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Während uns der Sommer mit endloser Sonne wärmt, tauchen uns die Kulturtipps für August in ein Wechselbad der Gefühle.

Romantik für Sommernächte

Mit romantischen Sonaten und Phantasien von Grieg, Chopin und Schumann verlängert uns die israelisch-amerikanische Cellistin Inbal Segev den Sommer. Auf einem Cello aus dem Jahr 1673 von Francesco Rugieri entführt sie uns in eine Welt zum Träumen. Begleitet von dem finnischen Pianisten Juho Pohjonen schlägt sie mühelos den Bogen von Stücken, die eigentlich für Klavier und Klarinette geschrieben wurden, hin zu einer interessanten Aufnahme mit Cello und Klavier, in der Pohjonen mehr ist als nur Begleitung. Die Musiker spielen auf Augenhöhe. Mit diesem Arrangement unterstreicht die Künstlerin, die gern auch einmal Kompositionen für Cello und Elektronik in Auftrag gibt oder Werke von Timo Andres und Dan Visconti uraufführt, erneut ihre Lust an Neuem. So multikulturell amerikanisch-israelisch-finnisch das Duo hier musiziert, ist das Album der ideale Begleiter für laue Sommerabende.

Inbal Segev
Klavier: Juho Pohnonen
Chopin-Grieg-Schumann
Avie Records 2018

Eiskaltes Debüt, grandios erzählt

Gänzlich unromantisch ist das Romandebüt „Die Hochhausspringerin“ von Julia von Lucadou. Die Autorin entwirft ein Szenario in einer nicht allzu fernen Zukunft, das einem Angst und Bange macht. Steril und unpersönlich ist es hier, Menschen dienen als Leistungsträger der Gesellschaft mit dem einen Ziel, sich immer nur selbst zu optimieren und der Gemeinschaft zu dienen. Wer es schafft, dank Begabung aus den heißen und stickig-dreckigen Peripherien jenseits der Stadtgrenzen zu entkommen und einen Platz in einer der schicken Wohnungen zu erhalten, muss von nun an funktionieren. Tut er es nicht, wird er gnadenlos dazu getrimmt oder in die Peripherien zurückgestoßen. Als sich Riva, eine junge Athletin, die als Hochhausspringerin nicht nur enorm erfolgreich, sondern ebenso populär ist, plötzlich dem Leistungsdruck verweigert, soll die Psychologin Hiromi Yoshita sie auf den rechten Weg zurückführen. Mittels Kameraüberwachung und Optimierungsstrategien werden alle Register gezogen, die junge Frau in die Gesellschaft zu reintegrieren. Doch je stoischer sich Riva verhält, umso mehr verwickelt sich das Leben der Psychologin mit dem der jungen Frau, immer verknüpft durch die Gefahr, mit in den Abgrund gerissen zu werden. Julia von Lucadous Dystopie zeichnet ein erschreckendes Bild einer systemischen Intelligenz, in der Tracking und Überwachung perfektioniert sind. Ein Buch das fesselt, müssten wir es nicht von Zeit zu Zeit aus der Hand legen, um uns von der grauenhaften Vorstellung zu befreien, die eine Totalüberwachung in Zeiten der Digitalisierung in uns hervorruft.

Julia von Lucadou
Die Hochhausspringerin
Hanser Verlag, Berlin 2018

Philosophisches Roadmovie mit Romantik

Wem das dann doch zu viel ist, kann sich in „303“ von zu viel Emotionskälte erholen. Dieser 303 ist das Mercedes Wohnmobil von Jule. Die ist auf dem Weg nach Spanien, um ihrem Freund zu sagen, dass sie schwanger ist. Da Jan ebenfalls dorthin möchte, um seinen leiblichen Vater zu finden, aber von der Mitfahrgelegenheit versetzt wird, sind Jan und Jule plötzlich zusammen unterwegs. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kommen sich die beiden in langen, philosophischen Gesprächen langsam näher. Und während die beiden über Beziehungen, Nähe und Distanz diskutieren, genießt der Zuschauer nicht nur das erfrischende Spiel der Jungschauspieler Mala Emde und Anton Spieker, sondern auch eine wunderbare in Pastelltöne getauchte Landschaft und langweilt sich keine Minute. Selbst wer kein Faible für Wohnmobil-Urlaube hat, bekommt Lust, auf Tour zu gehen. Und nicht zuletzt bleibt es spannend: Kriegen sie sich…, kriegen sie sich nicht…?

303
Seit 19. Juli 2018 im Kino

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