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Big Data ist sein Thema: Andreas Weigends berufliche Wurzeln liegen bei Amazon, wo er als Chefwissenschaftler am Aufbau des datengetriebenen Unternehmens mitarbeitete, wie wir es heute kennen. Auch deshalb ist Weigend überzeugt: Wir Bürger profitieren als User davon, dass wir unsere Daten teilen. Es gibt jedoch ein großes Aber: Wir müssen wissen, was damit geschieht. Deshalb fordert der Deutsche, der seit vielen Jahren in den USA lebt, sechs Grundrechte für Daten, die er ausführlich in seinem neuen Buch beschreibt. Warum wir diese Daten-Grundrechte brauchen, erklärt er in unserem Interview.

Herr Weigend, „Data for the People“ heißt Ihr Buch und Sie fordern – so der Untertitel – dass wir die Macht über unsere Daten zurückerobern. Wie meinen Sie das?

Wir geben unsere Daten ja nicht nur an die üblichen Verdächtigen wie Google, Facebook oder Amazon, die auf Basis dessen ihre Dienste anpassen. Wissen Sie, was die diversen Fitness-Apps über uns speichern? Oder die Mobilitäts-Anwendungen, mit denen wir unsere Reisen und Routen planen? Ich würde es gerne wissen, weil die Daten ja von mir stammen.

Andreas Weigend im Portrait

Andreas Weigend, Ex-Chefwissenschaftler von Amazon, im Interivew. Fotocredit: Social Data Lab

Was ist also Ihre Forderung?

Zunächst einmal zu erfahren, welche Daten gespeichert sind und was mit ihnen passiert. Aber ich möchte auch die Möglichkeit erhalten, sie zu überarbeiten, wenn ich es möchte. Im Buch formuliere ich sechs Daten-Grundrechte, die wir einfordern sollten – als mündige User und aufgeklärte Bürger. Die gerade genannten Aspekte sind ein Teil dieser Grundrechte.

Daten-Grundrechte, wie Sie diese formulieren, implizieren ja, dass etwas im Argen liegt. Sind Daten also per se böse?

Ganz und gar nicht! Sie machen uns das Leben oftmals leichter. Sie sind wie die Bedienung in Ihrem Stammcafé, die weiß, was sie normalerweise trinken: Latte Macchiato mit Zucker beispielsweise. Aber wenn Sie eine Diät machen, möchten Sie vielleicht lieber Süßstoff statt Zucker. Also teilen Sie das der Bedienung mit. Genauso sollten wir das auch den digitalen Unternehmen mitteilen können. Und um beim Bild zu bleiben: auch das Café oder den Digitalanbieter wechseln können.

Sie machen also Unternehmen keine Vorwürfe, wenn Sie unsere Daten nutzen?

Wie so oft kommt es auf das Wie an. Mit den Daten, die Unternehmen von uns bekommen, können sie beispielsweise ihre Dienste überarbeiten, damit diese uns besser gefallen. Oder die Produktion für bestimmte Produkte anpassen. Daten sind also auch Feedback. Das finden wir als Kunden gut. Aber mit Big Data – also den riesigen Datenmengen, die wir alle im Web hinterlassen – kann eben auch viel Unschönes angestellt werden. Sie ermöglichen, uns als Mensch in all unseren Facetten ziemlich genau nachzuzeichnen, sobald die richtigen Daten zusammenkommen.

Wer sollte also Ihr Buch lesen?

Jeder, der diesen Text liest. Denn das bedeutet, Sie sind im Internet und hinterlassen somit auch Daten, mit jedem Klick. Aber auch wenn Sie ein Smart Home, also vernetzte Geräte in der Wohnung haben, werden Daten gesammelt. Jeder Einkauf, auch offline, produziert Daten. So abstrakt es klingen mag: Bei jeder unserer Handlung entstehen Informationen, die ausgewertet werden können. Daher hat mein Buch „Data for the People“ den Anspruch, jeden von uns zum kundigen und mündigen Bürger in einer digitalisierten Welt zu machen. Denn sicher ist: Die Digitalisierung ist noch lange nicht am Ende.

 

 

 

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