Wer heute online nach Kochrezepten sucht, kommt am Hamburger Startup FOODBOOM kaum mehr vorbei. Nach eigenen Angaben erreicht das 2015 gegründete Unternehmen über 23 Millionen Menschen – im Monat. Essen ist natürlich ein Thema, das jeden von uns beschäftigt – weshalb einem Akteur wie FOODBOOM auch hier Verantwortung zukommt. Wie hält es der Food-Publisher, der neben diversen Online-Kanälen auch ein Printmagazin hat, etwa mit der Nachhaltigkeit? Und gibt es No-Gos für Kooperationen mit Food-Marken? Das wollten wir von Fenja Franke wissen. Sie verantwortet das Team Brand and Product Strategy, das den übergeordneten Markenauftritt von FOODBOOM und den Produktangeboten steuert.
Im Interview erklärt Fenja Franke, warum FOODBOOM auf Haarspray bei Tomaten verzichtet und Überbackenes mit Käse immer geht.
Frau Franke, alle reden derzeit über Nachhaltigkeit, auch die Food-Branche. Essen wird gerettet, es wird wieder vorgekocht – das aber dann als Meal Prep bezeichnet. Wie hält es FOODBOOM mit der Nachhaltigkeit?
Aus unserer Sicht leisten wir per se schon einen kleinen Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit: Indem wir es mit unseren Angeboten schaffen, dass sich die Menschen bewusst mit Lebensmitteln auseinandersetzen und sich selber in der Küche stellen, anstatt viele Fertigprodukte zu kaufen. In Zukunft wird es aber auch für uns als Marke noch mehr ein Thema. Wir überlegen, zukünftig mehr Inhalte rund um Nachhaltigkeit zu veröffentlichen, etwa: Wie kaufe ich so ein, dass ich nichts wegschmeiße? Welche Alternativen zur Klarsichtfolie oder Alufolie gibt es? Auch zum Thema Meal Prep überlegen wir uns nicht nur Rezepte, sondern auch die Geschichten drumherum: Warum ist ein Rezept für Meal Prep geeignet und wie lange kann ich es aufheben? Kann ich es einfrieren? Das sind wichtige Fragen.
FOODBOOM hat laut der Unternehmenswebsite bereits über 4000 Rezepte entwickelt. Was passiert denn mit dem gekochten Essen nach dem Shooting oder Videodreh?
Das landet alles in unseren Bäuchen. Denn alle Produktionen, die wir machen, sind echt. Kein Haarspray auf der Tomate, kein Haarschaum auf dem Cappuccino, nichts Gefälschtes. Die User sollen sich unsere Inhalte ja nicht nur anschauen und sie schön finden, sondern auch wirklich etwas damit machen. Deshalb soll es natürlich auch echt und authentisch sein. Mit ein bisschen Mühe kann es jeder so hinkriegen, wie es in unseren Videos und Fotos aussieht.
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Was ist überhaupt die Motivation dahinter, Haarspray auf eine Tomate zu sprühen?
Da wird oft aus Sendersicht gedacht, also aus Perspektive der Marke: Die Marke soll für große Qualität stehen, also muss auch das gekochte Essen perfekt aussehen und die Tomate eben schön glänzen – notfalls mit Haarspray. Das ist aber nicht aus Konsumentensicht gedacht, denn der Konsument möchte eine authentische Erfahrung und nicht, dass es beim Nachkochen total anders aussieht. Natürlich muss eine gewisse Visualität gegeben sein, gerade wenn man als Marke auf Social Media unterwegs ist. Der Unterschied darf aber nicht zu groß sein, sonst wird das Rezept nicht mehr als authentisch empfunden.
Aber auch die FOODBOOM -Rezepte sehen chic aus, ich würde das nicht ad hoc zu Hause so hinbekommen. Gibt es denn natürliche Tricks, die Sie nutzen, damit das Essen so aussieht wie es aussieht?
Man muss auch sagen: Wir nehmen nicht unsere Handykamera, sondern nutzen professionelle Kameras zum Fotografieren, auch Bildbearbeitung nutzen wir. Ansonsten machen oft Kleinigkeiten den Unterschied, etwa, die Spaghetti nicht einfach mit der Spaghetti-Kelle auf den Teller zu knallen, sondern die Kochzange zu nehmen und die Nudeln einmal nett aufzudrehen. Und was natürlich hilft, ist Übung.
Apropos authentisch: Bei FOODBOOM gibt es auch spezielle Themenbereiche – etwa rund um Italien oder Senf – die zum Teil gesponsert sind. Gibt es Produkte und Themen, die Sie dafür grundsätzlich ausschließen, wo Sie etwa aus ethischen und gesundheitlichen Gründen eine Grenze ziehen?
Wenn wir eine Marke in unsere Inhalte integrieren, dann treten wir dem Endkunden gemeinsam gegenüber. Und da fragen wir uns natürlich: Passt die Marke zu uns? Es gibt aber keine fixen Ausschlusskriterien, wir schauen uns immer den Einzelfall an und überlegen: Löst das Produkt der Marke ein Problem für den Endkunden? Und klar: Manchmal löst auch ein Fertigprodukt für den Endkunden ein Problem, weil jeder mal keine Zeit hat. Wir sagen dann aber nicht, dass das Fertigprodukt besser als selbstgemacht ist, sondern kommunizieren offen: Wenn du mal keinen Bock hast, was selber zu machen – dann haben wir hier was für dich. Und das sind die zwei, drei Handgriffe, mit denen du das Fertiggericht noch ein bisschen verfeinern kannst.
Durch die digitalen Ausspielwege wissen Sie ziemlich genau, was die Leute interessiert. Gibt es dieses Jahr Food-Trends, mit denen Sie nicht gerechnet hätten?
Nein, den einen unerwarteten Ausreißer sehen wir nicht, aber dass bestimmte Themen im Massenmarkt ankommen, sehen wir – etwa die gestiegene Nachfrage nach veganen oder vegetarischen Rezepten. Wir haben eine Clean-Eating-Strecke dieses Jahr gemacht, das kam auch total gut an. Es ist aber auch weiterhin so, dass Sachen mit Hack und Käse auch immer noch gut funktionieren. Auch hier gibt es kein schwarz-weiß, aber vielleicht Versuche, weniger Fleisch oder Low-Carb zu essen – und dann doch mal ein Cheat Meal, wo ich mir was richtig fett Überbackenes mit Käse gönne.
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Titelbild: FOODBOOM: Foto Fenja Franke: FOODBOOM