Ein Weihnachten, an dem Evelyn Hamann nicht ihr „Jodeldiplom“ abschließt? In vielen deutschen Haushalten würde sicherlich am Heiligabend weniger gelacht werden. Eine Universität ohne Professorinnen? Dieser Gedanke wirkt in der heutigen Zeit geradezu grotesk. Doch für Agathe Lasch, die erste Professorin an der Hamburger Universität, war die wissenschaftliche Karriere gar nicht selbstverständlich. Was diese beiden gänzlich unterschiedlichen Frauen verbindet? Sie gehören zu den berühmten Frauen aus Hamburg, die Autor Norbert Fischer in seinem gerade erschienen Buch „100 berühmte Hamburger“ (Wachholtz Verlag) vorstellt.
Zu fünf berühmten Frauen aus Hamburg hat uns der Volkskundler und Historiker Norbert Fischer genauer erklärt, wie die Wissenschaftlerinnen, Publizistinnen, Schauspielerinnen und Sängerinnen über die Stadtgrenzen hinaus Berühmtheit erlangt haben.
Die erste Hamburger Professorin: Agathe Lasch (1879-1942)
Zu einer Zeit, als akademische Bildung für Frauen alles andere als selbstverständlich war, promovierte Agathe Lasch – das war 1909. Aber die Frau, die ihre wissenschaftliche Arbeit der Erforschung der mittelniederdeutschen Sprache verschrieben hatte, erreichte noch mehr: „Agathe Lasch war die erste weibliche Professorin an der 1919 gegründeten Universität Hamburg – und sogar die erste des Faches Germanistik in Deutschland.“ Den Professorentitel erhielt sie 1923. Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung endete ihre Arbeit und 1942 wurde die Sprachwissenschaftlerin schließlich nach Riga deportiert. Auf dem Weg dorthin verstarb sie.
Publizistin und Ehrenbürgerin: Marion Gräfin Dönhoff (1909-2002)
„Marion Gräfin Dönhoff zählt zu den bedeutendsten deutschen Publizistinnen im 20. Jahrhundert und gab die Zeitschrift ‚Die Zeit‘ heraus“, erklärt Norbert Fischer. Die Gräfin wurde jedoch nicht in Hamburg geboren, sondern in Ostpreußen, wirkte aber publizistisch aus der Hansestadt ab 1946, als ihre Arbeit für ‚Die Zeit‘ begann. Als Chefredakteurin und später Herausgeberin war sie für die Wochenzeitung aktiv – und erhielt 1999 die Ernennung zur Ehrenbürgerin der Stadt.
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Mutter der Nation: Inge Meysel (1910-2004)
Als „(Fernseh-)Mutter der Nation“ wird sie oft bezeichnet, dabei kennen wohl die wenigsten ihren richtigen Namen: denn Inge Meysel heißt eigentlich Ingeborg Charlotte Hansen. 1936 zog sie, die ab 1933 Auftritts- und Berufsverbot hatte, nach Hamburg. Dort und in Berlin begann sie nach Ende der Diktatur wieder zu arbeiten. „Sie gewann ihr Renommee durch zahlreiche Theater- und Fernsehrollen, in denen sie zumeist selbstbewusste und redegewandte Frauen verkörperte“, erklärt Historiker und Autor Nobert Fischer. Auch im hohen Alter stand sie noch vor der Kamera und drehte Anfang der 2000er noch fürs Fernsehen, bevor sie 2004 verstarb.
Das mediale Multitalent: Heidi Kabel (1914-2010)
Als Sängerin war sie aktiv, arbeitete für den NDR als Hörspielsprecherin – und hat ihre Wurzeln doch im Theater. „Heidi Kabel wurde berühmt durch ihre Auftritte im Ohnsorg Theater, die auch im Fernsehen gezeigt wurden“, sagt Fischer. Ab 1936 arbeitete sie als Berufsschauspielerin und stand zuletzt für den 2007 erschienen Kinderfilm „Hände weg von Mississippi“ vor der Kamera. Über 70 Jahre im Rampenlicht also – kein Wunder, dass heute am Hauptbahnhof der Heidi-Kabel-Platz nach ihr benannt ist.
Mit viel Humor: Evelyn Hamann (1942-2007)
Die Nudel, die durch Loriots Gesicht wandert, während Evelyn Hamann fasziniert bis fassungslos den Weg der Nudel bestaunt – Generationen kennen diesen Sketch. Seinen Anfang nahm die Zusammenarbeit des Duos 1976 bei Radio Bremen, weiß der Historiker Norbert Fischer: „An der Seite von Loriot spielte Evelyn Hamann zahlreiche Sketchrollen, wurde aber auch durch die Titelrolle in der beliebten Fernsehserie ‚Adelheid und ihre Mörder‘ sowie weitere TV-, Film- und Theaterrollen populär.“ 1993 erhielt die Schauspielerin sogar das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. 2007 starb sie an Lymphdrüsenkrebs.
Der Wachholtz Verlag, in dem das Buch von Norbert Fischer erschienen ist, ist eine Beteiligung der Mediengruppe Murmann Publishers.
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Titelbild: pixabay/Nachrichten_muc