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Die Tage werden länger, die Nächte kürzer – eine gute Gelegenheit, auf kulturelle Entdeckungsreise zu gehen und Ungewöhnliches zu finden. Die Kulturtipps für den Monat Juni.

Vergessene Klänge, einfühlsam interpretiert

Sein Leben war gezeichnet von Brüchen: 1891 geboren, verließ Arthur Lourié 1922 die Sowjetunion um über Berlin nach Paris zu gehen, das er 1941 als Jude verlassen musste. 1966 starb der russische Komponist 75-jährig weitgehend vergessen in Princeton/USA. Völlig zu Unrecht, wie uns der Schweizer Pianist Christian Erny in seinem zweiten Soloalbum auf eindrucksvolle Weise zu Gehör bringt. Er erweckt die in den Jahren 1908 bis 1910 komponierten Stücke zum Leben, und wir machen eine Entdeckung. Zart, wie der Name es sagt, erklingen die „Cinq Préludes Fragiles Op. 1“, wunderbar abgerundet durch das liebliche „Wiegenlied“. Entstanden in der Frühphase seines Schaffens, erinnern die Stücke noch an die französische Spätromantik. Erst später geht der Komponist in eine neoklassizistische Phase über, bis er in den USA zu seinen russischen Wurzeln zurückkehrt, suchend, mystisch, unangepasst. Viel Arbeit hat der junge Pianist in die Erschließung  von Louriés Frühwerk gesteckt. Es hat sich gelohnt: In jeder Note, jedem Anschlag bringt er uns den klanglichen Zauber eines ewig Suchenden nahe.

Christian Erny
Klavierwerke von Arthur Lourié
Ars Produktion 2018

Wenn der Teufel mit Gott um die menschliche Seele wettet

Es ist der Teufel höchstpersönlich, der dem jungen Briefträger gegenübersteht. Dieser hat gerade erfahren, dass er einen Tumor im Kopf und nur noch sieben Tage zu leben hat. Und jetzt das: In seiner Wohnung irgendwo in einer kleinen Stadt in Japan wartet sein Ebenbild auf ihn, stellt sich als der Leibhaftige vor und hat einen eigenartigen Deal im Gepäck: für jeden Tag, den der Briefträger länger leben möchte, muss etwas von der Welt verschwinden. Der junge Mann greift zu. Und so verschwinden am ersten Tag alle Telefone, am zweiten die Filme und am dritten sämtliche Uhren. Als am vierten Tag alle Katzen verschwinden sollen, ist das Maß voll. Der Briefträger trifft eine Entscheidung und wir wissen: Wie einst Gott und Mephisto um Faust wetteten, wird auch dieses Mal das Böse das Spiel um das ewige Leben verlieren.
Genki Kawamura, 1979 in Yokohama geboren, ist eigentlich Filmproduzent. Mit „Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden“, hat er jedoch ein Romandebüt vorgelegt, das sofort ein internationaler Bestseller wurde und bereits erfolgreich den Weg auf die Leinwand gefunden hat. Bisweilen lakonisch-humorvoll im Ton, durchleben wir sieben Tage des Reflektierens und des Abschiednehmens. Was ist wirklich wichtig, wenn wir wissen, dass uns der Tod mit hundertprozentiger Sicherheit erwartet und mit jedem Tag auch ein Stückchen unseres eigenen Lebens geht? So traurig es ist, entlässt uns Genki Kawamura dennoch nicht ohne das gute Gefühl, dass wir Menschen im Grunde genommen herzensgut sind.

Genki Kawamura
Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden
C. Bertelsmann Verlag, München 2018

Sechzig plus und frisch wie eh und je

Von unten nach oben – so ergeht es Sandra Abbott. Dank der Verdienste ihres Mannes Mike, einem Polizeibeamten, rutscht sie die Adelsleiter hinauf und schwebt im siebten Himmel. Doch mit Mikes Ruhestand kommt die Ernüchterung: Ihr Mann hat eine Affäre mit Sandras bester Freundin Pamela. Kurz entschlossen packt Lady Sandra ihre Sachen und zieht zu ihrer älteren Schwester Bif nach London. Die allerdings ist ein lebenslustiger extrovertierter Freigeist. Und so braucht es einige Zeit, bis die beiden Schwestern sich wieder annähern und Sandra ihren Snobismus besiegt. Denn da ist der Tanzkurs und Charlie, der der enttäuschten Frau die Lebensfreude wiedergibt. Was wie ein tausendmal gesehener Plot klingt, ist dank des Charmes seiner Darsteller alter englischer Garde, einer guten Prise britischem Humor und der gelungenen Balance zwischen Komik und Tragik ein auf seine Weise liebevoller Feel-Good-Movie.

Tanz ins Leben
seit 31. Mai in den Kinos

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