 Euro, die man für die Nutzung der App zahlen muss. Geht man jetzt von einem kleinen Unternehmen mit neun Leuten aus, ist man immerhin schon bei fast 90 Euro, die nur die App-Nutzung kostet. Rechnet sich dann nicht doch ein interner Mitarbeiter, der das macht?

Unsere Zahlen zeigen, dass Mitarbeiter in unserem System im Durchschnitt elf Mal pro Monat Belege einreichen. Bei den Papiergutscheinen hat es sich hingegen eingebürgert, dass man dem Mitarbeiter 15 Gutscheine pro Monat kauft, aber dieser kommt nicht jeden Tag zum Einreichen – bei Krankheit oder im Urlaub etwa. Rechnen wir jetzt die vier Tage mit der Erstattung von 6,33 Euro raus, dann sind wir schon bei über 25 Euro Ersparnis. Und die Papiergutscheine haben natürlich auch eine Gebühr. Klar, wir sind bei der Gebühr ein wenig teurer, aber insgesamt sind wir deutlich günstiger denn wir sparen bei der Erstattung einiges ein, dann sparen wir bei den Prozessen. Und es gibt den emotionalen Mehrwert, total unabhängig bei der Auswahl des Lokals zu sein und bei jeder Verwendung einen positiven Touchpoint mit dem Arbeitgeber zu haben.

Es gibt ja neben den Sachzuwendungen oder dem Mittagessen noch andere Dinge in einem Betrieb, die in irgendeiner Form emotional und digitalisierbar sind – wie Krankmeldung oder Urlaube. Arbeiten Sie da auch an digitalen Lösungen?

Wir sind ein junges Unternehmen, haben knapp 40 Mitarbeiter – da muss man sich schon auf die wesentlichen Themen konzentrieren. Und wir merken, dass die beiden Themen, an denen wir jetzt gerade arbeiten, enorm an Momentum gewinnen. Unser Fokus ist daher, die bestehenden Produkte einfach immer besser zu machen und noch besser zu skalieren.

Stichwort Skalierbarkeit: Ist Lunchit nur etwas für den deutschen Markt oder gibt es ähnliche Steuermodelle auch in anderen Ländern?

In weltweit über 40 Ländern wäre Lunchit grundsätzlich möglich, neben Deutschland sind wir derzeit auch in Österreich aktiv. Außerdem schauen wir uns gerade noch einen neuen Markt an.

Der da wäre?

Das kann ich noch nicht sagen, das ist noch nicht entschieden. Aber es gibt ein paar sehr attraktive Märkte in Europa, aber auch weltweit. Durch eine im Februar abgeschlossene Finanzierungsrunde haben wir jetzt die Mittel, uns einem weiteren Markt zuzuwenden.

Und dann wird die Bindung zwischen Unternehmer und Arbeitnehmer auch in diesen Ländern besser?

Oft wird da aus der Betriebswirtschaftslehre heraus in Wirkungszusammenhängen augmentiert: Sie machen X und dann kommt Y raus. In der Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung gibt es diese Linearität nicht und man sollte sie auch nicht erzwingen. Wenn Ihr Chef Ihnen Lunchit anbietet und dann aber will, dass Sie bitteschön fünf Minuten länger am Tag bleiben, haben Sie da sicherlich keine Lust drauf. Was ich meine: Wertschätzung und Motivation existieren neben dem Profit für das Unternehmen, korrelieren aber nicht direkt. Wir fühlen uns jedenfalls durch unsere Kunden wie REWE digital oder die Lufthansa bestätigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Es braucht eben nicht immer den Blick ins Silicon Valley, denn auch wir können sowas – auch ohne die Brachialmethode von Uber und Airbnb. Wenn Sie so wollen, haben wir mit einem ähnlichen Ansatz die größte Kantine der Welt erschaffen. Aber in unserem Fall eben nicht gegen der Willen der Behörden, sondern mit Segen des Bundesfinanzministeriums, von dem wir in 2016 eine offizielle Freigabe für Lunchit bekommen haben.

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