Mit drei ungewöhnliche Klassik-Alben warten die Kulturtipps im Juli auf: Das Meer, der Barock und die ewige Romantik überraschen mit neuen Einblicken durch drei Künstlern, die auf Entdeckungsreise gingen.
Tales of the Sea
Das Meer. Seit jeher hat es Künstler inspiriert. Dass sich mit Lydia Maria Bader eine Pianistin dem Thema widmet, ist allerdings etwas ungewöhnlich. Und doch: Die Musikerin war immer schon von Klavierstücken fasziniert, die Wasser musikalisch darstellen. Und als während der Pandemiezeit auch noch großes Fernweh hinzukam, begann sie nach Stücken zu suchen, die sich mit der See und ihren Eigenheiten beschäftigt. Herausgekommen ist die CD „Tales of the Sea“. Wie schon bei ihrer Vorgänger-CD „Chinese Dreams“ bleibt Lydia Maria Bader dabei ihrem Stil treu, Kompositionen jenseits der bekannten Pfade zu interpretieren. Ob Blochs „Poem of the Sea“ oder Rubinsteins „Etüde op. 1 Ondine“, ob Zhu Gongyis „Ouvertüre – Small Stream“ oder „A sea idyl“ von Frank Bridge und auch das technisch hoch anspruchsvolle „Le chant de la mer“ von Gustave Samazeuilh – Lydia Maria Bader hat für jede Meeresstimmung ein Stück gefunden. Und der Zuhörer? Der darf sich zurücklehnen, entspannen und die Weiten des Meeres mit diesem schönen Album genießen.
Lydia Maria Bader Tales of the Sea Bloch | Gongyi | Samazeuilh | Bridge | Rubinstein | MacDowell ARS Produktion, Juli 2023
Arias for Bass
Mindestens genauso ungewöhnlich wie die musikalische Reise in die Weiten des Meeres ist das Programm, das sich der junge Bassbariton Alexandre Baldo vorgenommen hat. Mit dem venezianischen Barockkomponisten Antonio Caldara hebt er einen Schatz, der rund 3.400 Werke umfasst, darunter Opern, Oratorien, Messen, etliche Serenaden, Motetten, ein 16-stimmiges „Crucifixus“, weltliche Kantaten und Madrigale sowie Kanons und Triosonaten. So viel, das es sicher für mehrere CDs reicht. Vorerst dürfen wir auf „Arias for Bass“ mit 13 Stücken aus dem umfangreichen Oeuvre beginnen, die wie gemacht scheinen für Alexandre Baldo unter der Begleitung des Ensemble Mozaïque. Und wir können dem nachspüren, was den Komponisten Antonio Caldara vor 350 Jahren so bekannt und beliebt machte: Seine geschickte Art, italienische mit österreichischen und deutschen Stilelementen zu kombinieren. Der junge Sänger und der Barockkomponist – beide verheißen uns noch viele unvergessliche Stunden. Garantiert.
Alexandre Baldo | Bassbariton Ensemble Mozaïque „Antonio Caldara – Arias for Bass“ Panclassics, 19. Mai 2023
The Soul of Smyrna
Die dritte im Bunde für ungewöhnliche, musikalische Entdeckungen ist die armenische Pianistin Heghine Rapyan. Sie hat sich die Werke ihres Landsmannes Stéphan Elmas vorgenommen. Armenischer Herkunft, wurde er in Smyrna geboren. 1911 fand er in Genf eine neue Heimat. Der Genozid an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs prägten ihn zutiefst. Und so blieb er seinen armenischen Wurzeln immer treu. Früh ertaubt, verharrte er musikalische jedoch in der Romantik. Ein Glück für uns heute. Denn mit Stéphan Elmas lernen wir den „Chopin Armeniens“ wie er auch genannt wird, durch Heghine Rapyan aufs Feinste kennen. Erstmals hat sie alle Klaviersonaten des Komponisten auf einem Album eingespielt. Die Romantik hat viele Facetten, eine davon ist dieser armenische Komponist. Eine absolute Entdeckung!
Heghine Rapyan The Soul of Smyrna – Complete Piano Sonatas of Stéphan Elmas (1862-1937) SOLO MUSICA, 21. April 2023
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Foto von Krystian Tambur auf Unsplash.