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Anfang September hat die deutsche Medienbranche auf fünf Buchstaben geschaut: rnd.de. Denn da ging die Website des Redaktionsnetzwerk Deutschlands, kurz: RND, online. Für Medienmacher ist RND keine unbekannte Abkürzung, erstellt das Redaktionsnetzwerk doch überregionale Inhalte für regionale Medien in ganz Deutschland. Dass das Kürzel zukünftig auch bei den Lesern bekannter wird, ist ein Ziel von Marco Fenske, Chefredakteur und Geschäftsführer des RND und Speaker bei der Hamburger Innovationskonferenz scoopcamp.

Im Interview erklärt Marco Fenske, wie er mit interner Skepsis bei Veränderungen umgeht und wieso er ein Eigeninteresse an der digitalen Transformation beim Mutterkonzern Madsack hat.

Herr Fenske, bisher kennen die Leser die Marken Ihrer heimischen Zeitungen wie etwa die „Leipziger Volkszeitung“ oder „Märkische Allgemeine“. Nun gibt es mit RND.de eine Plattform, die diese Angebote auch kulminiert. Als Sie in die Planung für das Projekt gingen: Wie war das Verhältnis von internen Gegnern und Befürwortern?

Die Vorfreude war standortübergreifend spürbar. Als wir Ende 2016 Sportbuzzer.de gelauncht haben, waren einige – intern und extern – skeptisch: „Wieso denn noch ein neues Sportportal? Der Markt ist doch besetzt.“ Zweieinhalb Jahre später hatten wir den Traffic bereits verfünfzehnfacht und den Nachweis erbracht: Es gibt sehr wohl eine Berechtigung am Markt. So wird es auch bei RND.de sein. Wir werden den regionalen Marken nichts an Traffic aus überregionalen Inhalten „wegnehmen“ – wir werden den Traffic vervielfachen.

Wie überzeugt man interne Gegner und Skeptiker, dass Veränderung nichts Schlechtes sein muss?

Mit guter Kommunikation. Mein Anspruch an mich selbst ist, dass es mir gemeinsam mit meinem Team gelingt, alle mitzunehmen auf unserer Reise. Das ist natürlich bei einer Redaktion mit mehr als 100 gestandenen Kolleginnen und Kollegen nicht so einfach; aber wir lassen niemanden mit der Veränderung alleine zurück. Dafür haben wir verschiedene kurze und ausführliche Formate eingeführt, von täglichen Konferenzen über wöchentliche Briefings per Mail, das persönliche Gespräch bis zur quartalsweisen Vollversammlung. Wo stehen wir? Wo wollen wir hin? Wie schaffen wir das? Das Schöne an meinem Job beim RedaktionsNetzwerk Deutschland ist: Weil ich total von unserem Weg überzeugt bin, kann ich als Überzeugungstäter auftreten.

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Wie organisieren Sie das Zusammenspiel der verschiedenen Bereiche, also vom Management über IT und Redaktion, wenn Sie neue digitale Angebote planen?

Gerade weil das in der Vergangenheit mit verschiedenen Stockwerken und verschiedenen Abteilungen schwierig war, beziehen wir im Oktober einen neuen Newsroom: Auf einer Fläche von 2600 Quadratmetern werden dann mehr als 180 Kolleginnen und Kollegen interdisziplinär arbeiten. Wir führen alle Bereiche zusammen: Journalisten, Datenexperten, IT, Vermarkter. Die Wege werden kurz sein und eine kreative und effiziente Zusammenarbeit befördern.

Verändert die nötige bereichsübergreifende Zusammenarbeit auch die Art der internen Kommunikation, setzen Sie etwa auf neue Tools?

Tools sind ein wichtiger Hebel bei der Umsetzung neuer Workflows. Wir haben mit Arc Publishing das Redaktionssystem eingeführt, mit dem sich die Washington Post organisiert. Wir haben mit Stashcat ein Kommunikationstool unserer MADSACK-Tochter Heinekingmedia im Einsatz, das uns datensicheren Austausch ermöglicht. Oft hilft es aber auch, einfach zu reden (schmunzelt). In Sachen Tools werden wir immer wieder etwas Neues probieren und Prozesse justieren. Das ist Teil der Transformation.

Innovationen müssen aber nicht nur intern, sondern auch an die User kommuniziert werden. Wie gehen Sie das bei RND.de an? Denn anders als die Titel der regionalen Zeitungen ist RedaktionsNetzwerk Deutschland und somit auch das Kürzel RND recht abstrakt.

Der Go-Live von RND.de am 3. September um 15.28 Uhr war der Beginn einer konsequenten Weiterentwicklung des RedaktionsNetzwerks Deutschland von einer reinen B2B- hin zu einer B2C-Marke. Schon jetzt lesen Millionen Deutsche unsere Inhalte Digital und Print. Täglich werden unsere Nachrichten von anderen Medienmarken in TV, Hörfunk, Tageszeitungen, Zeitschriften, Social-Media-Kanälen und Nachrichtenportalen zitiert. In zwei Jahren soll jeder Deutsche mindestens einmal mit dem RND beziehungsweise dem RedaktionsNetzwerk Deutschland in Berührung gekommen sein – darauf arbeiten wir hin.

Kürzlich führte Madsack eine Nachrichten-Flatrate für die Regionaltitel ein, nun folgt mit RND.de ein weiteres Element der digitalen Transformation. Sind diese Neuerungen für die Mitarbeiter im Unternehmen, die den Wandel leisten müssen, oder für die User, die sich an die Veränderungen gewöhnen müssen, herausfordernder?

Neuerungen sind immer herausfordernd. Doch was ist die Alternative? Eine Studie zeigt, dass im Jahr 2033 die letzte deutsche Tageszeitung erscheint. Ich werde dann 49 Jahre alt sein und habe ein großes Eigeninteresse, dass wir die digitale Transformation unserer Marken bis dahin erfolgreich gestaltet haben werden.

Murmann Magazin ist Medienpartner der Innovationskonferenz scoopcamp, die am 25. September 2019 im „Theater Kehrwieder“ in der Hamburger Speicherstadt stattfinden wird.

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