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In Filmen wie „Her“, „Terminator“ oder „Ex Machina“ wird sie thematisiert: Künstliche Intelligenz. Wie wohl kaum eine andere zukunftsweisende Technologie fasziniert sie die Öffentlichkeit und stellt die Frage: Was unterscheidet uns Menschen von der Maschine? Was lange Science-Fiction war, ist mit heutiger Technik – Stichwort Amazons Alexa – näher als wir denken. Zukunftsforscher Harry Gatterer sagt sogar: „Es wird eher keinen Bereich mehr geben, in dem nicht kleine oder größere selbstlernende Algorithmen eingesetzt werden können.“ Aber was bedeutet das für die Menschen – und vielleicht sogar die Menschheit?

Was ist Künstliche Intelligenz?

Um Künstliche Intelligenz, kurz KI, verstehen zu können, muss die Begrifflichkeit klar sein. Das Wirtschaftslexikon definiert KI als die „Erforschung intelligenten Problemlösungsverhaltens sowie die Erstellung intelligenterComputersysteme.“ Ziel ist es also, Anwendungen zu entwickeln, bei denen Maschinen menschenähnliche Denkleistungen erbringen.

Künstliche Intelligenz ist aber nicht gleich Künstliche Intelligenz – es wird zwischen der sogenannten schwachen KI, die auf eine spezifische Tätigkeit reduziert ist, und der (hypothetischen) Weiterentwicklung, starker KI, unterschieden. Die schwache KI ist es auch, die zumeist gemeint wird, wenn von Künstlicher Intelligenz die Rede ist, speziell deren Teilbereich, das Maschinelle Lernen. Dieser Teilbereich beschäftigt sich mit Programmen, die in der Lage sind, ihre Erfahrungen zu speichern und aus Problemen zu „lernen“, um sich kontinuierlich zu verbessern. Netflix- und Amazon-Kunden kennen dieses Prinzip: Auf den Plattformen werden die Streaming- bzw. Kauf-Vorlieben der User analysiert und darauf basierende neue Vorschläge für weitere Produkte geliefert. Die starke KI soll hingegen über ein Handlungs- und Empfindungsvermögen verfügen, das dem des Menschen gleicht. Allerdings ist starke KI, auch bekannt als Artificial General Intelligence (AGI), laut der meisten Experten noch mindestens mehrere Dekaden entfernt.

Von Streaming bis Verkehr: Einsatzorte für Künstliche Intelligenz

Schwache KI wiederum findet sich bereits jetzt so ziemlich überall – und sie wird jeden Tag beliebter. Neben den Weiterschau-Empfehlungen, die sie auf Streaming-Plattformen geben kann, findet sie sich auch in Form von intelligenten Assistenten, etwa Chatbots. Sie helfen beispielsweise Mitarbeitern in Unternehmen, spezifische Informationen schnell abzurufen und auf Kundenfragen gezielt zu reagieren. Außerdem unterstützen sie Personalmanager dabei, Anfragen potenzieller Arbeitnehmer zu beantworten (PDF) und werden auch für den Auswahlprozess selbst immer wichtiger.

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Aber auch im Verkehrswesen finden sich Einsatzbereiche für Künstliche Intelligenz. Denn gerade in diesen Bereichen ist der Vergleich und die Analyse großer Datenmengen notwendig, Stichwort autonomes Fahren: Selbstfahrende Autos müssen komplexe Szenarien in Millisekunden verlässlich analysieren. Auch die Städte selbst werden im Zuge des KI-Wandels neu geformt. So könnte ein erschwingliches, sicheres Transportsystem mit autonomen Fahrzeugen einen Trend der De-Urbanisierung starten.

Gesundheitswesen und Landwirtschaft: Künstliche Intelligenz soll helfen

In einer immer älter werdenden Gesellschaft braucht es dringend Innovationen im Gesundheitswesen – auch hier greift uns KI unter die Arme. Während KI-basierte Diagnose von Krankheiten noch in den Kinderschuhen steckt, lassen sich bei unterstützenden Tätigkeiten bereits erste Erfolge erkennen. So können mit Künstliche Intelligenz versehene Roboter etwa Krankenakten auswerten und die Hand des Chirurgen bei einem Eingriff lenken. Zudem besteht heutzutage noch ein Großteil des Arbeitstages von Krankenpflegern aus administrativen Aufgaben, die nichts mit der Pflege zu tun haben und durch Anwendungen wie Spracherkennungssoftware oder KI-Assistenten wesentlich einfacher gestaltet werden könnten.

Selbst in der Landwirtschaft wird der Einfluss von Künstlicher Intelligenz bald deutlich spürbar sein. Die Landwirtschafts-Management Software Farmlogs führt bereits heute komplexe Datenanalyse-Prozesse durch und berücksichtigt dabei Wetter- und Bodenbedingungen und sogar historische Satellitenbilder, um Ernten zu maximieren.

Zukunftsforscher und „Future Room“-Autor Harry Gatterer erwartet vor allem Applikationen, die Daten auswerten und Vorhersagen treffen können: „Am meisten wird es wohl um Anwendungen gehen, die in irgendeiner Form ‚vorausschauen‘. Ob im Konsum gewisse Produkte übermorgen mehr oder weniger gekauft werden. Oder in der Industrie, um zum Beispiel zu erkennen, wenn in einer Stunde eine Maschinenstraße ausfallen wird.“

Das planen deutsche Unternehmen mit Künstlicher Intelligenz

Dass diese Technologie näher ist, als uns vielleicht bewusst ist, zeigt auch eine Studie des Marktforschungsunternehmens IDC: Deutschlandweit haben zurzeit fast 70 Prozent der befragten Unternehmen vor, innerhalb eines Jahres KI-Projekte umzusetzen. Bei Versorgungs-, Finanz- sowie Versicherungsunternehmen liegt der Anteil mit satten 80 Prozent sogar noch höher. Generell sehen Deutsche den Veränderungen, die lernende Programme mit sich bringen, eher wohlwollend entgegen. So gaben bei einer von Bitkom Research für Bitkom 2017 durchgeführten repräsentativen Umfrage etwa zwei Drittel der Beteiligten an, dass Künstliche Intelligenz entscheidend ist, damit deutsche Unternehmen in Zukunft weltweit erfolgreich sein können. Fast jeder Zweite (49 Prozent) wünscht sich außerdem, dass die Politik die KI-Forschung enorm fördert.

Auch für den Innovationsexperten und „Transformation BAMM!“-Autor Dietmar Dahmen ist der Fall klar: KI wird für Unternehmen schon bald nicht mehr wegzudenken sein. Dem Murmann Magazin gegenüber erklärt er: „Ist die KI-Technologie erst für jedermann erschwinglich, wird dies eine beachtliche Welle aus Inspiration und Innovation lostreten. Einen ähnlichen Prozess konnten wir vor kurzer Zeit bei Sensoren beobachten. Kaum wurden sie günstiger, wurden Sensoren überall eingebaut. Dasselbe erwarte ich bei KI. Also: Alles wird KI haben, so wie heute alles Sensoren hat.“

Künstliche Intelligenz – und die unbekannte Zukunft

Doch wie jede Innovation birgt auch Künstliche Intelligenz Risiken. So sind laut einer Umfrage der amerikanischen Cybersecurity Firma Webroot 86 Prozent der befragten Experten für Netzsicherheit besorgt (PDF), dass Hacker schon heute KI-Technologie für ihre Zwecke ausnutzen. Phishing, der digitale Trickbetrug per E-Mail, könnte durch die Algorithmen noch weitaus gefährlicher werden und mittels Analyse von enormen Datensätzen fähig werden, auf den Adressaten zugeschnittene, glaubhafte Nachrichten zu verschicken.

Weitreichende Konsequenzen, wie etwa die Auswirkungen der KI-Revolution auf den gesamten Arbeitsmarkt, lassen sich zudem schwer einschätzen. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung arbeiten rund ein Viertel aller Deutschen in Jobs, die bald komplett vom Computer übernommen werden können.

Ob Fluch oder Segen: Künstliche Intelligenz kommt. Und sie wird nahezu überall sein. Das sieht auch Zukunftsforscher Gatterer so, sieht aber noch blinde Flecken, die Gesellschaft und Wirtschaft rund um Künstliche Intelligenz klären müssen: „Die Frage ist dann nur: Wofür wollen wir sie sinnvoll nutzen? Wir müssen also lernen, dass im Grunde alles denkbar ist und wir beginnen müssen, gute Fragen zu stellen: Warum und wofür wollen wir die Technologie denn wirklich einsetzen?“

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