Die Kulturtipps im Juni bringen in zwei Ausstellungen frischen Wind von der Nordsee sowie italienische Eleganz nach Potsdam. Zur musikalischen Sommerentspannung lädt das Duo Praxedis ein.
Frischer Wind
Der Impressionismus eroberte in den 1860er-Jahren – ausgehend von Frankreich – die Kunstwelt und veränderte sie nachhaltig: Mit schnellen Pinselstrichen und leuchtenden Farben hielten die Künstler flüchtige Lichtstimmungen, neue Freizeitvergnügungen und Reiseeindrücke direkt unter freiem Himmel fest. Diese bahnbrechende Stilrichtung fand schnell Verbreitung und hinterließ auch in Nordeuropa tiefe Spuren in der Malerei. Im wunderschönen Museum Kunst der Westküste auf der Insel Föhr kann man nun in die faszinierenden Werke niederländischer, deutscher und dänischer Impressionisten eintauchen. Gemeinsam mit dem Museum Singer Laren und dem Landesmuseum Hannover präsentiert das MKdW rund 80 herausragende Gemälde und Ölstudien von Künstlern wie Anna Ancher, Lovis Corinth, Isaac Israels, Johan Barthold Jongkind, Jo Koster, Max Liebermann, Peder Severin Krøyer und Max Slevogt. Die Ausstellung zeigt eindrucksvolle Szenen im wechselnden Licht der Tages- und Jahreszeiten – gemalt in Gärten, am Strand, auf dem Land oder in der Stadt. Echte Hingucker!
Frischer Wind. Impressionismus im Norden
Ausstellung vom 9. Juni bis 3. November 2024
Museum Kunst der Westküste
Hauptstraße 1
25938 Alkersum / Föhr
Zeitlose Eleganz
Das Potsdamer Museum Barberini feiert derzeit das facettenreiche Werk von Amedeo Modigliani. In sieben Räumen setzt sich die kenntnisreiche Schau mit dem italienischen Maler auseinander, der 1920 im Alter von nur 35 Jahren starb. Mit dabei sind Werke von Künstlerkollegen wie Egon Schiele, Gustav Klimt, Pablo Picasso und Wilhelm Lehmbruck, durch die frappierende Parallelen, Berührungspunkte und Unterschiede in der künstlerischen Auffassung menschlicher Gestalt hervortreten. Ein besonderes Highlight ist Modiglianis „Auf der Seite liegender Frauenakt“ von 1917, ein Werk aus der Nahmad Collection. Ein wunderbares Beispiel dafür, wie Modigliani in seinen Gemälden die langnasige, birnenköpfige und schmalschultrige Frauengestalt als schön darstellt, ein Konzept, das sowohl in der klassischen Kunstgeschichte verwurzelt ist als auch den Geist der Zeit widerspiegelt: Denn während des Ersten Weltkriegs entstand mit der garçonne ein neuer Typus der sportlichen, praktischen und kameradschaftlichen Frau. Diese einzigartige Handschrift zieht sich durch das gesamte Werk des Künstlers und verleiht seinen Gemälden eine zeitlose Eleganz.
Modgliani. Moderne Blicke.
Ausstellung bis zum 18. August 2024
Museum Barberini
Alter Markt
Humboldtstraße 5–6
14467 Potsdam
Zarte Klänge
Der walisische Komponist John Thomas (1826-1913) war nicht nur ein herausragender Harfenist am Hof von Königin Victoria, sondern auch ein äußerst begabter Arrangeur und Komponist. Seine Fähigkeit, die Harfe sowohl als Soloinstrument als auch im Duett mit dem Klavier zu verwenden, macht seine Werke ideal für das Duo Praxedis, bestehend aus der Harfenistin Praxedis Hug-Rütti und ihrer Tochter, der Pianistin Praxedis Geneviève Hug. Mutter und Tochter arbeiten auf ihrem aktuellen Album „Complete Duos for Harp and Piano Vol. 2“ Thomas’ souveränes Stilgefühl überzeugend heraus, indem es seinen eleganten romantischen Stil auf die Gegebenheiten der Harfe überträgt. Was durchaus staunen lässt: Schuberts „Lied von der Forelle“ klingt plötzlich so, als wäre es schon immer für Harfe und Klavier geschrieben worden, und Chopins berühmter Trauermarsch findet durch das ungewöhnliche Duo eine außergewöhnliche Neuinterpretation.
Duo Praxedis
John Thomas – Complete Duos for Harp and Piano Volume 2
Toccata Classics 2024
Foto: Una Laurencic auf Pexels.