Subscribe & Follow:

Chefs als harte Hunde, die mal so richtig auf den Tisch hauen – diese gibt es nur noch vereinzelt. Die heutige Management-Philosophie stellt eher das Miteinander, den Teamgeist, in den Vordergrund. Doch das Führungskräfte Gefühle zeigen und anwenden, ist noch einmal eine ganz andere Herausforderung – gerade, wenn es um Mitgefühl im Job geht. In „Die Kraft des Mitgefühls: Leadership im Geist des Franz von Assisi“ (Altop Verlag) widmet sich Fritz Lietsch gemeinsam mit Brigitte van Baren genau diesem Thema.

Fritz Lietsch, Social Entrepreneur, Geschäftsführer des ALTOP Verlages und Chefredakteur des Magazins forum Nachhaltig Wirtschaften, berichtet im Interview von seinen eigenen Erfahrungen mit Leadership und erklärt die Aktualität der Prinzipien von Franz von Assisi.

Herr Lietsch, Sie haben neben BWL auch Markt-  und Werbepsychologie studiert. Welche Rolle spielte Mitgefühl in dem, was Sie im Studium gelernt haben?

Nach meiner Erinnerung keine! Damals – 1980 – ging es um betriebswirtschaftliche Optimierung. Und nur darum. Allenfalls ein Prof. Kirsch beschäftigte sich mit Habermas und Themen wie gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen. Mitgefühl war (eher) esoterischer Humbug.

Heute wird viel über flache Hierarchien im Berufsleben gesprochen, Get-together und ein kumpeliger Umgang gehören vor allem in jungen Unternehmen fast schon zum guten Ton. Ist Mitgefühl im Jahr 2018 in Führungspositionen angekommen?

Der Ton ist zwar anders und die Hierarchien sind flacher geworden. Bis zum echten Mitgefühl als Leadership Prinzip braucht es gegebenenfalls noch etwas Zeit. Für echtes Mitgefühl benötigt man sehr viel echtes Selbstbewusstsein und dazu auch etwas Mut. Es stimmt: Unsere Mauern der Hierarchien werden immer niedriger. Die Mauern um unsere Herzen jedoch können nur ganz langsam und mit viel Mut und „Mitgefühl für sich selbst“ abgebaut werden.

Einer der heutigen Trendbegriffe ist die Disruption, kurz gesagt also die Aufmischung eines gesamten Markts durch eine Innovation. Das hat mit Mitgefühl wenig zu tun, oder?

Das sehe ich anders. Gerade Franz von Assisi hat eine unglaubliche Disruption vom Zaun gebrochen. Und das ganz alleine – ohne Waffen, ohne Kapital, mit purem Mitgefühl. Das ist eine unglaubliche Innovation. Das war ein komplett neues Leadership in dieser Zeit. Innerhalb kürzester Zeit folgten Franz von Assisi hunderttausende von Menschen. Und das ganz ohne Telefon, Fax, Internet oder Social Media. Ganz ohne Aussicht auf kurzfristigen Profit. Das soll ihm heute erst mal einer nachmachen.

Portrait von Fritz Lietsch

Im Interview: Fritz Lietsch, Social Entrepreneur, Geschäftsführer des ALTOP Verlages und Chefredakteur des Magazins forum Nachhaltig Wirtschaften. Copyright: ALTOP Verlag, Philipp Ledényi

Sie haben gemeinsam mit Brigitte van Baren Leadership-Prinzipen auf Basis der Gedankenwelt von Franz von Assisi herausgearbeitet und in einem Buch veröffentlicht. Welches sind für Sie die drei zentralen Elemente daraus?

  • Ehrlichkeit, Mut, Offenheit
  • Vorbildfunktion
  • Demut als Gegenpol zur Arroganz der Mächtigen

Sie sind als Geschäftsführer auch eine Führungskraft. Wie wirken sich diese Erkenntnisse auf Ihren eigenen Umgang mit Mitarbeitern aus?

Ich habe mir angewöhnt, Mut zu fassen auch unangenehme Dinge anzusprechen. Ich versuche dabei meinem Gegenüber ebenso ehrlich zu sein wie mir selbst gegenüber. Viele Menschen lügen sich im wahrsten Sinne des Wortes selber in die Tasche. Ich fordere nichts, was ich nicht auch selber zu leisten bereit wäre. Ob ich das immer kann, ist eine andere Sache. Man muss es versuchen. Ich hole mir Kraft, Inspiration und Demut aus der Natur und trage diese Elemente nicht nur in unser Unternehmen, sondern als Moderator und Keynote-Speaker auch auf Kongressen, in Think Tanks und in Workshops in die Unternehmen – und damit auch in die Gesellschaft.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.

Schließen