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Die Führung moderner Organisationen beschäftigte sich primär mit der effizienten Umsetzung strategischer Ziele, während heute in postmodernen Organisationen die Unternehmenskultur im Zentrum der Unternehmensführung steht, so Frederic Laloux in seinem wichtigen Buch Reinventing Organizations. Aber was ist im Kontext postmoderner Organisationen mit der einen Kultur gemeint?

Ist es überhaupt im Hinblick postmoderner Bedingungen sinnvoll, von einer Kultur zu sprechen?

Ich wechsle in den Fragemodus und begebe mich damit in diejenige Kommunikationsform, die unsere Autorinnen Lena Mardon und Anna Volquardsen für ihr dieser Tage bei uns erschienenes Buch »Company Culture Design« gewählt haben: das gemeinsame Fragen, um im Gespräch herauszufinden, welche Kultur wir wollen. Denn, wie die Autorinnen gleich zu Beginn unmissverständlich betonen: Erstens gibt es die eine Unternehmens- und Arbeitskultur in der Regel nicht und zweitens, wenn es eine gibt, dann liegt diese oft im Verborgenen:

„Die Kultur einer Organisation kann über Jahre gewachsen sein, geprägt von unterschiedlichen Menschen. Sie kann sich gewissermaßen eingeschlichen haben. Gleichzeitig beeinflusst sie alles und jeden, ist ständig aktiv.“

Neben sichtbaren Verhaltens- und Handlungsformen ist diese ständige Aktivität das tägliche Brodeln, Schütteln, Rasseln und Mauscheln unseres Zusammenarbeitens, das zu großen Teilen auf unbewussten Voraussetzungen, Annahmen und kontingenten Konstellationen beruht.

Wir bitten zum Gespräch über Unternehmenskultur

Das Autorinnenduo nähert sich der Herausforderung der Kultur wie einer steilen Klippe, bei der man nicht genau weiß, was sich hinter ihr verbirgt. Methodisch offerieren uns die Autorinnen 99 Fragen für Teams und Unternehmen. An die Sokratische Mäeutik erinnernd basiert die Methodik dieses Gesprächsbuches auf Prinzipien des Miteinander-Fragen, um die gelebte, aber nicht offensichtliche Kultur aufzudecken und so (neu) zu gestalten.

Und bei uns?

Wir haben im Verlag einige dieser Fragen miteinander an uns selbst erprobt. Die Ergebnisse sind mindestens in dreierlei Hinsicht wertvoll. Erstens entsteht durch die Gesprächsmethode des gemeinsamen Fragens (nicht von einem Coach oder Moderator geführt) eine Atmosphäre wie man sie sonst eher auf gemeinsamen Reisen erlebt und so gesehen ist eine Reise auch eine Unternehmung. Zweitens vergewissern wir uns unserer Stärken und Schwächen, erkennen Glaubenssätze und internalisierte Handlungsmuster und damit auch unsere Potentiale, mit denen wir unsere Unternehmens-Zukunft gestalten können. Und drittens helfen Fragen den Befragten, eigene Lösungen für Problemstellungen zu entwickeln.

Das Dies & Das der Managementliteratur

Und in der Tat habe ich in meiner Tätigkeit als Verleger gelernt: Managementliteratur gefällt sich oft im Antwort- oder Ratgeben. Wir sollen dies und das denken, dies und das tun, um besser oder erfolgreicher zu werden. Im Untergrund dieser oft wohl durchdachten und gut gemeinten Handlungsempfehlungen moussiert die Kultur der Organisation. Sie ist von komplexer Struktur, unruhig und behäbig zugleich. Sich ihr gemeinsam fragend zu nähern und damit selbst auf Entdeckungsreise zu gehen ist deshalb ebenso erkenntnisreich wie erfüllend.

Von dieser fragenden Haltung können wir nicht nur im Bereich der Unternehmenskultur, sondern auch im Bereich Führung profitieren. Denn: In einer immer komplexer werdenden Welt ist es ohnehin eine Illusion, in allen Bereichen immer und überall die richtigen Antworten parat zu haben. Wichtiger ist es, die richtigen Fragen – beispielsweise zur Zukunft des Unternehmens – identifizieren zu können und sie in einem konstruktiven Klima mit den richtigen Personen zu diskutieren und multiperspektivisch über Antworten nachzudenken. Auch deshalb finde ich »Company Culture Design« so gelungen. Es hilft uns, wirkliche und echte Neugier auf das zu entwickeln, was andere sagen, denken und fühlen.

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