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…Thomas Hutzschenreuter

Thomas Hutzschenreuter, Wirtschaftswissenschaftler an der TU München und Strategiecoach zeigt in seinem Buch „Scharfstellen. Mit wenigen Strategieprinzipien den eigenen Weg finden.“ wie man mit wenig viel bewirken kann. Seine sieben bewährten Strategieprinzipien vereinfachen das Leben ungemein – ganz egal, vor welcher Entscheidung man steht.
Im Interview verrät der Autor, wie wir trotz steigender Unsicherheit den Durchblick behalten und was „Scharfstellen“ bedeutet.

Sie wenden sich mit „Scharfstellen“ erstmals an ein breiteres Publikum. Was hat Sie dazu bewogen, Ihr Strategiewissen aus der akademischen Welt herauszutragen und für „alle“ zugänglich zu machen?

Thomas Hutzschenreuter: Strategie ist nicht auf den Bereich der Wirtschaft – sozusagen da, wo ich „zu Hause“ bin – begrenzt, sondern findet ihre Anwendung in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen. Überall dort, wo man konkurriert, wo der eigene Wille dem Willen anderer gegenübersteht, dort braucht man Strategie. Strategie ist aber gleichzeitig kein Hexenwerk, sondern kann von jedermann gelernt bzw. verbessert werden. Mit meinem Buch will ich anderen helfen, durch die Anwendung der Strategieprinzipien den eigenen Weg überhaupt oder mindestens noch besser zu finden.

Ein besonderes Merkmal Ihres Buches ist die Strukturierung nach visuellen Konzepten wie „Blickrichtung“, „Rauschen“, „Shift“, „Kontrast“ und „Tiefenschärfe“. Inwiefern ist strategisches Denken tatsächlich mit dem Sehen und Wahrnehmen verbunden?

Thomas Hutzschenreuter: Strategie beginnt immer mit dem Betrachten der Wirklichkeit. Man muss klar, man muss scharf sehen, um auf das zu fokussieren, worauf es ankommt. Ein Stratege will zunächst einmal alle verfügbaren Informationen, um daraus ein möglichst gestochen scharfes Bild zu formen. Dann schaut er nach vorn – auch das hat mit Sehen zu tun. Sehen, was andere nicht sehen, das macht den Strategen aus. Warum? Nun, Strategie heißt auch, andere zu überraschen. Wenn ich früher erkenne, was läuft, bin ich im Vorteil.

Warum war es Ihnen wichtig, dass man dieses Buch „auch in kleinen Portionen lesen“ kann?

Thomas Hutzschenreuter: Strategie ist ein mindset, nicht einfach eine Technik. Ein Mindset entwickelt man. Stück für Stück. Bis es in Fleisch und Blut übergeht. Die kleinen Portionen sind einfach hilfreich, sich nicht zu überladen, da man sonst nicht vorankommt, sondern stecken bleibt. Übrigens ist es genau das, was unsere Executive MBAs so mögen – das Kennenlernen der Puzzleteile, das Einüben, das Erweitern, das Wiederholen und dann weitergehen. Immer Stück für Stück und mit Freude.

Im Kapitel zum „Shift“ erwähnen Sie Muhammad Ali, der seinen Boxstil komplett umstellte, um gegen George Foreman zu gewinnen. Wann ist ein solch radikaler „Shift“ die richtige Strategie, und wann sollte man besser an seinem Plan festhalten?

Thomas Hutzschenreuter: Muhammad Ali hat in der ersten Runde dieses ikonischen Kampfes erkannt, dass er mit seinem „Schwebe wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene“ unter den konkreten klimatischen Bedingungen gegen diesen Gegner an diesem Tag nicht überleben wird. Deshalb traf er eine folgenschwere Entscheidung. Wenn man also erkennt, dass es auf eine bestimmte Weise nicht geht, muss man shiften. Doch Vorsicht, dies ist nicht damit zu verwechseln, dass man stets die Pferde wechselt, wenn es Rückschläge gibt. Wenn man gute Gründe hat, dass ein Durchhalten zum Erfolg führen kann, hält man an seinem Plan fest. Wohlgemerkt gute Gründe und keine Luftschlösser. Allerdings muss man auch sagen, dass diese Frage eine der schwierigsten ist und es eine Reihe weiterer Faktoren gibt, die wichtig sind. Das Buch beleuchtet sie.

An wen richtet sich „Scharfstellen“?

Thomas Hutzschenreuter: Das Buch richtet sich an alle, die in der heutigen Zeit bei weiter ausufernder Komplexität und gefühlt immer steigender Unsicherheit Orientierung suchen. Das kann die Unternehmerin, der Wettkämpfer, der Befehlshaber, die Politikerin, aber auch der verliebte Mittzwanziger oder die Stellenbewerberin sein. Das kann aber auch jemand sein, der in München eine Wohnung sucht und sich mit 1200 Konkurrenten darum bewirbt. Kein Witz. Von dem Fall habe ich erst gestern gehört. Wenn Sie in dieser Konkurrenz bestehen wollen, müssen Sie entweder verdammtes Glück haben, unwahrscheinlich, oder aber eine Strategie. Die sieben Prinzipien von „Scharfstellen“ helfen jedem, und wenden sich damit an jeden, der sich in einer Konkurrenzsituation befindet.

Zuletzt eine persönliche Frage: Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Thomas Hutzschenreuter: Tatsächlich habe ich zuletzt Epiktets „Handbüchlein der Moral“ in den Händen gehabt. Aber das ist wenig überraschend, da ich fast täglich in diesem Buch lese. Ich schlage es an einer beliebigen Stelle auf und finde immer etwas Erhellendes. Genau so etwas habe ich versucht, auch in „Scharfstellen“ zu schaffen.

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