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Wenn der Paketbote an der Tür klingelt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dieser die Bestellung aus einem Online-Shop liefert. Immerhin haben laut Statistischem Bundesamt 77 Prozent der regelmäßigen Internetnutzer im vergangenen Jahr Online-Käufe getätigt. Die meisten dieser Produkte – etwa literarische Neuerscheinungen, Trend-Outfits, ausgefallene Handtaschen – kaufen und behalten wir – oder aber schicken sie unbenutzt wieder zurück. Das unbenutzte Zurückschicken ist für Käufer und Verkäufer gleichermaßen ärgerlich – und kostet beide Seiten Zeit und/oder Geld, gerade bei Bekleidung. Denn hier liegt die Retoure-Quote bei über 50 Prozent. Dass das Hin-und-her-Schicken in Sachen Nachhaltigkeit grenzwertig ist, kommt noch dazu. Ohne den Paketversand geht es auch beim neuen Angebot Tchibo Share nicht. Doch da werden nicht zwingend neue Strampler, Kinderpullis und Umstandsjeans quer durch die Republik geschickt, sondern auch Produkte die „wie-neu“ sind. Doch egal ob neu oder wie-neu: Die Kinderbekleidung muss man in Zeiten der Sharing Economy nicht mehr kaufen, sondern kann sie auf Zeit leihen.

Sharing Economy – eine Frage der Zielgruppe

Was früher also im Freundeskreis an die nächsten jungen Eltern weitergegeben wurde, übernimmt nun Tchibo gemeinsam mit kilenda im Internet – und ist damit der nächste Player, der sich in der Sharing Economy positioniert. Denn Sharing etabliert sich als Geschäftsmodell zunehmend, in der Automobil- und Musikindustrie finden Konsumenten bereits entsprechende Angebote. Und diese finden Beachtung: In den vergangenen Jahren nutzten immer mehr Deutsche Sharing-Angeboten, so lautet das Ergebnis einer neuen Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.

Vor allem die jüngere Generation sieht nicht mehr die Notwendigkeit, bestimmte Dinge selber zu besitzen, sondern es reicht ihr die Möglichkeit, sie nutzen zu können. So ist der Anteil derjenigen, die Sharing-Economy-Angebote im vergangenen Jahr nutzten, bei den 18- bis 39-Jährigen mit 68 Prozent besonders hoch. Genau in diese Altersgruppe fallen auch die meisten Eltern, und genau diese möchte Tchibo Share mit seinem Angebot ansprechen. Sandra Coy, Sprecherin für Nachhaltigkeit und Qualität bei Tchibo, definiert die Zielgruppe von Tchibo Share so: „Wir sprechen alle Eltern an, die Zeit, Platz und unter Umständen auch Geld sparen wollen – und die Umwelt schonen möchten.“

Sharing aus Liebe zur Umwelt

Auch die Studie von PwC bestätigt, dass die Hälfte der Befragten den Vorteil von Sharing Economy insbesondere beim Geldsparen sieht. Außerdem führt ein Viertel der Befragten die Aspekte der besseren Ressourcen-Nutzung sowie die Umweltschonung als Vorteile der Sharing-Angebote ins Feld. Auch Tchibo gibt dies als wichtigsten Grund für den Einstieg ins Sharing-Geschäft an: „Tchibo ist auf dem Weg zu einer 100% nachhaltigen Geschäftstätigkeit“, erklärt Sandra Coy. Ein „konsequenter Schritt“ sei es daher für das Unternehmen „neue Formen des nachhaltigen Konsums zu testen. Und dazu gehört das Sharing Modell eindeutig.“

Neben den Vorteilen sehen aber auch einige der in der PwC-Studie Befragten Nachteile in der Sharing Economy. Insbesondere die unklare Lage bezüglich der Haftung bei Schäden und ähnlichem sehen 47 Prozent der Befragten kritisch. Auch mit Blick auf Sicherheit und Qualität machen sich rund ein Drittel der Befragten Sorgen. Diese Nachteile würden zukünftig jedoch nicht mehr von Relevanz sein und behoben werden, prognostiziert Nikolas Beutin, Leiter des Bereich Customer Practice bei PwC Europe, beim Marketing-Medium Horizont.

Hat der Trend der Sharing Economy also Zukunft?

Ja, sagt Zukunftsforscher Harry Gatterer. „Sharing kann das Problem von Überkapazität lösen, also von einem zu großen Angebot. Wer kauft, muss sich für etwas entscheiden. Wer leiht, entscheidet sich für eine gewisse Zeit und kann es dann wieder zurückgeben. Ein Sharing-Angebot einzugehen ist also eine Entscheidung mit geringerem Risiko.“ In unserer Multioptions-Gesellschaft, so der Geschäftsführer des Zukunftsinstituts, werde Sharing somit zur Kulturtechnik.

Dass die Sharing Economy sich auch auf Dauer durchsetzen wird, darüber sind sich die meisten Experten einig. Auch Sandra Coy von Tchibo, einem vormals klassischen Einzelhandelsunternehmen, sieht die Möglichkeit, dass das Geschäftsmodell des Teilens das klassische Kaufmodell in einigen Branchen ablösen könnte. Doch wenn es um Kleidung geht, bleibt auch sie skeptisch: „Ob sich Sharing im Textilbereich durchsetzen wird, wie von Greenpeace gewünscht, bleibt abzuwarten.“ Erste Schritte geht der Konzern bereits fernab von Tchibo Share: So kann man etwa die Kaffeemaschine Qbo von Tchibo über die Sharing-Plattform Grover mieten.

Ist Sharing also der Heilsbringer für alle Branchen? Gatterer, der kürzlich sein Buch „Future Room. Entdecken Sie die Zukunft Ihres Unternehmens“ veröffentlicht hat, sieht in den Sharing-Bestrebungen großer Unternehmen ein großes Prototyping-Labor: „Es ist ein probates Mittel in komplexen Umfeldern nach dem Trial-und-Error-Verfahren vorzugehen und einfach auszuprobieren: Macht Sharing für uns und unsere Kunden Sinn? Denn auch in Zeiten der Sharing Economy gilt die alte strategische Weisheit: Besser ist du greifst dein eigenes Business an als jemand anderes.“

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