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Samstag früh, die Vögel zwitschern, die Sonne scheint durchs Fenster: Zeit für einen Kaffee. Leider hat aber ein gewisser Jemand vergessen, Milch zu kaufen. Wer jetzt nicht beim nächsten Kiosk ein Vielfaches des eigentlichen Preises zahlen möchte, muss wohl das Handy zücken und die Milch per Knopfdruck zur Wohnung liefern lassen. Das Geschäft mit den Lieferservices boomt. Vor allem Großstädter:innen greifen immer öfter zum digitalen als zum physischen Einkaufswagen. Immer mehr Anbieter drängen sich auf den Markt, aber welche von ihnen werden sich auf Dauer beweisen können?

Der Supermarkt-Lieferant: Rewe Lieferservice

Da gibt es zum einen Deutschlands größten Lebensmittelhändler Rewe, der bereits vor 10 Jahren den eigenen Abhol- und Lieferservice gestartet hat. Bequem kann hier Montag bis Samstag von 7 bis 22 Uhr bestellt werden. In einem gewählten Zeitfenster von zwei Stunden wird der Wocheneinkauf „garantiert frisch“ in „jedes Stockwerk“ geliefert. Mit SMS-Liveverfolgung, einfacher Pfandrückgabe und transparenten Liefergebühren sicherte sich der Lebensmittelgigant den 1. Platz in puncto Kundenzufriedenheit beim Deutschen Kundenaward 2018. Wer also ein paar Stunden auf die Milch im Kaffee warten kann, für den bietet der Rewe Lieferservice eine gute Alternative zum gewöhnlichen Wocheneinkauf.

Der Versandkönig: Amazon Fresh

Ähnlich wie Rewe verspricht auch das Online-Warenhaus Amazon den regulären Gang in den Supermarkt ersetzen zu können. Tatsächlich lassen sich eine Vielzahl von regionalen und Bio-Produkten finden, aber auch Nahrungsmittel für Kund:innen mit Lebensmittelunverträglichkeiten sind in großer Menge im Angebot. Von vegan bis glutenfrei ist für alle etwas dabei.  In einem selbst gewählten Zeitfenster von zwei Stunden wird der Einkauf an die Haustür geliefert, die Lieferkosten sind dabei abhängig vom Bestellwert und erst ab einem Einkauf von 80€ versandkostenfrei.

In unserem Selbsttest kam jedoch die große Enttäuschung. Ja, der Einkauf wurde im gewünschten Zeitraum geliefert und die Produkte, die geliefert wurden, waren in einem unversehrten Zustand. Aber die Bestellung war unvollständig. Über einen vergessenen Joghurt kann man mal hinwegsehen, wenn jedoch ganze 5 Produkte fehlen, ist das ein fettes Minus. Die damit einhergehende Reklamation der nicht gelieferten Lebensmittel war ebenfalls mühselig, da jedes Produkt einzeln als „nicht geliefert“ markiert werden musste. Die Rückerstattung erfolgte innerhalb einer Woche. Da Amazon Fresh 20€ Rabatt beim ersten Einkauf gewährt, kann sich die Probier-Bestellung ordentlich lohnen. Allerdings bleibt es ungewiss, ob der ganze Einkauf erfolgreich geliefert wird.

Der Vorreiter: Gorillas

Wer keine zwei Stunden auf ein Tetra Pak Milch warten will, kann bei Gorillas, so der Claim, innerhalb von 10 Minuten mit den Einkäufen vor der Tür rechnen.  Das 2020 gegründete Unternehmen liefert per Fahrradkurier bereits in 7 europäischen Ländern. In über 20 deutschen Städten wird Montag bis Samstag von 8 bis 23 Uhr ausgeliefert. Im Testversuch konnte der Anbieter unseren erkälteten Redakteur überzeugen. Kamillentee und Zwieback erreichten die Wohnung in nur 8 Minuten. Auffälliges Marketing, schnelle Lieferzeiten und eine vielfältige Produktauswahl machen Gorillas zu einem Favoriten im Duell der Lieferdienste.

Auf der Überholspur: Flink

Flink, der Anbieter in den schönsten Farben, wirbt damit, immerhin 30 deutsche Städte zu beliefern. Im Fall von Hamburg bedeutet das, die hippen Stadtteile westlich der Alster. Aber nun gut, immerhin beliefern sie Städte wie Moers. Ein weiterer Minuspunkt ist, dass auch mit diesem Lieferdienst nicht das Milchdilemma am Samstagmorgen gelöst werden kann. Flink liefert montags bis donnerstags von 8 bis 23 Uhr sowie Freitag und Samstag von 8 bis 0 Uhr.

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Der Schnäppchen-Lieferservice: Getir

Der neueste Konkurrent lockt die Kund:innen mit irrwitzigen Angeboten. So können in der Startphase vom türkischen Anbieter Getir beispielsweise Premium Eis für einen Cent gekauft oder eine Packung Cookies gratis in der paketbraunen Wundertüte landen. Getir liefert von Montag bis Freitag zwischen 7 und 24 Uhr und samstags von 7 bis 23:30 Uhr, somit eine Stunde früher als der Konkurrent Gorillas.

Große Auswahl, größere Rabatte:
Getir verkaufte Magnum-Eis für einen Cent

Der erste Einkauf in unserem Test sorgte für pure Begeisterung – die Rechnung betrug, dank des 15€ Rabattcoupon, lediglich 60 Cent. Auch die Lieferzeit kann sich sehen lassen, innerhalb von 15 Minuten war der Lieferbote auf seinem lila E-Bike an der Haustür. Aber kein Lob ohne Kritik: Aufgrund der hohen Nachfrage und anscheinend zu geringer Belegschaft war zum Teil sogar die Warteschlange in der App überfüllt. Die Folge: alle paar Minuten muss ein neuer Bestellversuch mit einem Stoßgebet getätigt werden.  Wer aber außerhalb der Liefergebiete von Flink und Gorillas wohnt, für den ist Getir eine gute Alternative, um neben der vergessenen Milch auch direkt den Wocheneinkauf zu erledigen.

Welcher Service macht das Rennen?

Wie langlebig sind die verschiedenen Anbieter nun also? Gorillas und Flink haben es geschafft, sich im Zuge der Pandemie zu etablieren und Markenpräsenz zu schaffen. Das könnte den Einstieg für Getir beschwerlich gestalten. Sollten die beiden großen Konkurrenten ihr Liefergebiet jedoch nicht rechtzeitig erweitern, präsentiert das eine Chance für Getir, sich auf dem umkämpften Markt der Lieferapps zu bewähren. Der Rewe Lieferdienst und Amazon Fresh bieten hingegen ein anderes Einkauferlebnis. Wer einen ganzen Wocheneinkauf für die Familie erledigen will, ist bei diesen Anbietern deutlich besser aufgehoben als ein Single-Haushalt, dem die Milch ausgegangen ist.

Auch die arbeitsrechtliche Situation bei den Lieferdiensten könnte zum entscheidenden Thema werden. Bereits seit einigen Monaten demonstrieren die Fahrer:innen von Gorillas in Berlin – nun haben sie gerade einen Betriebsrat gewählt. Dieser Schritt ist eine Premiere im Bereich der Lieferdienst-Fahrer:innen, der bisher kaum gewerkschaftlich organisiert ist.

Vor allem für Arbeitnehmer:innen, die sich wieder im Home-Office befinden, gibt es eine beachtliche Auswahl an Lieferdiensten. Die Entscheidung hängt jedoch nicht nur von Bequemlichkeit und Lieferzeit ab, auch Rabattaktionen können den Unternehmen einen Vorsprung bescheren. Es bleibt also abzuwarten, wer am Ende auf dem Siegertreppchen steht.

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