Mit dem Februar rückt der Frühling näher, auch wenn es draußen immer noch kalt und dunkel ist. Passend hierzu spiegeln die Kulturtipps für diesen Monat die Übergangstimmung wider:
Mit Harfe und Klavier in den Frühling
Die Zeit des Barock neigt sich dem Ende, das Cembalo wird durch das Klavier ersetzt, die Harfe erobert die bürgerlichen wie aristokratischen Salons und entwickelt sich zu dem Instrument, das wir heute kennen: mit Saiten und Pedalen. Es ist die Hoch-Zeit der Kompositionen für Harfe und Klavier, die Duo Praxedis meisterhaft wiederbeleben. Es perlt und gurgelt, hüpft und springt, wenn Praxedis Geneviève Hug und Praxedis Hug in die Tasten beziehungsweise Saiten greifen: Das weltweit einzige Duo für Klavier und Harfe liebt die Spielfreude der Romantik und Klassik und findet, Musik sollte beschwingt sein und die Zuhörer nicht in Trauerstimmung versetzen. Mit großer Spielfreude, virtuos und perfekt harmonierend präsentieren Mutter und Tochter auf ihrem Doppelalbum „grand duet“ Originalwerke für Harfe und Klavier von François-Adrien Boieldieu, Johann Nepomuk Hummel, François-Joseph Dizi, Frédéric Kalkbrenner, Johann Baptist Krumpholtz, Guillaume Gatayes, Daniel Steibelt und Federigo Fiorillo. Komponisten, die der Blütezeit der Harfe-Klavier-Duette ihre schönsten Werke schenkten. Musik, die man rauf- und runterhören kann und definitiv den Frühling ankündigt!
Duo Praxedis
grand duet
Originalwerke für Harfe und Klavier
ARS Produktion 2017
Russische Erzählungen von Iwan Bunin
Wer die russische Seele atmen möchte, kommt dieser Tag nicht um Iwan Bunins großartige Erzählungen herum. Sie entstanden in den Jahren 1914 und 1915, als der Erste Weltkrieg über Europa hinwegfegte, der den russischen Schriftsteller weitgehend verstummen ließ. In seinen tief berührenden und dabei so zauberhaften Geschichten bringt uns Bunin das ländliche Russland nahe. Die Einfachheit des Lebens der Menschen dort, die Schlichtheit seiner Figuren, die Tragik des Daseins gepaart mit Lebenswillen gehen unter die Haut. Ein Literaturereignis erster Güte, hervorragend übersetzt. 1933 erhielt Iwan Bunin den Nobelpreis für Literatur. Zu Recht.
Iwan Bunin
Ein Herr aus San Francisco
Dörlemann Verlag, Zürich 2017
Der Film „Wind River“: mehr als ein Krimi
Nicht minder ergreifend ist der aktuelle Film von Taylor Sheridan. „Wind River“ ist ein Indianerreservat in Wyoming. Trostlos ist es hier, vor allem jetzt im Winter, wenn die Landschaft unter dem Schnee erstarrt und die Temperaturen nicht über minus 20 Grad steigen. Als Fährtenleser Cory Lambert hierher gerufen wird, um einen Puma zu erlegen, der Nutztiere reißt, findet er die Leiche der 18-jährigen Natalie, einst enge Freundin von Corys Tochter, die drei Jahre zuvor unter ähnlichen Umständen ums Leben kam. Als der Polizist vor Ort das FBI zur Amtshilfe anfordert, kommt die junge Agentin Jane Banner angereist, abkommandiert von einer Fortbildung in der Nähe, normalerweise stationiert in Las Vegas und mit den Gegebenheiten vor Ort und den eisigen Wetterbedingungen überfordert. Doch die Männer und sie raufen sich zusammen, denn der Tod des Mädchens geht allen nahe. Ein mühsames und gefährliches Unterfangen, denn das Glück wohnt nicht in Wyoming. Es geht ums Überleben.
„Wind River“ ist nicht nur ein Krimi. Es ist ein Drama: Um die Reservatspolitik der US-Behörden, um Familien von Mordopfern, um die Unbarmherzigkeit der Natur, um die Gewalt von Männern gegenüber Frauen und nicht zuletzt um die Tatsache, dass jede Bevölkerungsgruppe in den USA ihre eigene Vermisstenstatistik hat – nur nicht die Ureinwohnerinnen. Dass dies alles weder kitschig noch patriotisch ist, sondern unglaublich spannend und eiskalt unter die Haut gehend, ist ein Verdienst des Regisseurs. Die düstere Musik von Nick Cave und Warren Ellis rundet dieses kleine Meisterwerk grandios ab.
Wind River
Seit 8. Februar 2018 im Kino
Titelbild: pexels.com