Ist von der deutschen Startup-Szene die Rede, so denken wohl die Wenigsten direkt an Stuttgart, sondern eher an Berlin, Hamburg oder München. Tatsächlich zeichnet sich Stuttgart inzwischen aber durch erfolgreiche Startup-Communitys wie Startup-BW oder StartUp Stuttgart aus, die Förderprogramme unterstützen und Raum zum gegenseitigen Austausch bieten. Dies spiegelt sich auch in den Gründungszahlen der baden-württembergischen Landeshauptstadt wider: So gilt die Region Stuttgart/Karlsruhe seit 2015 als einer der fünf Gründer-Hotspots Deutschlands, an dem vergangenes Jahr 6,1 Prozent der deutschen Startups ihren Sitz hatten (PDF). Unter diesen gibt es einige spannende Unternehmen, die sich der Nachhaltigkeit ihrer Produkte verschrieben haben. Vier nachhaltige Startups aus Stuttgart – vom Anti-Stress-Kakao bis zur intelligenten Bepflanzung – stellen wir hier vor.
Nachhaltiges Essen aus dem Automaten
Man kommt von der Arbeit, will eigentlich nur schnell aufs Sofa, muss aber noch das Abendessen einkaufen. Das Problem ist bekannt – und führt oftmals dazu, dass der Besuch im Supermarkt eher einem Sprint durch die Gänge ähnelt als einem bewussten Einkauf. Dabei ist es dann meist egal, ob die Schale Erdbeeren nun aus Deutschland, Italien oder Marokko stammt und wie nachhaltig die Lieblingsmaultaschen produziert sind. Dies zu ändern, ist das Ziel des Stuttgarter Startups smark. Das Unternehmen von Philipp Hoening und Maximilian Ittermann hat eine automatische Einkaufsstation entwickelt, die den Kauf von nachhaltigen, fairen und regionalen Produkten mit geringstem Aufwand und zu jeglicher Zeit ermöglicht. Inzwischen gibt es in Stuttgart bereits zwei ihrer Automaten, die „KesselKiste“ und das „KesselLädle“. Beide stehen an zentralen Orten in der Stadt und verkaufen all das, was der hungrige Feierabendler begehrt: Brot, Eier, Milch, Müsli und vieles mehr – alles nachhaltig hergestellt und möglichst von regionalen Anbietern.
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Anti-Stress-Kakao mit Nachhaltigkeitsanspruch
Entspannenden Kakao trinken und damit die Aufforstung südamerikanischer Felder unterstützen? Klingt kurios – ist aber das Konzept des Startups Dein Stück Erde aus Stuttgart. 2016 haben Dave Tijok und Burkhard Stackelberg das Unternehmen mit dem Ziel gegründet, dem Verlust von fruchtbarem Land durch Klimawandel und Erosion Abhilfe zu schaffen. Sie starteten mit der Produktion der sogenannten Terra Preta, einer vom Menschen züchtbaren Schwarzerde, die größtenteils aus Abfallprodukten besteht und schon vor Jahrhunderten genutzt wurde, um brachliegende Böden wieder fruchtbar zu machen. Als nächsten Schritt entwickelten die beiden Unternehmer einen speziellen Kakao mit dem Namen Chillchoc. Dieser besteht nicht nur aus nachhaltig angebautem Kakao, sondern ebenfalls aus Cannabidiol, einem legalen Bestandteil des Hanfs, der über eine entspannende Wirkung verfügt. Kunden sollen durch ihn im stressigen Alltag Entspannung finden und gleichzeitig mit jedem Kauf finanziell die Menschen in den Anbauländern sowie die Aufforstung der brachen Felder unterstützen. Inzwischen gibt es den Spezialkakao in vier unterschiedlichen Geschmackrichtungen. Kosten: je 6,95 Euro pro 100 Gramm.
Nachhaltigkeit durch digitale Abfallwirtschaft
Auch Müll ist digitalisierbar – das hat das Stuttgarter Startup Binando erkannt und bietet anderen Unternehmen damit eine Möglichkeit, ihre Abfallwirtschaft effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Das 2016 gegründete Startup von Nikolaos Baltsios und Moritz Pfeiffer ist in Kooperation mit dem Energiekonzern EnBW AG entstanden und hat ein System entwickelt, das die Abfallwirtschaft von Industrie- und Entsorgungsunternehmen digitalisieren kann. Durch Sensoren misst es den Füllstand der Müllbehälter, so dass diese nur bei Bedarf geleert werden müssen. Das jeweilige Unternehmen kann so ganz einfach auf dem eigenen Desktop den Füllstand der Behälter verfolgen und sich eine Route für die Leerung zusammenstellen lassen. Das spart nicht nur kostbare Zeit, sondern sorgt auch für geringere Emissionen und saubere Städte.
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Nachhaltigkeit durch intelligente Bepflanzung
Großstädte boomen auf der ganzen Welt. Während der individuelle Platz für ihre Bewohner und der Raum für Parks und Gärten durch zunehmende Bebauung immer weiter schrumpfen, verschlechtert sich auch die Luftqualität immens. Wie aber lässt sich dagegen vorgehen? Auf diese Frage hat die Stuttgarter Biologin Alina Schick eine Antwort gefunden: Sie hat GraviPlant entwickelt, ein System, welches die Bepflanzung von Häuserfassaden ermöglicht. Ganze Bäume können durch ihre Innovation horizontal an Fassaden befestigt werden. Diese rotieren automatisch um ihre eigene Achse und werden direkt bewässert, während gleichzeitig ihr Längenwachstum minimiert und ihre Photosyntheseleistung maximiert wird. Neben der Verbesserung der Luftqualität und der Optik der Fassaden hilft die Bepflanzung auch dabei, die Gebäude zu kühlen. Und die Idee kommt an: Das hinter GraviPlant stehende Unternehmen Visioverdis hat dafür im vergangenen Jahr den KfW Preis Gründen für Baden-Württemberg erhalten.
Titelbild: pexels.com