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Die Kulturtipps im Februar gehen unter die Haut: Die Berliner Gemäldegalerie zeigt Kunst aus Odesa, im neuen Roman von Leon de Winter spielt der Nahost-Konflikt eine zentrale Rolle und das Deutsche Theater in Berlin zeigt Sarah Kanes „Gier“.

Von Odesa nach Berlin

Wenn Kunst erzählt, dann oft mehr als nur Geschichten von Farben und Formen. Seit dem 24. Januar 2025 zeigt die Gemäldegalerie Berlin eine Ausstellung, die weit über die ästhetische Betrachtung hinausgeht. Aus dem Odesa Museum für Westliche und Östliche Kunst sind Meisterwerke europäischer Malerei vom 16. bis zum 19. Jahrhundert zu Gast – Werke, die vor dem Krieg in Sicherheit gebracht wurden und eine lange, gefährliche Reise hinter sich haben. Kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine wandte sich Ihor Poronyk, Direktor des Odesa Museums, an die Staatlichen Museen zu Berlin. Inmitten des Chaos hatten er und sein Team bereits einen Großteil der Sammlung des Odesa Museums in Sicherheit gebracht – einige Werke verborgen in Kellern, andere in einem provisorischen Lager außerhalb der Stadt. Orte, die nur für den Moment genügten, aber langfristig die Kunstwerke beschädigen würden. So fanden die Bilder ihren Weg nach Berlin: „Es ist ein Akt der Solidarität und des kulturellen Brückenschlags“, betont Dagmar Hirschfelder, Direktorin der Gemäldegalerie.
In der daraus entstanden Ausstellung treten 60 Werke aus Odesa in einen faszinierenden Dialog mit 25 Gemälden aus der Berliner Sammlung. Dabei entstehen spannende Kontraste: Renaissance-Madonnen von Francesco Granacci, der Ecce Homo von Bernardo Strozzi und seltene Porträts von Frans Hals treffen auf bekannte Meisterwerke der Alten Nationalgalerie. Für die Besucher entfaltet sich ein facettenreicher Rundgang – von biblischen Szenen über mythologische Darstellungen bis hin zu eindrucksvollen Landschaften von Frits Thaulow und Emile Claus. „Von Odesa nach Berlin“ ist mehr als eine Schau von Gemälden. Sie ist ein Plädoyer dafür, dass Kunst Welten verbindet – gerade dann, wenn diese auseinanderzubrechen drohen.

Von Odesa nach Berlin.
Europäische Malerei des 16. bis 19. Jahrhunderts
24. Januar bis 22. Juni 2025

Gemäldegalerie – Staatliche Museen zu Berlin
Matthäikirchplatz
10785 Berlin

 

Nahost-Drama trifft Familienschicksal

In Leon de Winters neuem Roman „Stadt der Hunde“ liegt die Zukunft des Nahen Ostens in den Händen der 17-jährigen Noora, Tochter des saudischen Herrschers. Sie soll Frieden bringen und die Emanzipation der Frauen vorantreiben – wäre da nicht eine tödliche Hirnerkrankung. Ihre letzte Hoffnung: Jaap Hollander, ein brillanter Neurochirurg, inzwischen im Ruhestand, aber immer noch der beste seines Stands. Regelmäßig reist er nach Israel, um am Ramon-Krater in der Negev-Wüste seiner Tochter zu Gedenken, die vor zehn Jahren im Alter von 18 Jahren an dieser Stelle spurlos verschwand. Mit der riskanten Operation zu einem horrenden Honorar könnte er eine letzte Suchaktion starten. Misslingt der Eingriff allerdings, wartet auf Jaap der Tod. Gewohnt spannend und fesselnd verwebt Leon de Winter hohe Politik mit tragischen Familienkonflikten. Jaaps innerer Kampf, der Nahost-Konflikt und die Frage nach Schuld und Vergebung treiben die Handlung voran. Auch wenn einige Wendungen konstruiert wirken, fesselt der Roman mit Spannung, Tempo und nicht zuletzt auch metaphysischen Elementen.

Leon de Winter
Stadt der Hunde
Diogenes Verlag, Zürich 2025

 

Radikales Theater

Sarah Kane hinterließ mit nur 28 Jahren ein radikales Theatererbe. Ihr Stück „Gier“ („Crave“), 1998 entstanden, seziert die menschliche Obsession nach Nähe, Liebe und Anerkennung. Es ist ein Text über Sucht. Sucht nach Gefühl, Verschmelzung und Bestätigung. Die preisgekrönte Inszenierung des Schauspielhauses Zürich, nun am Deutschen Theater zu erleben, verzichtet auf klassisches Bühnengeschehen. Stattdessen verkörpern vier Schauspieler Stimmen, nicht Figuren. Ihre Worte sind wie musikalische Linien eines Streichquartetts, intensiv und zerrissen. Besonders eindrucksvoll: Wiebke Mollenhauer, die stumm auf die Texte reagiert. Ihr Gesicht wird zur Projektionsfläche für Schmerz und Sehnsucht. Dramaturg Moritz Frischkorn beschreibt Kanes Text als „dicht und poetisch“, ein Spiegel für eigene Erlebnisse von Liebe, Verlust und Gewalt. Und dennoch: Trotz der emotionalen Wucht blitzt immer auch wieder Humor auf. „Gier“ ist keine leichte Kost, aber ein Theatererlebnis, das unter die Haut geht.

Deutsches Theater Berlin
Schumannstraße 13a
10117 Berlin

Premiere: 15. Februar 2025, 20 – 22 Uhr
16. Februar 2025, 19.30 – 21.30 Uhr
26. Februar 2025, 19.30 – 21.30 Uhr

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