Direkt aufs Brot, in den Kuchen oder Tee: Fast ein Kilo Honig verbrauchen wir Deutschen pro Kopf und Jahr. Woher der Honig stammt, verrät der Blick aufs Glas. Mexiko war laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft das wichtigste Herkunftsland für deutsche Honigimporte im Jahr 2019, es folgen die Ukraine und Argentinien. Aber auch in Deutschland wird jede Menge Honig produziert, selbst in Metropolen wie Hamburg. Einer dieser Großstadtimker ist Maxim Weber. Für ihn ist die Imkerei ein Hobby, was in Deutschland keine Seltenheit ist. Im Gegenteil: Laut Deutschem Imkerbund betreiben weniger als ein Prozent die Honigproduktion erwerbsmäßig. Für seinen „Hamburger Stadthonig“ bietet Maxim Weber daher auch Bienenpatenschaften an.
Bienenpatenschaft: Honig und Hintergründe
„Die Bienenpatenschaften helfen mir, meine kleine Hobby-Imkerei zu erweitern“, sagt Weber. „Die Ausrüstung dafür – Bienenhaus, Rahmen, Wachs, Bienen – ist recht kostspielig, diese liegt bei 300 Euro pro Bienenvolk.“ Wer eine Komplettpatenschaft für ein Bienenvolk übernehmen möchte, zahlt jene 300 Euro – und bekommt neben einer Urkunde und Hintergrundinfos auch 16 Gläser des Honigs. Zudem sind Teilpatenschaften möglich. „Die meisten Paten besuchen mich und ihr Patenvolk im Laufe des Sommers und wir machen eine gemeinsame Durchsicht. Ich erkläre, was im Bienenstock im Laufe des Jahres passiert, wie das Volk sich organisiert und was es bei der Bienenhaltung zu beachten gibt.“
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Honig aus der Stadt, ist das kein Widerspruch? Nein, sagt Insektenexperte Hans-Dietrich Reckhaus. „In Städten finden Bienen erstaunlicherweise besonders gute Bedingungen vor, denn hier ist die Blütenvielfalt teils viel höher als in ländlichen Monokulturen.“ Reckhaus selbst musste den Wert der Insekten jedoch selbst erst kennenlernen – sein Familienunternehmen stellte lange Insektizide her, bevor er das Unternehmen komplett umkrempelte und heute sogar vor den eigenen Produkten warnt. Diese Geschichte hat er im Buch „Fliegen lassen. Wie man radikal und konsequent neu wirtschaftet“ aufgeschrieben.
Heute weiß Reckhaus, wie zentral die summenden Tierchen für das Ökosystem sind: „Bis zu 75 Prozent unserer Kulturpflanzen und bis zu 90 Prozent aller Wildpflanzen brauchen die Sechsbeiner für die Bestäubung“, erklärt er.
Nicht nur die Biene ist fleißig
Für Hans-Dietrich Reckhaus war der Kontakt mit zwei Schweizer Künstlern ein Schlüsselerlebnis, mit dem er vom Insektentöter zum Insektenretter wurde. Bei Maxim Weber war ein Film über die Bedeutung von Bienen der Startpunkt seines Imker-Daseins. Der Dokumentarfilm „More Than Honey“ aus dem Jahr 2012, der mit zahlreichen Preisen bedacht wurde, ließ ihn zu dem Entschluss kommen: „Ich muss Bienen halten.“ Die ersten Bienen kamen dann im Frühjahr 2014, mittlerweile hat der hauptberufliche ITler zwischen 20 und 25 Völker.
Bienenpatenschaften für seinen Stadthonig bietet der Hamburger seit zweieinhalb Jahren an, elf Paten für das Komplettpaket hat er bereits gewinnen können, zusätzlich noch einige Teilpatenschaften. Maxim Weber will den Paten auch das Wissen um die Bedeutung der Bienen weitergeben – und auch selbst zum Ausprobieren ermutigen: „Wenn das Interesse geweckt wurde, überlasse ich den Paten auch ein Jungvolk, damit diese gleich durchstarten können.“
Doch nicht nur die Honigbienen, auch ihre wilden Artgenossen sind im Frühjahr fleißig unterwegs, weiß Insektenexperte Reckhaus: „Die Honigbiene kann längst nicht alles abdecken, zum Beispiel weil sie erst spät zu bestäuben beginnt. Daher wären Frühlingsblüher wie Krokus und Narzissen ohne die anderen wilden Schwestern schlicht nicht da.“ Wer also neben Bienen auch weitere Insekten unterstützen will, dem rät Reckhaus einerseits die Insektenbekämpfung zu reduzieren und andererseits Wildnis zuzulassen – etwa wilde Ecken im Garten zu behalten und nur zwei Mal jährlich zu mähen. So können nicht nur die fleißigen Bienen von Maxim Weber Pflanzen bestäuben und Honig produzieren, sondern auch die vielen anderen wilden Insekten.
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Titelbild: pexels.com