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Instagram ist der Ort der schönen Bilder: Von modelgleichen Menschen über malerische Strandabschnitte bis hin zu Gerichten, die eigentlich zu anmutig sind, um gegessen zu werden. Vieles davon wirkt zu schön, um ungestellt zu sein. Und tatsächlich wissen wir nicht erst seit Instagram: Selbst beim noch so authentischen Bild sorgen der richtige Kamerawinkel, die passende Beleuchtung und ein bisschen Bildbearbeitung dafür, dass wir das Dargestellte als wirklich schön empfinden. Was jedoch früher nur aufwendig für Hochzeitsfotos oder Werbeaufnahmen inszeniert wurde, haut uns der Stream heute sekündlich um die Ohren.

„About the real struggle“ setzt auf Alltag

Außer, ihr folgt „About the real struggle“. Denn der Account möchte dem gängigen Hochglanz-Prinzip alltäglichere Bilder entgegensetzen. Er ist initiiert von Kathrin Wessling, die ihr Geld als Journalistin und Social-Media-Spezialistin verdient (und sich mit Social-Media-Aktionen auskennt). Der Name des Accounts ist Programm: Es gibt Bilder umgefallener Blumen, von Scherben und Rotwein auf dem (Küchen-?)Boden und Katzen auf (unaufgeräumten) Tischen. Nur zwei Bilder des Accounts stammen von Kathrin selbst, „ungefähr 10 Bilder pro Tag“ erhalte sie auch von anderen Usern, die ihren Alltag präsentieren.

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Wie echt ist der Out-of-Bed-Look?

Aber selbst das vermeintlich Natürliche kann natürlich (haha) auch inszeniert werden – mit diesem Prinzip spielen nicht nur Fotografen; mit Mockumentarys gibt es dazu bei den bewegten Bildern ein eigenes Genre. Denn auch Unordnung kann arrangiert werden, Stichwort Out-of-Bed-Look und die Vermutung, dass die meisten Menschen auch #wokeuplikethis-Bilder zumindest nicht im völligen Halbschlaf machen. Das ist auch Kathrin bewusst: „Jedes Bild verändert die Realität, bewertet sie: weil wir entscheiden, WAS wir WANN und WIE zeigen. Das ist immer eine Wertung und Veränderung der Wirklichkeit, ja.“ Doch das Ziel ist es mit dem Account nun nicht, ins andere Extrem abzudriften und Unfälle zu zeigen oder auf den Faktor Ekel zu setzen, wie Kathrin es uns beschreibt: „’About the real struggle‘ zeigt nicht das Extreme, sondern den Alltag, die Idiotie, die Missgeschicke, das Langweilige, Banalität, das vermeintlich Hässliche. Und aber auch das Gegenteil. Sonst wäre das Projekt hinfällig, wenn es wieder nur das Unperfekte in Szene setzen würde.“

Instagram und der Perfektionsfetisch

Auffällig ist aber, dass es unter den sozialen Netzwerken vor allem Instagram ist, in der die (vermeintliche) Perfektion zur Schau gestellt wird. Zum Teil lässt sich das durch die Fokussierung auf Bilder begründen, andererseits ermöglichen auch Facebook, Twitter und Co. den Upload von Fotos. Doch die sind meist nicht auf so schön getrimmt wie bei Instagram. Kathrin Wessling sieht als Grund für das Instagram’sche Perfektionsstreben einmal den inoffiziellen Kodex vieler Instagrammer, nie mehr als ein Bild pro Tag zu posten. Hinzu käme noch ein technologischer Aspekt, nämlich bessere Smartphone-Kameras, sowie mehr Fotografen bzw. User. „Das alles zusammen ergibt Instagram: Die Entscheidung dafür, nur ein Bild zu zeigen, legt natürlich nahe, nur das Beste zu nehmen. Die Konkurrenz zu Fotograf*innen führt dazu, dass die Menschen sich immer mehr professionalisiert haben.“

Doch jenseits der Post-Mechanik hat sich zuletzt ein neues System etabliert, durch die Inhalte veröffentlicht werden: Als Story, die man von Snapchat (und mittlerweile auch von Instagram, WhatsApp und Facebook) kennt. Dadurch sieht Kathrin auch eine Veränderung kommen: „Ich glaube, dass das [die Professionalisierung, Anm. d. Red.] durch die Storys etwas aufgelöst wird – auf allen Netzwerken. Die sind nämlich viel weniger perfekt und maximal bearbeitet als das eine Bild.“

Dieser Beitrag erschien in ähnlicher Weise zuerst auf der mittlerweile eingestellten Seite So. Digi. Pop..

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