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Auch in diesem Jahr gehört es für viele schon zur Tradition: Unser Programmgeschäftsführer und ehemaliger Buchhändler Peter Felixberger stellt seine persönlichen Sachbuch-Entdeckungen vor – Bücher, die herausfordern, bewegen und den Horizont erweitern. Seine Auswahl 2025 bringt Stimmen zusammen, die unseren Blick auf Politik, Gesellschaft, Natur und Zukunft verändern. 
Mal erzählerisch, mal wissenschaftlich, mal radikal neu gedacht – stets aber inspirierend und einladend zum Weiterdenken. Perfekt für alle, die zu Weihnachten nach inspirierenden Geschenkideen suchen.

In Bild und Ton finden Sie die Lesung von und mit Peter Felixberger hier

 

Thorsten Nagelschmidt: Nur für Mitglieder. März Verlag GmbH (Sep. 2025)

Peter Felixberger: Ich beginne mit einem Buch, das eigentlich kein reines Sachbuch ist, sondern ein Hybrid aus Roman und Sachbuch. Thorsten Nagelschmidt ist Musiker und Schriftsteller aus Berlin und ein bekennender Weihnachtsverflucher, für den dieses Fest Jahr für Jahr zur existenziellen, depressiven Belastung wird. Statt eine Therapie zu machen, fliegt er nach Gran Canaria, quartiert sich in ein All-inclusive-Hotel ein und schaut dort alle Staffeln der Sopranos – 86 Stunden in elf Tagen. Am Anfang der Beschreibungen geht es noch viel um die Serie, doch je länger das Projekt dauert, desto mehr verliert sie an Bedeutung und desto stärker rücken seine Herkunftsfamilie und biografische Brüche in den Vordergrund. Dazwischen stehen bizarre Hotelbeobachtungen, am Ende bleibt ein leiser, tröstlicher Satz: Es ist Mitte Dezember – und ich war im Atlantik.

 

 

Patti Smith: Bread of Angels. Die Geschichte meines Lebens. Kiepenheuer & Witsch GmbH (Nov. 2025)

Peter Felixberger: Dieses Buch habe ich auch deshalb ausgesucht, weil Patti Smith für meine Generation eine prägende Figur war. Bread of Angels ist keine klassische Autobiografie, sondern eher ein Strom aus Szenen, Erinnerungen, Daten, moralischen Aufwallungen und abrupten Schnitten – fast wie eine Netflix-Serie in Buchform. Besonders eindrucksvoll ist, wie sie über das Album Horses spricht: nicht als Karriereschritt, sondern als kollektiven Akt, als Werk für die Ränder der Gesellschaft. Man liest dieses Buch fast atemlos, weil man ständig Menschen, Orten und Momenten begegnet, die etwas in einem auslösen. Bread of Angels ist ein Buch für alle, die diese Zeit, diese Musik und diese Haltung kennen oder kennenlernen wollen.

 

 

Leor Zmigrod: Das ideologische Gehirn. Wie politische Überzeugungen wirklich entstehen. Suhrkamp Verlag (Mai 2025)

Peter Felixberger: Leor Zmigrod ist Neurowissenschaftlerin, forscht im Bereich der politischen Neurobiologie und stellt eine zunächst irritierende Frage: Lassen sich politische Ideologien im Gehirn abbilden? Sie beschreibt Experimente, mit denen sie untersucht, worin sich autoritäre, moderate und fundamentalistische Denkweisen unterscheiden. Besonders eindrücklich ist ihre Analyse sozialer Ausgrenzung und der Effekt, den sie auf Radikalisierung hat. Wer verstehen will, wie Überzeugungen entstehen, warum Menschen an ihnen festhalten und warum Extreme so anziehend sein können, findet hier eine hilfreiche Perspektive.

 

 

 

Grit Straßenberger: Die Denkerin. Hannah Arendt und ihr Jahrhundert.  C.H. Beck (Jan. 2026)

Peter Felixberger: Man könnte sich die Frage stellen, warum nun noch ein Buch über Hannah Arendt? Weil dieses hier einen anderen Zugang wählt. Grit Straßenberger erzählt Arendts Leben nicht als Abfolge von Ereignissen, sondern als Geflecht aus Beziehungen, Freundschaften, Konflikten und Briefwechseln. Arendt erscheint als eine Denkerin, deren politisches Denken untrennbar mit ihrem sozialen Umfeld verbunden war – streitbar, leidenschaftlich, nie abgeschlossen. Besonders faszinierend ist, wie das Buch Denkwege sichtbar macht: Sackgassen, Umwege, Höhenpfade. Ein Buch für alle, die Freude daran haben, Denken in Bewegung zu erleben.

 

 

 

Annekathrin Kohout: Hyperreaktiv. Wie in Sozialen Medien um Deutungsmacht gekämpft wird. Wagenbach Klaus GmbH (Sep. 2025)

Peter Felixberger: Dieses Buch ist kein kulturpessimistischer Rundumschlag gegen soziale Medien, sondern eine kluge, genaue Beobachtung dessen, was dort tatsächlich passiert. Annekathrin Kohout beschreibt den „hyperreaktiven“ Menschen: ständig in Alarmbereitschaft, immer bereit zu reagieren, zu liken, zu teilen, zu kommentieren. Besonders überzeugend ist ihr Begriff der Hyperinterpretation – der rasanten Aufladung kleinster Details zu großen Narrativen. Anhand konkreter Beispiele zeigt sie, wie Deutungen sich verselbständigen und wie leicht man selbst in solche Plausibilitätswellen hineingerät.
Ein Buch, das hilft, einen Schritt zurückzutreten und das eigene digitale Verhalten wieder bewusster wahrzunehmen.

 

 

David Graeber: Piraten. Auf der Suche nach der wahren Freiheit. Klett-Cotta Verlag (Aug. 2025)

Peter Felixberger: David Graeber war ein Meister darin, die Ränder der Geschichte auszuleuchten. In Piraten. Auf der Suche nach der wahren Freiheit beschäftigt er sich mit Piraten, die sich um 1690 auf Madagaskar niedergelassen haben, um dort in einer Art von utopischem Staat namens Libertalia zu leben. Vieles an diesen Geschichten ist Legende, manches ist historisch belegt. Graeber erzählt von Seeschlachten, Gerüchten, utopischen Ideen und brutalen Realitäten und zeigt, wie schwer es ist, Wahrheit und Fiktion auseinanderzuhalten. Man wird unglaublich schnell hineingezogen und merkt, wie sehr diese Randgeschichten auch unser heutiges Denken über Freiheit beeinflusst haben. Ein Schatz für alle, die genug haben von großen, glatten Geschichtserzählungen.

 

 

 

Harriet Rix: Geniale Bäume. Wie sie seit Jahrtausenden das Leben auf der Erde bestimmen. dtv Verlagsgesellschaft  (Aug. 2025)

Peter Felixberger: Dieses Buch ist mein Naturbuch des Jahres. Harriet Rix interessiert sich nicht primär für Bäume als CO₂-Speicher, sondern für das, was sie tatsächlich tun, nämlich ihre Umwelt zu formen. Sie beleuchtet Flüsse Gebirge, Tiere und Lebewesen, die von Bäumen leben und beschreibt Bäume als Landschaftsarchitekten und Interaktionskünstler.
Besonders faszinierend ist zu verstehen, wie Bäume über Ernährung und Lebensraum die Evolution von Intelligenz, Bewegung und Wahrnehmung mitgestaltet haben. Das Buch ist klug, anschaulich und voller Geschichten, die man so noch nie gehört hat. Wer Natur nicht als Kulisse, sondern als dynamisches System verstehen will, wird daran große Freude haben.

 

 

Frédéric Gros: Die Scham. Ein revolutionäres Gefühl. Passagen Verlag Ges.M.B.H (Sep. 2025)

Peter Felixberger: Frédéric Gros stellt eine aktuelle Frage: Warum schämen sich Menschen nicht, wenn sie andere demütigen? Er nähert sich dieser Frage über Geschichten aus Literatur, Philosophie und Gegenwart und zeigt, wie sich Scham historisch verändert hat. Besonders eindrücklich ist sein Blick auf die heutige Form der Scham, die sich nicht mehr verflüchtigt, weil sie digital gespeichert bleibt und jederzeit wieder aufgerufen werden kann.
Gros schreibt präzise, erzählerisch und ohne moralische Vereinfachung und hält dabei Widersprüche und Paradoxie aus.

 

 

 

Maja Göpel: Werte. Ein Kompass für die Zukunft. Brandstätter Verlag (Jan. 2025)

Peter Felixberger: Maja Göpel ist Bestsellerautorin, Politökonomin, Nachhaltigkeitsexpertin, Rednerin, 49 Jahre alt und eine Powerfrau. Wir haben sie fürs neue Kursbuch eingeladen zu dem Buch Werte und entstanden ist ein sehr aufschlussreiches, interessantes Gespräch.
In diesem Buch geht es ihr nicht darum, abstrakte Werte zu predigen, sondern darum, sie aushandelbar zu machen. Es ein Angebot, sich wieder mit grundlegenden Fragen so auseinanderzusetzen, dass wir nicht in die Falle tappen, endgültige Ideologien oder Wahrheiten zu vertreten.

 

 

Rainer Moritz: Das Jahr in Büchern. Literaturtipps für jeden Tag. Reclam Philipp Jun. (Sept. 2025)

Peter Felixberger: Reiner Moritz, langjähriger Leiter des Literaturhauses in Hamburg und einer der großen Literaturkenner dieses Landes, hat ein kleines Buch geschrieben, das man sofort aufschlägt und durchblättert. Für jeden Tag im Jahr empfiehlt er einen Roman, den man lesen sollte. Dabei stößt man auf alte Lieben, neue Entdeckungen und vergessene Klassiker.
Ein ideales Geschenkbuch für alle, die lesen – oder wieder mehr lesen wollen.

 

 

 

Armin Nassehi, Peter Felixberger, Sibylle Anderl: Kursbuch 224. Zu viel, zu wenig. Kursbuch Kulturstiftung (Dez. 2025)

Peter Felixberger: Das aktuelle Kursbuch Zu viel, zu wenig beschäftigt sich mit dem angemessenen Maß – und mit der Erfahrung, dass wir es fast nie finden. Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Disziplinen nähern sich diesem Thema aus ganz verschiedenen Perspektiven. Hierunter Wilhelm Schmid, der beschreibt, wie das Zuviel an Möglichkeiten Menschen überfordert und warum Verzicht nicht als moralische Pflicht, sondern als selbstgewählte Form des Lebens notwendig wird.

 

 

 

 

Peter Felixberger: BEEP! BEEP! Read all about it. Bücher, die aus der Zukunft kommen. Murmann (März 2025)

Peter Felixberger: Dieses letzte Buch ist ein sehr persönliches Projekt. Ein Buch, das ich geschrieben habe, über 14 Bücher, die es nicht gibt, die aber so beschrieben werden, als kämen sie aus der Zukunft – mit Titeln, Covern, Inhaltsangaben und Rezensionen.
Es geht mir dabei um eine Methode, mit der Menschen ihre Gedanken ordnen und Ideen auf den Punkt bringen können. Ich habe oft erlebt, dass Menschen sagen, sie seien nicht kreativ – und am Ende überrascht sind, was in ihnen steckt. Es geht beim Entwickeln  nicht um das fertige Produkt, sondern um den Prozess des Denkens.

 

 

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