Dieses Jahr ist Weihnachten anders? Kein Problem! Mit den drei Lektüretipps im Dezember kommen Sie schmökernd völlig unsentimental über die Feiertage oder sogar durch das gesamte neue Jahr.
Mörderisches Weihnachten
Wer sich gemütlich ins Leseeck zurückziehen möchte, hat in „Mord in Dingley Dell“ den idealen Begleiter. Der große britische Meister des Kriminalromans, Reginald Hill, zeigt einmal mehr, dass er Ironie, Spannung und schräge Charaktere zu einem perfekten Mix zusammenstellen kann, dessen Ergebnis im wahrsten Sinne des Wortes ein Mordsgaudi ist. Es beginnt, wie so viele klassisch-britische Kriminalromane anfangen: Auf einem Landgut will eine illustre Schar an Gästen ein Weihnachtsfest ganz im Stile von Charles Dickens feiern. Natürlich fängt es pünktlich an zu schneien und schon bald ist das Haus von der Außenwelt abgeschnitten. Als dann auch noch eine Leiche auftaucht (derer es im Laufe der Geschichte immer mehr werden) ist klar, dass mit diesem Fest und seinen Gästen etwas nicht stimmt. Wer allerding die Gemütlichkeit einer Miss Marple oder eines Hercule Poirot erwartet, sieht sich getäuscht. Reginald Hill zündet ein furioses Feuerwerk, das gekonnt die Zeitgeschichte des Jahres 1972 parodiert, und mit Absurditäten bis hin zu Slapstick und Quentin Tarantino gleichem Finale nicht spart.
Reginald Hill
Mord in Dingley Dell
DuMont Buchverlag, Köln 2020
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Sehnsuchtsorte
Wer ein Geschenk für Musikliebhaber sucht, kann hier noch bis zum 6. Dezember den wunderbaren und kenntnisreichen Wochenkalender „Musiker und ihre Sehnsuchtsorte“ gewinnen. Ob Paris oder Wien, London oder Rom, auf der Bühne oder im Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert, in dem der Dirigent Claudio Abbado gern wohnte, wenn er im Engadin war: Die Musikerinnen und Musiker gewähren in diesem Kalender einen kleinen Blick auf ihr Inneres. Mit Fotos und Zitaten führt er durch ein Jahr voller Schlaglichter auf einen Moment des Lebens dieser großartigen Künstler und ihrer Sehnsucht, ob sie nun Alban Berg, Jessye Norman, Enrico Caruso, Camille Saint-Saëns, Mariss Jansons oder Mario Lanza heißen.
Der Musik Kalender 2021
Musiker und ihre Sehnsuchtsorte
Gestaltet von Max Bartholl
60 Blätter / ca. 54 Fotos / farbig
edition Momente
Heißes Pflaster Südkorea
Ganz unweihnachtlich ist das neue Gangsterdrama des südkoreanischen Autors Un-Su Kim. Einmal mehr entführt er seine Leser in die Welt des organisierten Verbrechens. Auf knapp 600 Seiten tauchen wir ein in die Bandenkriminalität der südkoreanischen Hafenstadt Busan im Jahr 1993. Sehr genau sind die Viertel und damit auch der Wirkungskreis der einzelnen Clans abgesteckt. Respektables Oberhaupt der Schattengesellschaft ist der alte Vater Son. Sein Ziehsohn Huisu regelt das tägliche Geschäft, das je nach Lage Verhandlungsgeschick oder Mord bedeutet. Doch Huisu ist müde. Zu gern würde er ein bürgerliches Leben führen. Schulden, Gier und Macht sind allerdings ständige Begleiter aller Beteiligten in einem geschlossen Milieu, aus dem es kein Entkommen gibt. Un-Su Kim nimmt sich viel Zeit für seine Figuren und ihre Geschichte. Wer sich auf sie einlässt, wird mit einer fesselnden Geschichte belohnt. „Heißes Blut“ ist dialogreiches Drama und Wirtschaftskrimi im Gangstermilieu, an deren Ende eine Gewaltorgie steht, nach der die Karten neu gemischt sein werden.
Un-Su Kim
Heißes Blut
Europa Verlag, München 2020
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Titelbild: pexels.com