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Die Kulturtipps im April führen literarisch nach Irland, in dunkle musikalische Zeiten in Leipzig und erfreuen mit einer kompositorischen Neuentdeckung.

Ein Schuss Whiskey

Es hätte so schön sein können. Nachdem Janus Rösner nach seinem mit „summa cum laude“ bestandenen Germanistikstudium so aufregende Jobs wie Taxifahren und Kellnern hatte, wollte er in Dublin als Schriftsteller durchstarten. Doch in der irischen Stadt lässt das Schreibglück auf sich warten. Stattdessen wird der Deutsche eines Nachts Zeuge eines bizarren Vorfalls. Eine junge Frau kniet an den Ufern der Liffey, umringt von einer Gruppe Männer. Nachdem sie einige Zeilen Literatur deklamiert hat, fällt ein Schuss und die Frau sackt zusammen. Eigenartig ist nur, dass der Vorfall nirgendwo Erwähnung findet. Janus wittert die große Story für seinen Roman. Und eh er sich versieht, steckt er mitten in der exzentrischen Literatenszene Dublins und muss sich mit den Geheimnissen des Whiskybrennens herumschlagen, was durchaus tödlich enden kann.

Der deutsche Winzer und Krimiautor Carsten Sebastian Henn schreibt mit „Ein Schuss Whiskey“ seinen dritten Krimi um Hochprozentiges. Mit Gin und Rum hatte er schon vorgelegt und auch der Whiskey enttäuscht nicht. Flott, spannend, durchaus humorvoll und mit viel Wissenswertem rund um den Whiskey versehen, macht dieser deutsche Krimiautor, den man stilistisch eher für einen Briten halten würde Lust aufs Krimischmökern.

Carsten Sebastian Henn
Ein Schuss Whiskey
DuMont Buchverlag, Köln 2022

Musik im Dritten Reich

Leipzig hat eine reiche musikalische Geschichte. Bis heute stehen dabei Bach und die Thomaner im Mittelpunkt. Umso erfreulicher ist es, dass sich das Haus Böttchergäßchen nun an eine weniger glanzvolle Zeit herantraut. Erstmals beschäftigt sich in der Ausstellung „Hakenkreuz und Notenschlüssel“ mit dem radikalen Bruch der Musiktradition der Stadt. Denn mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde die Musik zum Propagandamittel. Gnadenlos instrumentalisierten die Nazis die Musik für politische Zwecke. Die Schau zeigt exemplarisch Menschen, die entweder als Täter agierten oder als Opfer diffamiert und verfolgt wurden. Bis hinein in die Jazz- und Swingszene reicht die Recherche des Hauses, aber auch die Rolle des Reichssenders Leipzig zeigt die Schau. Sehenswert!

Hakenkreuz und Notenschlüssel. Die Musikstadt Leipzig im Nationalsozialismus
Ausstellung noch bis zum 20.8.2023

Haus Böttchergäßchen
Böttchergäßchen 3
04109 Leipzig

Gefeiert und verfemt: Bernhard Sekles

Auch in Frankfurt am Main veränderten die Nationalsozialisten das Musikleben der Stadt. Exemplarisch dafür steht der jüdische Komponist Bernhard Sekles. Geboren 1972 starb er bereits 1834 an Lungentuberkulose. Seine Liebeslieder nach slawischen und romanischen Dichtungen für Tenor und Klavier opus 13 aus dem Jahr 1905 sowie der Liedzyklus „Schi-King“, 18 Lieder für Tenor und Klavier opus 15 (1907) können nun in einer Erstaufnahme entdeckt werden. Der Tenor Malte Müller hebt gemeinsam mit dem Pianisten Werner Heinrich Schmitt diesen Schatz, der in einer spannenden Zeit entstand. Das Fin de Siècle verabschiedete sich gerade, in Wien standen Alban Berg, Arnold Schönberg und Anton Webern bereit und Bernhard Sekles – der war gerade Direktor am Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt geworden, eine der angesehensten Bildungsstätten der Zeit. Wer also Lust auf Neues hat, sollte mit dieser CD auf Entdeckungsreise gehen.

Bernhard Sekles
Malte Müller |Tenor
Werner Heinrich Schmitt | Piano
Toccata 2022

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