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Ein Jahr der Extreme liegt hinter uns, ein Jahr, das Deutschlands Zukunft langfristig verändern wird. Wie genau, ist jedoch unsicher. Licht ins Dunkle der Zukunft möchten Randolf Rodenstock und Neşe Sevsay-Tegethoff bringen. Rodenstock gründete mit dem ehemaligen Bundespräsidenten das Roman Herzog Institut, Sevsay-Tegethoff ist dessen Geschäftsführerin. Sie haben 31 Vordenkerinnen gebeten, ihren Blick auf Deutschlands Zukunft aufzuschreiben und zu teilen. Entstanden ist der „Zukunftsnavigator 2021. In Deutschland neu denken“.

Im Interview erklären die Herausgeber Randolf Rodenstock und Neşe Sevsay-Tegethoff, wie die Corona Pandemie Deutschlands Zukunft prägen wird – von der Bildung bis zur Führungskultur.

Herr Rodenstock (RR), Frau Sevsay-Tegethoff (NST), in dem vom Ihnen herausgegebenen Zukunftsnavigator schreibt Nicole Brandes: „Der äußere Fortschritt tobt und findet sowieso statt. Aber der innere Fortschritt ist eine Entscheidung.“ Für welchen inneren Fortschritt haben Sie sich zuletzt entschieden?

RR: Mein innerer Fortschritt bestand darin, dass ich mehr Sport mache.

NST: Ich fürchte, ich mache gerade Rückschritte. Ich hatte mir vorgenommen, öfter „nein“ zu sagen, daran muss ich noch arbeiten.

Getobt hat in den vergangenen Monaten die Corona-Pandemie. Hat sie den Fortschritt eher verhindert oder ermöglicht?

RR: Die Digitalisierung hat für Fortschritt gesorgt in allem, was die Arbeitsorganisation und die neue Arbeitswelt insgesamt betrifft. Verhindert hat sie menschliche Beziehungen, weil sie nicht im gewohnten Maße stattfinden konnten.

NST: Auf dem Bildungssektor hat Corona gezeigt, dass Fortschritt eng mit dem Zugang zu digitaler Infrastruktur verknüpft ist. Sie ermöglicht Teilhabe und Partizipation und führt zu mehr Chancengerechtigkeit. Als einen Rückschritt sehe ich an, dass die Pandemie von einigen Menschen instrumentalisiert wird, um krude Verschwörungstheorien zu verbreiten und das Vertrauen in die demokratischen Institutionen zu sabotieren.

Welche kurzfristigen wirtschaftlichen Folgen erwarten Sie?

RR: Wir müssen mit einer Welle von Insolvenzen rechnen, insbesondere in der Gastronomie und der Reisebranche.

NST: „Business as usual“ wird es nicht mehr geben. Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell flexibel anpassen, werden die Krise besser überstehen als solche, die an gewohnten Konzepten festhalten. Auch für die Beschäftigten sind die Herausforderungen groß: Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit einerseits, Überstunden und Homeoffice andererseits werden auch in den nächsten Monaten den Alltag vieler Menschen prägen.

Wird Corona auch die Arbeits- und Führungskultur verändern?

RR: Die Anforderungen an Führungskräfte steigen, weil sie in unsicheren Zeiten die Interessen von Unternehmen und Mitarbeitern aufeinander abstimmen und für einen reibungslosen Arbeitsablauf sorgen müssen. Zudem führt der Digitalisierungsschub dazu, dass Arbeit sich vom Arbeitsplatz und von festen Arbeitszeiten löst. Die Beschäftigten kommen seltener physisch zusammen, das macht gute Kommunikationsstrukturen außerordentlich wichtig.

NST: Es sind in erster Linie Menschen, die Arbeits- und Führungskulturen verändern. Diejenigen die vor Corona schlecht geführt haben, werden es womöglich auch nach Corona nicht besser machen. Ich bin überzeugt, dass die elementaren Grundlagen einer guten Führungskultur – wie Kommunikation, Transparenz und Wertschätzung – gerade auch in Phasen der wirtschaftlichen Rezession unentbehrlich sind, um Mitarbeiter*innen zu gewinnen, zu motivieren und an Unternehmen und Organisationen zu binden. Grundsätzlich dürfen wir aber auch von Führungskräften nichts Übermenschliches erwarten.

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Und wir als Menschen – werden wir resilienter aus dieser Krise kommen?

RR: Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Einige werden in der Krise innerlich gereift sein, andere nicht.

NST: Es hängt stark von unserer persönlichen Situation, unserer Veranlagung und Haltung ab, wie wir mit Unsicherheit und Unplanbarkeit umgehen. Mit Blick auf die junge Generation müssen wir uns fragen: Wie können wir die Widerstandsfähigkeit unserer Kinder fördern? Wodurch lernen sie, mit widrigen Umständen fertig zu werden?

Ihr Buch trägt den Untertitel „Starke Gesellschaft, starke Wirtschaft, starkes Ich“. Was macht Sie persönlich stark?

RR: Das ist vielschichtig. Letzten Endes ist persönliche Stärke ein Lernprozess – und ich lerne gern.

NST: Die Tatsache, dass ich mit fünf älteren Brüdern groß geworden bin, hat mir stets Rückhalt gegeben: Da steht bis heute eine kleine Mannschaft geballter Stärke hinter mir. Auch stärkt es mich zu wissen, dass es wertvolle Menschen in meinem Leben gibt, die für mich da sind und mein Leben bereichern.

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