Selbstoptimierung, das klingt nach Mehr. Mehr Erfolg, mehr Resilienz, mehr Fitness, mehr von allem. Vor allem auch nach mehr Ansprüchen an sich selbst, schreibt Journalistin und Autorin Isabell Prophet in ihrem Buch „Wie gut soll ich denn noch werden?! Schluss mit übertriebenen Ansprüchen an uns selbst“ (Goldmann). Denn jeder noch so guter Vorsatz – egal ob nach Feierabend das Business-Englisch verbessern oder einen Barista-Kurs machen – setzt uns zusätzlich unter Druck. Aber was tun gegen den Zwang zur Selbstoptimierung?
Wir haben Isabell Prophet gebeten, unsere (Halb-)Sätze rund um Selbstoptimierung und Work-Life-Balance zu vervollständigen. Und haben erfahren, warum Angst lukrativ für Unternehmen ist.
Wenn mich jemand fragt, wie es mit meiner Work-Life-Balance so läuft, antworte ich,… dass ich das Konzept ganz schlimm finde! Die Arbeit ist ein Teil des Lebens, aber nicht der, um den ich alles herumbastle. Niemand hat je bereut, zu wenig Freizeit geopfert zu haben.
Ich bin selbstständig, arbeite als Journalistin und Autorin, und beschäftige mich mit Selbstoptimierung, weil… sie plötzlich überall ist. Jedes Produkt soll mich besser machen, schöner, härter, klüger. Und jedes Produkt sagt: Du bist nicht genug! Dagegen wollte ich etwas tun.
In meinem Buch schreibe ich, dass wir in der ‚Du kannst alles haben‘-Gesellschaft leben. Damit meine ich,… dass uns ständig suggeriert wird, wir hätten das Leben verbockt, wenn wir eben nicht „alles“ haben. Aber so ist es nicht. Ich kann Zufriedenheit – und Glück – in dem Leben finden, das ich schon habe.
Ob Wirtschaft und Selbstoptimierung zusammenhängen? Ein klares… Ja! Selbstoptimierung ist ein wunderbares Verkaufsargument. Dahinter steckt immer die Angst: Ich habe nicht genug getan und bin verantwortlich für jedes Unglück.
Wer sich mit Selbstoptimierung beschäftigt, kommt auch am Thema Angst nicht vorbei. Das liegt… daran, dass uns Angst gemacht wird, damit wir mehr kaufen. Heutzutage funktioniert jede Werbung so. Sex sells? Nein: Fear sells.
Besser als sich von der Angst leiten zu lassen ist… es, die eigenen Erfolge anzuerkennen. Die eigene Fähigkeit, mit Unerwartetem umzugehen. Und sich selbst ein bisschen mehr zu mögen.
Wer mit der Selbstoptimierung – egal ob beruflich oder privat – aufhören möchte, sollte… sich öfter mal selbst etwas Nettes sagen. Wir brauchen den Selbstoptimierungskonsum nicht. Er hat nur einen Zweck: Uns zu mehr Ausgaben zu verleiten. Genau so werden Unternehmer reich. Auf unsere Kosten! Aber wir sind gut genug.
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Titelbild: pexels.com; Foto Isabell Prophet: Isabell Prophet