Crossover ist das Stichwort für diesen Monat: Recht und Unrecht verschwimmen in Mecklenburg-Vorpommern, Klassik und Disko tanzen zusammen mit „The High Horse“ und Kunst und Wissenschaft gehen eine aufregende Symbiose ein.
Das Grauen lauert in Mecklenburg-Vorpommern
Im Jahr 2003 hat eine Gluthitze ganz Deutschland fest im Griff. In Rostock schwitzen die Kommissare Frank Elling und Lona Mendt. Elling wohnt mit Frau und Tochter im etwas spießigen Ringelrankenweg und lässt gerade einen Swimmingpool in seinen Garten bauen, Lona Mendt stellt ihr Wohnmobil immer gerade dorthin, wo es ihr gefällt. Als ein Killer äußerst brutal einigen vermeintlich harmlosen und unbescholtenen Personen die Kehle durchschneidet, wird es allerdings erst richtig heiß für die beiden Polizisten. Denn je tiefer sie graben, umso mehr Dreck aus deutsch-deutscher Geschichte kehren sie hervor, in der kaum einer der Beteiligten eine rühmliche Rolle gespielt hat. Autor Holger Karsten Schmidt gehört zu den erfolgreichsten Drehbuchautoren Deutschlands. So wundert es nicht, dass ihm auch mit „Die Toten von Marnow“ ein packender Pageturner gelungen ist, in dem Gut und Böse, Schwarz und Weiß und Recht und Unrecht nicht immer eindeutig zu trennen sind. Zwischen Rostock und Mecklenburg-Vorpommern verschwimmen moralische Grenzen und der Leser schwimmt genüsslich mit.
Holger Karsten Schmidt
Die Toten von Marnow
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2020
Wer hat’s erfunden?
Ja, die Schweizer haben sie erfunden, die wunderbare Parodie auf Hits der neunziger Jahre. Genauer Stephanie Szanto, angesehene Mezzosopranistin, und Pianist Simon Bucher. Nach ihrer Ausbildung hatten die beiden das Gefühl, hoch auf dem Klassikross – The High Horse – zu sitzen. Wo waren ihre Lieblingsdiskohits geblieben? Und so begann Simon Bucher, Songs wie Looking for Freedom, I’m too sexy oder Der Berg ruft und Voyage, Voyage bis hin zum Barbie Girl neu zu arrangieren. Mit viel Humor und Ironie gewürzt, erlebt man mit den beiden einen wilden Querfeldeinritt. Kleine Jazzopern, große Arien, skurrile Melodramen oder auch mal eine schräge Collage wechseln sich ab mit dem großen Können der Künstler aus Oper und Operette. Was soll man viele Worte machen – am besten, man schaut selbst: Kultverdächtig!
The High Horse. Best of Worst Vol. I
Stephanie Szanto (Gesang/Mezzosopran, Komposition, Arrangement)
Simon Bucher (Klavier, Komposition, Arrangement, Stimme)
ARS Produktion
Wissenschaft + Kunst = SUPERPOSITION
Sie kommen aus der Science Art und nennen sich selbst „Freie Radikale“, denn sie arbeiten meist isoliert voneinander. Umso schöner, dass man nun Werke von vier Künstlerinnen und Künstlern in dem Projektraum „DISKURS“ in Berlin bewundern kann. Lucas Buschfeld, Edith Kollath, Olaf Schirm und Sebastian Wolf beherrschen das Wechselspiel sowie die Überlagerung von Kunst und Wissenschaft meisterhaft. Für den Betrachter bedeutet dies, immer wieder zu verharren, zu staunen, zu lernen und sich neuen Sichtweisen anzunähern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ob Bild oder Installation, die Annäherung über den naturwissenschaftlichen Weg ermöglicht faszinierende Einblicke in die Verfremdung und Neuformung von Realität.
SUPERPOSITION
Die Überlagerung von Kunst und Wissenschaft – Neue, radikal subtile Positionen über die Wahrnehmung. Mit Arbeiten von Lucas Buschfeld, Edith Kollath, Olaf Schirm und Sebastian Wolf.
Ausstellung noch bis zum 29. Februar 2020
Galerie DISKURS
Novalisstraße 7
10115 Berlin
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Samstag: 13 – 19 Uhr
Titelbild: pexels.com