Die Kulturtipps im September führen uns nach Italien, in jüdisches Leben uns seine Traditionen sowie ins kleine irische Dorf Ballybrady.
Auf nach Italien
Der Sommer neigt sich dem Ende, doch wer Lust hat, ihm noch ein bisschen nachzuspüren, der sollte seine Schritte in die Max-Lieberman-Villa am Wannsee in Berlin lenken. Max Liebermann, bekannt für seine Berliner Stadtansichten und holländischen Strandbilder, zeigt in der Ausstellung „Auf nach Italien“ eine überraschende, eher unbekannte Facette. Zu entdecken sind Werke, in denen sich zeigt, wie Liebermanns Italienreisen seine Kunst prägten. Die Bilder fangen das einzigartige Licht und die Landschaften Italiens ein und bieten so eine neue Perspektive auf den deutschen Impressionisten. Sie standen lange im Schatten seiner bekannteren Arbeiten, doch mit der aktuellen Schau in dem kleinen Museum wird diese Lücke kenntnisreich geschlossen. Zudem ist die Liebermann-Villa am Wannsee, einst Liebermanns Sommerhaus, nicht nur ein Museum, sondern auch ein idyllischer Ort für einen Ausflug in die Kunstgeschichte. Der von Max Liebermann gestaltete Garten, Motiv zahlreicher seiner Gemälde, wurde liebevoll restauriert und lädt zu einem entspannten Spaziergang und zum Verweilen ein.
Auf nach Italien. Mit Liebermann in Venedig, Florenz und Rom
in Kooperation mit dem Museum Casa di Goethe in Rom
Ausstellung noch bis zum 7. Oktober 2024
Liebermann-Villa am Wannsee
Colomierstraße 3
14109 Berlin
Licht und Hoffnung
Bereits seit 1987 finden in Berlin jährlich die Jüdischen Kulturtage statt. In diesem Jahr stehen sie unter dem Motto „Licht“ („Or“ im Hebräischen) und möchten jüdische Kultur und jüdisches Leben nach den tragischen Ereignissen in Israel wieder sichtbar machen. Ein Highlight für junge Talente ist dabei der Kurzfilmwettbewerb. Jugendliche bis 19 Jahre konnten bis Ende Juli ihre Filme einreichen – egal ob Animation, Drama oder Dokumentation. Die besten Beiträge werden am 13. September in der KulturBrauerei präsentiert. Live vor Ort besteht die Möglichkeit, in Workshops zu Kalligraphie und jüdischer Literatur in die Tradition jüdischen Lebens einzutauchen. Begleitet von Musik und Tanz können Besucherinnen und Besucher am Bebelplatz – dort, wo die Nazis einst Bücher verbrannten – erleben, wie eine Thora-Rolle entsteht. Musikalisch startet das Festival mit einem Eröffnungskonzert in der Synagoge Rykestraße, bei dem das Sinfonie Orchester Berlin und die israelische Popsängerin Shiri Maimon für Stimmung sorgen. Dazu projiziert der Graffiti-Künstler Benzi Brofman großformatige Kunstwerke. Neben David Broza, der mit „Yihye Tov“ eine Friedenshymne schuf, wird der Komiker Elon Gold für Lacher sorgen. Die Jüdischen Kulturtage versprechen Vielfalt und Freude, betont Intendant Avi Toubiana in einem Interview und wollen jüdisches Leben und Kreativität feiern.
Jüdische Kulturtage in Berlin
12. bis 22. September 2024
Corona und das, was wichtig ist im Leben
Es ist faszinierend, wie Roisin Maguire es schafft, eine scheinbar einfache Geschichte in ihrem Roman „Mitternachtsschwimmer“ mit solch Tiefe und Emotion zu füllen. In dem kleinen irischen Dorf Ballybrady lebt Grace, eine Einzelgängerin, die sich dem Schwimmen im Meer und ihrem hässlichen Hund verschrieben hat. Sie vermietet ihr Cottage an Touristen, um über die Runden zu kommen. Doch als die Corona-Pandemie ausbricht, sitzt einer ihrer Gäste, Evan, fest. Der Tod seiner Tochter und die Krise in seiner Ehe lasten schwer auf ihm – und nun muss er sich auch noch um seinen tauben Sohn Luca kümmern. Obwohl die Motive vertraut erscheinen – der Städter lernt im beschaulichen Dorf das Wesentliche neu zu schätzen – bringt Maguire eine frische Perspektive mit. Mit feinem Humor und viel Einfühlungsvermögen erzählt sie von Trauer, Schuld, Vertrauen und Neuanfang. Die Sprache ist klar, die Charaktere glaubwürdig und liebenswert. „Mitternachsschwimmer“ ist ein warmherziger, berührender Debüt -Roman. Perfekt für alle, die in eine andere Welt eintauchen und dabei etwas über das Leben lernen möchten.
Roisin Maguire
Mitternachtsschwimmer
DuMont Buchverlag, Köln 2024
Foto: Bild von KarloKolumno auf Pixabay.