Selbstbedienungskassen – oder, nach dem englischen Begriff, Self-Checkout-Kassen – sollen einige Vorteile haben: Sie sollen idealerweise lange Wartezeiten der Kunden verhindern und die Arbeitszeit der Mitarbeiter nicht mehr an der Kasse binden, sondern ihnen die Möglichkeit zur Beratung der Kunden geben. Ein weiterer Vorteil für die Unternehmen: Auf dem Raum von zwei herkömmlichen Kassen können bis zu sechs Selbstbedienungskassen stehen, so sind mehr Kunden gleichzeitig in der Lage ihre Einkäufe zu bezahlen. Aber warum finden sich der Self-Checkout in Deutschland bislang nur in einzelnen Geschäften? Und wie sieht es mit Selbstbedienungskassen in anderen Ländern aus? Eine Übersicht.
Mehr Self-Checkout-Möglichkeiten in Deutschland
In Deutschland wird der Trend zum Self-Checkout im Vergleich zu anderen Ländern nur zögerlich angenommen: Zwar hat auch hierzulande beispielsweise REWE in einigen Städten Kassen, an denen der Kunde eigenständig bezahlen kann, doch ist die Zahl der 62 SB-Kassen in den 3500 Märkten der Supermarktkette gering. Auch zukünftig plant REWE die Kassen nur punktuell einzusetzen. Insgesamt nimmt die Anzahl der SB-Kassen jedoch stetig zu – allein in den vergangenen zwei Jahren um 65 Prozent, wie das EHI Retail Institut berechnet hat.
Auch Möbelketten und Modegeschäfte testen die Selbstbedienungskassen. IKEA beispielsweise lässt Kunden seit 2008 die Wahl, an welche Art von Kasse sie PAX, NORRNÄS und Co. bezahlen wollen. Die Modekette Zara startete in diesem Jahr den Versuch in Hamburg Kunden eigenständig bezahlen zu lassen. In den meisten Geschäften jedoch kassiert noch immer ein Verkäufer.
Self-Checkout geht auch noch innovativer
Anders ist dies in Großbritannien: Hier geht die Supermarktkette Waitrose sogar noch weiter und ermöglicht es den Kunden der Kette ihren Einkauf direkt beim Entnehmen der Ware aus dem Regal zu scannen, am Ende des Einkaufes nur noch das Gerät einzulesen und zu zahlen. Das spart Zeit, verhindert Stress und bietet den Kunden schon beim Einkaufen die Möglichkeit, einen Überblick über den zu bezahlenden Betrag zu behalten. Auch in Deutschland experimentieren die ersten Supermarktketten wie Tegut oder Globus mit dieser neuen Art des Einkaufens.
Ein ähnliches Prinzip testet Saturn 2018 in Innsbruck. Im „Saturn-Express“ scannt der Kunde den Artikel ebenfalls direkt am Regal, zahlt diesen dann aber auch direkt dort. Möglich ist dies durch eine App. Einigen Apple-Nutzern ist dieses Verfahren vielleicht bereits aus den Apple-Stores bekannt, in denen man seine Kopfhörer und sonstiges Zubehör auf die gleiche Weise kaufen kann.
Vollkommen auf einen Scanvorgang von Produkten verzichtet hingegen Amazon in seinem neuen Supermarkt in Seattle. „Amazon Go“ eröffnete Anfang 2018 und sorgt für ein neues Supermarkterlebnis: Der Kunde loggt sich über die Amazon-Go-App ein und nimmt danach das gewünschte Produkt aus dem Regal und kann anschließend mit seinem Einkauf einfach aus dem Laden laufen. Ermöglicht wird dies durch zahlreiche Kameras, welche jede noch so kleine Bewegung und Gewichtsveränderung im Regal wahrnehmen. So wird erfasst, welches Produkt welcher Kunde in seinem Einkaufskorb legt. Bezahlt wird beim Rausgehen bequem über das Amazon-Konto. Mitarbeiter hat der Laden in Seattle allerdings trotzdem, denn schließlich müssen Regale neu bestückt und frisches Essen zum Mitnehmen wie beispielsweise Salate zubereitet werden.
Führt der Self-Checkout zu einem Geschäft ohne Personal?
Ein Geschäft ganz ohne Personal eröffnete hingegen Robert Illijasons in der südschwedischen Gemeinde Viken nahe Helsingborg. Der Supermarkt hat 24 Stunden geöffnet und führt lediglich Waren des Grundbedarfs wie Eier, Brot, Toilettenpapier, Windel usw. Zugang erhält nur der, der sich zuvor via App registriert hat. Die Ware wird dann direkt am Regal gescannt und dem Kunden am Ende des Monats eine Gesamtrechnung zugeschickt. Die Idee zu dem Geschäft hatte der IT-Spezialist Illijasons, nachdem abends auch das letzte Gläschen Babynahrung für sein schreiendes Kind zu Bruch ging und er über 20 Minuten in die nächste größere Stadt fahren musste, um Ersatz zu besorgen.
Doch ist das wirklich die Zukunft? Ein Geschäft ganz ohne Verkäufer? Zumindest befürchten Gewerkschaften durch die SB-Kassen einen massiven Stellenabbau. Dem entgegen stehen Beispiele wie IKEA, welche kein Personal abbauten, sondern die frei gewordene Personalkapazität einfach in den Verkauf und die Beratung umverteilten. Genau so stellen sich auch viel Experten die Zukunft vor: Die gleiche Anzahl an Verkäufern wie zuvor nur ohne die lästige Aufgabe abzukassieren. So könne man sich voll und ganz auf den Service, die Beratung und die Pflege des Ladens konzentrieren. Zudem brauchen die Selbstbedienungskassen gerade zu Beginn meist noch Betreuung, da nicht jeder Kunde gleich versteht, wie die Kassen funktionieren. Und auch die Volljährigkeit des Kunden muss beim Kauf von alkoholischen Getränken derzeit noch von einem Menschen bestätigt werden. Arbeitsplätze scheinen in naher Zukunft also nicht durch SB-Kassen gefährdet zu werden.
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