Der Gründer und Investor Ferry Heilemann hat seinen Erfolg in den letzten Jahren zunehmend am nachhaltigen Wirtschaften gemessen – und damit am Schutz der Umwelt für die nächste Generation. Für das Murmann Magazin erläutert der Investor und Mitgründer der Initiative „Leaders for Climate Action“ und Autor des neuen Buchs „Climate Action Guide“, wie er Unternehmen helfen will, ihren Beitrag zum Erhalt der Erde zu leisten.
Wir stecken noch immer fest in der Corona-Krise. Vielen Menschen fällt es schwer, die Klima-Krise ebenso ernst zu nehmen. Was würden Sie Zögerlichen sagen?
Die COVID-19 Pandemie hat gezeigt, dass wir als Gesellschaft in Krisensituationen schnell und drastisch handeln können. Das ist generell gut. COVID ist aber eine sehr greifbare und unmittelbare Bedrohung. Das große Problem ist, dass die Klimakrise schleichend kommt und bisher noch keine gravierenden Auswirkungen auf das tägliche Leben der meisten Menschen hat. Machen wir aber so weiter wie bisher, droht uns ein finaler Shutdown, der unsere gesamte Zivilisation gefährdet.
Der diesjährige World Earth Day stand unter dem Motto: „Restore Our Earth“. Wie hilft der Climate Action Guide, den Planeten zu heilen?
Der Climate Action Guide zeigt, warum es zwingend notwendig ist – aus persönlichem und gesellschaftlichem Interesse – dass wir alle, auch Unternehmer und Unternehmen, endlich Climate Action priorisieren. Unser Planet lässt sich nur dann wiederherstellen, wenn wir unsere Geschäftsmodelle hinterfragen und Emissionen massiv einsparen.
Investor und Serial Entrepreneur Ferry Heilemann
Sie sprechen von einer Wende zum „Impact-Kapitalismus“. Was können wir uns darunter vorstellen?
Der Finanzkapitalismus hat als Betriebssystem der Gesellschaft ausgedient. Wir brauchen jetzt ein neues Betriebssystem, das den Erhalt unserer Lebensgrundlage endlich einpreist und die Interessen aller Menschen, des Planeten und der Wirtschaft in Einklang bringt.
Zum Beispiel, dass Investoren nur noch Unternehmen finanzieren, die direkt zur Lösung der Klimakrise beitragen und nach strengen ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) arbeiten. Dazu bedarf es eines Wandels in unserer Denkweise, unseren Technologien und in der Regulierung durch politische Institutionen. Der Erfolg eines Unternehmens kann nicht länger beurteilt werden, ohne über die verursachten ökologischen und sozialen Schäden zu sprechen. Das geht nicht.
»Der Finanzkapitalismus hat als Betriebssystem der Gesellschaft ausgedient. «
Welche Rolle spielen dabei die Kunden?
Kunden haben durch ihre Kaufentscheidungen mehr Macht als, sie vielleicht glauben. Ich achte darauf, möglichst jeden Euro nachhaltig auszugeben, nachhaltige Produkte zu kaufen und Firmen aktiv auf das Thema Nachhaltigkeit anzusprechen. Unternehmen sollten dies jetzt sehr ernst nehmen, künftig wird Nachhaltigkeit ein immer wichtigeres Kriterium werden.
Die Otto Group hat in ihrer Trendstudie 2020 zum ethischen Konsum nachgefragt und kam zu einem klaren Ergebnis: die meisten Teilnehmenden – immerhin 70% – treffen mittlerweile Kaufentscheidungen nach ökosozialen Aspekten. Immerhin 60% können sich vorstellen, beim Einkauf die wahren kosten für Umweltbelastung und Klimawandel zu zahlen. Hier gibt es einen eindeutigen Trend.
Welche kleine Veränderung für ein Unternehmen hat einen überraschend großen Effekt auf die Umwelt?
Ganz klar: Grüner Strom. Er kostet zumindest in Deutschland nicht mehr Geld, als konventioneller Strom und der Wechsel ist mittlerweile unkompliziert. Entweder ändert man einfach seinen Energieprovider oder, bei besonders großem Verbrauch, vereinbart man zum Beispiel eine PPA – Power Purchase Agreement. In diesen Stromliefer-Vereinbarungen lässt sich ein Wandel zu erneuerbaren Energien gut festhalten. Derzeit macht die Energieversorgung immerhin 27% der weltweit entstehenden Emissionen aus.
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Photo by Ion Ceban @ionelceban from Pexels
