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Die kulturelle Dürre der Sommerzeit überbrücken Sie am besten mit den Kulturtipps für August: mit einer Krimikomödie aus Frankreich, dem ultimativen Buch zum Schulanfang und dem Mut zur Stille.

Was tun mit viel Geld?

Was tun, wenn man Doktor der Philosophie ist, keine Kohle hat, deswegen als Paketdienstfahrer unterwegs ist und einem plötzlich ein Haufen Geld aus einem Banküberfall vor die Füße fällt? Für den glücklosen Pierre-Paul stellt sich diese Frage, als er geistesgegenwärtig die Tasche mit den Scheinen schnappt und versteckt, bevor ihn die Polizei ins Verhör mitnimmt. Zur falschen Zeit am falschen Ort, könnte man meinen. Wenn da nicht der Charme des Geldes wäre und das Problem, dieses nun irgendwie reinwaschen zu müssen. Über das Escort-Girl Camille lernt Pierre-Paul einen Offshore-Banker kennen, der helfen könnte. Hinzu kommt noch Ex-Gangster Sylvain und das Quartett zur Rettung der Millionen ist komplett, denn nicht nur die Mafia, auch die Bankräuber und das Finanzamt sind inzwischen hinter Pierre-Paul her.
Sympathisch und amüsant tricksen sich die vier durch das System des Geldes. So neurotisch Pierre-Paul ist, so abklärt kommt der alte Sylvain daher. Zwischen Philosophieren und lakonischen Witzen mäandert diese kleine, feine Krimikomödie gutgelaunt durch zwei Stunden Filmvergnügen.

Der unverhoffte Charme des Geldes
ab dem 1. August im Kino

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Was tun, wenn Eltern ihre Kinder überschätzen?

Es gibt Helikopter-Eltern, die ständig um ihre Kinder kreisen. Es gibt Bulldozer-Eltern. Das sind die, die ihren Kindern alles aus dem Weg räumen. Und es gibt Convenience-Eltern. Sie möchten, dass es ihren Kindern ausnahmslos supergut geht und möglichst alle Probleme weit von ihnen entfernt bleiben. In diese Kategorie fallen Claire und Niko, ein erfolgreiches und attraktives Ehepaar, das mit Cordelia eine hochbegabte Tochter hat und mit Raffael einen Sohn, der in die Fußstapfen seiner Schwester zu treten scheint. Von oben herab schauen sie auf Familien wie die Hullemanns, deren Kinder intellektuell eher unteres Mittelmaß sind, auch wenn sie sich bei Tisch besser zu benehmen wissen. Bis zu dem Tag, an dem Raffael zur Schule kommt. Der vermeintliche Überflieger, den die Eltern am liebsten schon im Alter von fünf Jahren in die zweite Klasse gesteckt hätten, verweigert sich dem Lernen. Was Claire und Niko zunächst als die Langeweile eines hochbegabten Kindes deuten, ist der Anfang einer Tour de Force, die die Familie an die Grenze ihrer Kräfte bringen soll. Karin Ernst zündet mit viel Lust und bewundernswerter Ausdauer eine Eskalationsstufe nach der anderen im Wahnsinn um die richtigen Lern- und Lehrmethoden und im Kampf zwischen Eltern und Lehrern. Derart, dass der Leser am liebten ins Buch hineinsteigen will, um allen einmal gehörig die Leviten zu lesen. Ein grandioses Debüt mitten aus dem Leben.

Karin Ernst
Überflieger
Droemer, München 2019

Was tun, wenn keine Konzerte gespielt werden?

Richtig, man geht trotzdem hin. So hat es sich der Pierre Boulez Saal gedacht und ein überwältigendes Filmprojekt in seine Räume geholt, das Stille eine neue Dimension verleiht. Joe Ramirez, 1958 in San Francisco geboren und seit 2007 in Berlin, ließ sich von den Entwürfen Frank Gehrys zum Pierre Boulez Saal inspirieren und schuf zwei hypnotisch-anmutende Filme, die mit Stille und traumwandlerischen Bildern eine intensive Sogwirkung entfalten. Auf zwei sich gegenüber hängenden vergoldeten Holztafeln zeigt das Haus „Somnia“ nach einer Zukunftsvision von einer Reise zum Mond von Johannes Keppler aus dem Jahr 1608 sowie „Vermilion“ mit Patti Smit als „silent narrator“. Ein Film, der sich mit der Gegenwart und dem Heimweh nach der Heimat und einem Leben in Sicherheit beschäftigt. Es ist eine surreale, somnambule Bildschöpfung, die Joe Ramirez hier schafft. Wie bewegte Gemälde gleiten Bilder und Formen in- und übereinander, um in einer assoziativen Bildfolge aufs Neue zu überraschen. Wer sich auf über drei Stunden Stille im Konzertsaal einlässt, sollte Muße mitbringen. Belohnt wird er mit einem Meisterwerk.

Gold Projections von Joe Ramirez
1. -31. August 2019

Französische Straße 33d, 10117 Berlin
geöffnet freitags und samstags von Sonnenuntergang bis 1 Uhr

Programm:
freitags: Somnia / Vermilion
samstags: Vermilion / Somnia

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