Da wächst was zwischen Kassel und Frankfurt: Laut Analyse-Dienst Startupdetector liegt Hessen unter den Top fünf Bundesländern mit den meisten Startup-Gründungen in der ersten Hälfte des Jahres 2019. Platz eins und zwei gehen laut Analyse an Berlin und Bayern, die – wie wir bereits gezeigt haben – auch in Sachen nachhaltige Startups einiges zu bieten haben. Aber auch hier gehen die Hessen mutig voran: Egal ob Transport, Smartphones oder Bier – hessische Startups finden überall Wege, die Welt und den Alltag nachhaltiger zu gestalten. Welche nachhaltigen Startups aus Hessen es genau gibt? Wir stellen fünf von ihnen vor.
Kiezkaufhaus: Buy-Local in der Landeshauptstadt
Egal ob es der digitale Einkauf im riesigen Online-Shop oder der analoge im Einkaufszentrum ist: Was für Verbraucher bequem ist, schadet oft kleinen Familienunternehmen und Einzelhändler, die in den Innenstädten ansässig sind. In Wiesbaden lässt sich nun aber auch von zu Hause bequem online einkaufen: Über Kiezkaufhaus können die Bewohner der Landeshauptstadt ganz einfach die Produkte und den Laden um die Ecke auswählen, bei dem sie gerne einkaufen würden, und bekommt den Einkauf nach Hause geschickt. Die Produkte bekommt man noch am selben Tag geliefert und man kann sogar noch direkt an der Haustür entscheiden, ob man die Waren wirklich kaufen will. Dabei verzichtet das Startup auf Autos und nutzt für die Lieferungen nur Lastenfahrräder. Somit werden nicht nur die Unternehmen unterstützt, sondern der Autoverkehr in der Stadt entlastet und Co2-Emissionen für den Transport eingespart.
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Furniture Leasing: Möbel mieten statt kaufen
Wer für ein Praktikum oder eine befristete Arbeitsstelle in eine andere Stadt ziehen muss, für den ist die Organisation häufig nicht so einfach. Allein die Suche nach einer entsprechenden Wohnung kann sich als Problem herausstellen. Worüber man sich häufig erst verspätet Gedanken macht, ist die Möbelsituation. Nehme ich mein Bett von zu Hause mit oder kaufe ich vor Ort ein neues? Das Startup Furniture Leasing aus Frankfurt schafft dabei Abhilfe. Im Online-Katalog kann man komplette Wohnungseinrichtungen anmieten und sich liefern lassen, individuelle Bestellungen sind auch möglich. Damit macht sich das Startup das Prinzip der Sharing Economy zunutze, bei dem im Idealfall nicht nur der Kunde Geld spart, sondern auch die Umwelt nicht durch unnötige Möbelkäufe belastet wird. Zusätzlich pflanzt das Startup bei jeder Lieferung einen Baum. Übrigens: Auch jenseits der Bundesrepublik kann man sich die gemietete Innenausstattung liefern lassen – das Liefergebiet des in Neu-Isenburg ansässigen Startups umfasst u. a. Frankreich und Österreich.
Knärzje: Mit Bierbrot gegen die Lebensmittelverschwendung
Laut des Bundeszentrum für Ernährung werden jährlich fast 12 Millionen Tonnen Lebensmittel in Deutschland in den Müll geworfen und nicht genutzt. Ein Großteil dieser Lebensmittelverschwendung könnte jedoch vermieden werden, indem man zum Beispiel die Lebensmittel auf eine andere Art und Weise wiederverwendet. Das in Frankfurt am Main ansässige, junge Startup-Team von Knärzje hat bereits eine Idee entwickelt, wie man altes Brot wiederverwerten kann: Ihr Bier ist – laut Startup-Website – das „erste Brotbier Deutschlands, gebraut mit aussortiertem Brot“. Für dieses Bierrezept haben sie sogar den Bundespreis „Zu gut für die Tonne“ von 2019 gewonnen (PDF), den das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vergibt. Sie werden in Zukunft zwei verschiedene Biersorten anbieten: Helles und Pils. Momentan ist das nachhaltige Startup aus Hessen noch in der Crowdfunding-Phase, aber man kann bereits verschiedene Pakete vorbestellen, unter anderem einen Sechserpack des Biers.
Shift: Modulare und langlebige Smartphones
Smartphones sind ein fester Bestandteil unseres Alltags, egal ob beim Einkauf oder im Büro. Wenn der Alleskönner dann mal kaputt geht, ist es nicht zur ärgerlich, sondern wird im Zweifel auch teuer. Hier setzt das Startup Shift an: Der Preisträger des hessischen Gründerpreis 2018 in der Kategorie Gesellschaftliche Wirkung setzt bei seiner Geschäftsidee auf Fairness und Langlebigkeit. Die Smartphones sollen vor allem langlebig sein und können bei Bedarf sogar von den Kunden selbst repariert werden. Alte eingesendete Shiftphones werden laut Wirkungsbericht des Unternehmens (PDF) recycelt bzw. wiederverwendet – entweder, indem sie als Gebrauchtgeräte wiederverkauft werden oder indem die Einzelteile zur Reparatur anderer Geräte verwendet werden. Obwohl der Hauptsitz und die Reparaturwerkstatt im hessischen Falkenberg liegen, findet die Herstellung der Geräte aus ökologischen und ökonomischen Gründen in China statt. Das Shift5me wird auf der Unternehmenswebsite für 444 Euro angeboten.
Muli Cycles: Das Cargobike aus Mittelhessen
Wer aus ökologischen oder ökonomischen Gründen nicht mehr mit dem Auto fahren kann oder möchte, ist häufig von den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem eigenen Fahrrad abhängig. Für einen einfachen Transport stellen sich beide Möglichkeiten jedoch meistens als hinderlich heraus. Die Muli-cycles GmbH bietet mit einem Cargobike eine einfache Alternative. Das Startup sitzt im Ortsteil Mademühlen der Gemeinde Driedorf in Mittelhessen und verspricht, dass die komplette Herstellung des Fahrrads in Deutschland stattfindet. Das Muli-Rad kann nicht nur als Lastenfahrrad genutzt werden, sondern ist auch alltagstauglich. Mit einer Länge von 1,95 Meter passt es ohne Schwierigkeiten in den Alltagsverkehr. Der vorne befestigte Korb ist einklappbar und demontierbar, weswegen das Fahrrad bequem überall abgestellt werden kann. Der Korb kann sowohl für Einkäufe und Lieferungen genutzt werden, als auch als Kinderwagen mit einem zusätzlichen Kindersitz umfunktioniert werden. Ein schlichtes muli-Rad ohne Zubehör kostet 2725 Euro, alternativ ist es auch als E-Bike käuflich.
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Titelbild: pexels.com